Forstwirtschaft: Das Klima wandelt auch den Wald
Doch der Bewusstseinswandel bei den Besitzern ist angesichts der kleinteiligen Parzellen ein langer Prozess.
Burscheid. Eigentlich ist das die Jahreszeit, um Holz zu schlagen. Aber Förster Hans-Christian Ludwig winkt ab. Vielerorts ist der Boden durch die starken Niederschläge zu aufgeweicht, die Holzarbeiten müssen warten. „Wir fahren sonst die Wege kaputt.“
Herbst und Winter sind vor allem bei Laubbäumen die Haupteinschlagszeit. Wenn sie noch Laub tragen, kann die Krone nicht beurteilt werden, das Fällen wird viel zu gefährlich.
Erschwerend kommt für die Forstwirtschaft hinzu, dass der Wald im Revier Altenberg nur über wenige gut ausgebaute Wege erschlossen ist. „In Burscheid geht es noch. Aber in Odenthal können wir den Wald oft nur über Wiesen erreichen und sind dabei extrem abhängig vom Wetter. Sonst sind die Schäden am Ende größer als der Erlös durch den Holzverkauf“, sagt Ludwig.
Eine längere Frostperiode, möglichst ohne Schnee, könnte den Boden wieder belastbarer machen. Aber je kürzer diese Phasen werden, umso schwerer wird es, auch Unternehmen für die Fällarbeiten zu finden. „Die sind natürlich dann überall gefragt.“
Schon im zurückliegenden Winter bot sich ein ähnliches Bild: wenig Frost, viel Niederschlag, aufgeweichte Böden. Für den Förster ist schon lange klar: Der Klimawandel macht sich in den Wäldern bemerkbar. „Damit müssen wir uns auseinandersetzen.“
Eine der Antworten in der Forstwirtschaft ist der Trend zum Mischwald. Der schrittweise Abschied von den Monokulturen hat nämlich nicht nur ökologische Gründe. Reine Fichtenbestände, wie sie früher wegen des schnelleren Ertrags verbreitet waren, sind empfindlicher. Die Nadelbäume wurzeln oberflächennah; aufgeweichter Boden und Sturm, beides Auswirkungen des Klimawandels, können sie rasch zum Kippen bringen.
In einem Mischwald schützen sich die Bäume besser gegenseitig. „Mischwald muss dabei nicht heißen, dass sich wirklich Baum für Baum abwechselt. Auch dort kann es Gruppen geben“, erklärt Ludwig.
Eine weitere Maßnahme, um den Wald resistenter zu machen, ist die sogenannte Naturverjüngung. Gegenüber dem früheren Kahlschlag ganzer Flächen wird jetzt bei der Bewirtschaftung stärker darauf geachtet, gezielt die älteren Bäume zu fällen und so den jüngeren Pflanzen Raum zum Wachstum zu geben.
Aber das alles ist aufwendig, verlangt Einsatz und Bereitschaft bei den Waldbesitzern. Doch die überhaupt zu erreichen, ist ein mühsames Geschäft in einer Region, die im Wald streckenweise über Kleinstparzellen verfügt. Um die 700 Waldbesitzer, schätzt Ludwig, haben Anteile am Revier Altenberg. Aber in den örtlichen Forstbetriebsgemeinschaften (FBG) sind überhaupt nur rund 230 von ihnen organisiert: um die 150 in Odenthal, derzeit 83 in Burscheid.
„Wer Mitglied in einer FBG ist, hat ja zumindest schon mal irgendein Interesse gezeigt“, sagt Ludwig. Dort kann er über Vorträge, Beratung und Anleitung versuchen, am Bewusstseinswandel mitzuwirken.
Aber oftmals gehören einzelne Waldparzellen auch Erbengemeinschaften, die noch nicht einmal immer einen Ansprechpartner für Waldfragen haben. „Andere Eigentümer leben inzwischen im Ausland. Manche wissen sicher auch gar nicht, dass sie irgendwo in Burscheid noch ein Stück Wald besitzen.“ Da wird die Aufklärung über den globalen Klimawandel schon mal zur atomisierten Puzzlearbeit.