Geburtstagsfeier im Ausland

Tschernobyl: 29 Kinder und Jugendliche aus der Ukraine erholen sich zurzeit in Deutschland. Lisa Yastremska hat eine Burscheider Gastfamilie gefunden.

Burscheid. Es war eine lange Reise: Mittwoch früh ist Lisa Yastremska in Kiew in den Bus gestiegen - zusammen mit 28 weiteren Kindern und Jugendlichen aus der Ukraine. Allein sechs Stunden mussten sie an der polnischen Grenze ausharren. Als sie am Donnerstagabend in Langenfeld eintrafen, war es bereits dunkel. Aber schon in den wenigen Tagen seither hat Lisa einen ersten Eindruck bekommen: "Alles ist schön, gut gepflegt und sauber - und die Bonbons sind so lecker."

Für die 16-jährige Ukrainerin ist es der erste Aufenthalt in Deutschland. Bereits im vergangenen Jahr hatte sie gehofft, im Rahmen der "Hilfe für Tschernobyl-Kinder" drei Wochen Erholung finden zu können, aber erst in diesem Jahr hat es geklappt - und auch da nur auf den letzten Drücker, weil ihre Burscheider Gastfamilie Drösser erst kurzfristig entschieden hatte, zum zweiten Mal nach 2006 wieder jemanden aufzunehmen.

Für Julia Drösser (37) steht dabei zunächst einmal ganz Pragmatisches im Vordergrund: "Die Kinder brauchen gesunde Ernährung und frische Luft." Auch 22 Jahre nach der Atomkatastrophe sind die Folgen längst nicht aus der Welt. Dabei werden wirkliche Krankheitsfälle gar nicht auf den Weg geschickt; das Reiseangebot gilt Kindern und Jugendlichen aus sozial schwachen oder kinderreichen Familien und soll ihr in der Regel sehr schwaches Immunsystem wieder aufpäppeln. Lisa beispielsweise hat noch drei Geschwister, ihr Vater ist seit einem Jahr arbeitslos; die Reise hätte sie sich alleine niemals leisten können.

In Burscheid hat sie es gut getroffen. Ihre Gastmutter ist gebürtige Russin und spricht damit die Sprache, die selbst Lisa besser beherrscht als Ukrainisch. Auch Drössers Tochter Ekaterina (16) hat bis zu ihrem siebten Lebensjahr noch in Moskau gewohnt und besucht einmal im Jahr ihre Angehörigen dort.

Am Samstag bekam Lisa erst einmal einen modischen Haarschnitt verpasst, für den es bei Friseur Migu einen Sonderrabatt gab; am Montag folgte der erste Kölnbesuch einschließlich einer Fahrt mit der gerade frisch eröffneten Seilbahn über die Zoobrücke. Bis sie Ekaterina in die Paffenlöher Steffi begleiten kann, muss sich Lisa aber noch gedulden: Sie feiert erst am 26.März ihren 16. Geburtstag - anderthalb Wochen vor der Rückkehr nach Kiew.

Gründung Die Bürgerinitiative "Hilfe für Tschernobyl-Kinder" mit Sitz in Langenfeld wurde 1992 gegründet. Gesucht werden Gasteltern, die einmal im Jahr Kinder aus dem Großraum Kiew für drei Wochen aufnehmen.

Kontakt Ansprechpartnerin ist Christiane Baum, Telefon02173/18100.