Gedenktag: Ein Kerzenlicht für jedes verstorbene Kind
Zwei betroffene Frauen sprechen über den Gedenktag für verstorbene Kinder.
Burscheid. Eine Kerze im Fenster soll an sie erinnern, an alle verstorbenen Kinder auf der Welt. Aus den USA kommt der Gedenktag, der am Sonntag begangen wird.
„Jeder, der ein Kind verloren hat, stellt um 19 Uhr eine Kerze in sein Fenster“, erklärt BV-Mundart-Autorin Britta Kowalewske, die den Weltgedenktag für alle verstorbenen Kinder bekannter machen möchte.
Der Anlass ist traurig: Sie selbst hat ein Kind verloren. 2008 konnte Emil nur noch tot geboren werden. „Ich habe ihn fünf Stunden gesehen“, erinnert sie sich.
Am Sonntag wird sie in Dabringhausen ganz besonders an Emil denken. Seit sechs Jahren gibt es dort den Gottesdienst, den Beate Haldenwang, Gründerin der Delfin-Trauergruppe in Wermelskirchen, mitinitiiert hat.
Ihr Sohn Michael starb 1999 an Leukämie, heute wäre er 22 Jahre alt. Im Gottesdienst, so Haldenwang, werden die Namen der toten Kinder verlesen. „Da sind Eltern jeden Alters, auch alte Frauen, deren Söhne im Krieg gefallen sind.“
Die Frauen und ihre Familien wissen, dass das Thema noch immer ein Tabu ist. „Wenn ein Kind stirbt, hört die Zukunft auf“, sagt Haldenwang. Kowalewske und ihr Mann haben erlebt, dass eine Totgeburt für das Umfeld vielleicht noch schwerer zu verarbeiten ist. „Manche Leute haben die Straßenseite gewechselt, da hat sich der Freundeskreis auch sehr verändert“, sagt Kowalewske.
Während viele Partnerschaften an solch einem Ereignis zerbrechen, trauern sie und ihr Mann gemeinsam. Sie wollen Emil nicht vergessen, besuchen sein Grab, „feiern“ mit den Hebammen, der Bestatterin und der Pfarrerin seinen Geburtstag und haben ein Foto von ihrem Sohn im Wohnzimmer.
„Wir bringen Zweige von unserem Tannenbaum auf das Grab, das Stück fehlt dann bei uns.“ Inzwischen hat das Paar einen Sohn, den zweijährigen Leo, „aber das ist kein Ersatz“, sagt Kowalewske. „Mich macht es rasend, wenn Leute sagen, dass jetzt doch alles gut sei, weil ich ein Kind habe.“
„Das Leben ändert sich“, sagt Haldenwang: „Man ist auch mal ausgelassen, aber es gibt auch schlimme Tage.“ Während früher alles bunt war, sei das heute nicht mehr ganz so, versucht es Kowalewske zu erklären. „Der November ist schlimm für mich, weil ich damals den positiven Schwangerschaftstest bekam“, erinnert sie sich.
Aufgefangen wurden die beiden Frauen von Freunden, der Familie und der Kirche. Viele Betroffene aber kennen nicht alle Angebote, sind allein. Am Sonntag können sie mit anderen Eltern trauern und ihrer Kinder gedenken.