Geld soll künftig besser ankommen
Der Kreis hat den ersten Sozialbericht vorgestellt. Daraus geht auch für Burscheid hervor, wo gezielter gefördert werden muss, um Defizite zu beheben.
Burscheid. Erstmalig überhaupt hat die Kreisverwaltung einen Sozialbericht vorgelegt, an dem auch die Kommunen, Wohlfahrtsverbände und das Jobcenter mitgewirkt haben. Das gesammelte Datenmaterial soll eine Grundlage für die künftige Sozialplanung sein, erklärt Landrat Stephan Santelmann: „Es gibt Menschen, die wir besser teilhaben lassen müssen, weil sie abgehängt worden sind. Das wollen wir mit dem Bericht verwirklichen.“ Unter anderem Fördertöpfe könnten mit den gesammelten Daten nun gezielter angezapft werden.
„Wir haben uns gefragt, wie sind vor Ort die Lebensbedingungen der Menschen“, erklärt Katharina Hörstermann, die für die Sozialplanung im Kreis zuständig ist, den Ansatz der Untersuchung. Herauskristallisiert worden sind so die Gegebenheiten anhand von beispielsweise Altersstrukturen oder Betreuungsquoten von Kindern. In der Auswertung haben sich so von insgesamt 87 so genannten Wohnplätzen neun herauskristallisiert, in denen die Werte vom Kreisdurchschnitt abweichen. Neben Gebieten in Bergisch Gladbach, Wermelskirchen und Leichlingen (Cremers Weiden) gehört auch Burscheid dazu.
Genannt wurde der Zielbezirk in der Lindenstadt „Wohnplatz Zentrum Nord“ (siehe Grafik). In dem Bereich mit etwas mehr als 6000 Einwohnern lebt fast ein Drittel der Bevölkerung der Stadt. Und: Ungefähr in Drittel ist dort jünger als 30 Jahre alt. „Das ist für uns ein sehr junger Wohnplatz“, erläutert Dirk Runge von der Stadtverwaltung und beschreibt damit auch die Chancen. „Aufbruch Mitte“, lautet deshalb der Oberbegriff für künftige Ziele, die aber noch keine Konturen haben. Auch deshalb, weil die Politik noch nicht involviert ist. Erstmalig im Schul- und Sozialausschuss am 5. Juni wird der Bericht detailliert vorgestellt.
Doch die jungen Menschen haben in Burscheid nur dann eine Perspektive, wenn an bestimmten Schräubchen gedreht wird. So ist ein im Verhältnis zum Kreisdurchschnitt hoher Anteil der erwerbsfähigen Bevölkerung auf die Grundsicherung für Arbeitssuchende angewiesen. Und aus Beratungsgesprächen mit dem Jobcenter geht hervor, dass bei den 15- bis 30-Jährigen darunter Auffälligkeiten bei Alltagskompetenzen und Beschäftigungsfähigkeiten bestehen. Doch Defizite könnten nicht so gut behoben werden wie in anderen Städten, merkt der Kreis an, da auch die ÖPNV-Anbindung nicht ideal sei. Dies hat laut Hörstermann Auswirkungen auf die Integrationschancen von jugendlichen in den Arbeitsmarkt.
Neben diesem Fokus sollen zwei weitere auf die Familienförderung und die Jugendhilfe gelegt werden. Zwar haben 96 Prozent der Kinder an der U8-Untersuchung (vor der Einschulung) teilgenommen und 96 Prozent sind gegen Masern geimpft. Doch 60 Prozent dieser Kinder wiesen bei der Schuleingangsuntersuchung ein Defizit in der körperlichen oder sprachlichen Entwicklung auf. Tendenz allerdings sinkend.
Dirk Runge: „Das müssen wir jetzt alles erst mal sortieren.“ Klar sei aber jetzt schon, dass mit diesen Daten gezielter bei der Förderung gearbeitet werden könne. „Wir können die Sozialleistungen besser kanalisieren.“