Große Fasteninstallation: Das Kreuz mit dem Seilzug

Seit Dienstag steht in der katholischen Kirche eine Installation aus einem großen Tuch und einem Schiff mit Kreuz.

Burscheid. In mehreren Metern Höhe balanciert Günter Dreyer auf einer Leiter. Rechts von ihm steht Peter Tillmann, ebenfalls auf grauen Trittstufen. Sie ziehen an den Enden eines Drahtseils. Über ihnen, acht Meter vom Boden entfernt, will das Seil einfach nicht in seinen Zug zurückspringen. Es war gerissen und hatte sich aufgerollt. An diesem dünnen Draht soll das sechs mal acht Meter große, weiße Tuch für die Fasteninstallation in der katholischen Kirche St. Laurentius aufgehängt werden.

Unter den Gemeinderatsmitgliedern Dreyer und Tillmann herrscht banges Warten. „Komm doch erst mal wieder runter und entspann dich“, sagt Johanna Dreyer sorgenvoll zu ihrem Ehemann in die Höhe. Aber Günter Dreyer macht weiter. „Ich brauch die Fahnenstange“, sagt er von oben. Gesagt, getan: Aus der Sakristei wird ein hölzerner Stock geholt.

Vor Jahren hat Dachdeckermeister Thomas Kantelberg den Seilzug in der Kirche angebracht. „Soll ich den nicht besser anrufen?“, fragt Johanna Dreyer erneut. Doch nach etwas mehr als einer Stunde Geduldsarbeit hat Günter Dreyer es geschafft. Das Seil ist zurück im Lauf, das Tuch kann aufgehängt werden. „Ich war bei der Freiwilligen Feuerwehr, da muss man schwindelfrei sein“, sagt Dreyer nach getaner Arbeit schmunzelnd.

Ab Aschermittwoch, bis zum Karfreitag am 29. März soll die Fasteninstallation während der 40-tägigen österlichen Bußzeit im Chorraum stehen. Das Tuch wird als Leinwand genutzt. Hinter ihm steht ein grünes Schiff mit einem Kreuz als Segel. Es soll Zeichen des Leidens Christi sein und für die Hoffnung der Auferstehung stehen. Das Schiff hat der Bootsverleih an der Diepentalsperre gestiftet.

In das Kreuz werden Fischernetze gehängt. Dort können Besucher einen Zettel mit ihren Gedanken hineinstecken. Laut Pfarrvikar Temur Bagherzadeh soll das ein Symbol dafür sein, dass sich der Kirchengast erneut mit dem Weg von Jesus Christus verbinden will.

Wird das Schiff von hinten angestrahlt, entsteht auf dem Tuch eine Projektion. Die Gemeinde kann dafür sowohl bunte als auch weiße Lichtstrahler verwenden. Wer hinter das Leinen geht, findet einen Raum der Ruhe vor, sagt Johanna Dreyer, die im Liturgieausschuss sitzt. Besucher können sogar eine CD einschalten. Ihr Titel: „Meeresrauschen“.

Die Installation soll anregen, sich auf das zu besinnen, was das Fasten darstellt, „Ballast abzuwerfen und neu zu werden an Leib und Seele“, sagt Bagherzadeh.