Hilgen United:Tore sind nicht alles
Das integrative Team des Heilpädagogischen Zentrums bestreitet das erste Spiel mit Flutlicht und Fans.
Burscheid. Das erste Mal Flutlicht, das erste Mal mit elf Mann, das erste Mal auf einem großen Platz. Die Spieler des integrativen Fußballteams Hilgen United sind schon ganz aufgeregt. Am Wochenende wird es ernst, dann spielt die Mannschaft des Heilpädagogischen Zentrums in der Schulstraße im Rahmen der „Nacht des Sports“ gegen die Senioren der TG Hilgen.
Teamleiter Rainer Rave erklärt: „Wir haben bislang nur auf Bolzplätzen oder in der Halle gespielt. Mit vier Feldspielern und einem Torwart.“ Für das Match am Samstag um 21 Uhr auf dem Hilgener Sportplatz leiht sich Hilgen United daher drei Spieler aus, um einigermaßen auf Augenhöhe zu sein. Rave verspricht: „Da wird Vollgas gegeben.“
Normalerweise steht das Toreschießen beim Hilgener Team nicht im Vordergrund. Hier spielen sich geistig Behinderte und Nichtbehinderte den Ball zu. Der 47-Jährige: „Es geht darum, dass auch Leute mitspielen können, die körperlich eingeschränkt sind.“ Sogar ein ehemaliger Rollstuhlfahrer hat schon mitgekickt.
Jedes Jahr tragen die Hilgener ein Derby gegen die integrative Mannschaft der Caritas Wermelskirchen an. Es gilt: Das Heimpersonal darf nur Vorlagen geben und keine Tore schießen. Der gelungene Abschluss ist den Bewohnern vorbehalten.
Ganz anders geht es bei den NRW-weiten Turnieren zu. „Das ist teilweise schon ein überzogener Kampf. Nicht umsonst sind da Schienenbeinschoner Pflicht“, erklärt Rave. Doch trotz der überlegenen Konkurrenz habe das Team immer Spaß am Spiel. „Auch wenn wir Jahre gespielt haben, ohne irgendwas gewonnen zu haben“, sagt der Teamleiter und lacht. Bei einem Turnier in Langenfeld war es dann jetzt doch soweit. Am Ende hielten die Kicker einen Pokal in den Händen. Ein unvergesslicher Moment für die Hilgener.
Die Mannschaft gibt es seit 2002. Damals gründete sie sich als „Wustbacher Wilde“ in Wermelskirchen, daraus ging später das Hilgener Team hervor. Neun Jahre musste es warten — doch am Samstag stehen die Spieler zum ersten Mal im Licht der großen Scheinwerfer. Dann haben sie sogar ihre eigenen „Ultras“ mit Angestellten und Bekannten aus dem Heilpädagogischen Zentrum dabei. Die sollen dafür sorgen, dass auch auf den Rängen richtiges Stadion-Feeling einkehrt.