Immer mehr Frauen suchen Hilfe

200 Beratungen gibt es jährliche im Burscheider Frauen-Zimmer. Immer häufiger geht es dabei um Gewalt.

Foto: Barbara Sarx

Burscheid. Immer mehr Frauen entschließen sich, gegen Gewalt durch ihre Partner vorzugehen. Das ist die positive Entwicklung seit der Einführung des Gewaltschutzgesetztes vor zwölf Jahren. Allerdings hat diese auch ein erschreckend hohes Niveau an Fällen zutage gefördert. Und immer noch gibt es laut Ruth Busch vom Frauen-Zimmer eine hohe Dunkelziffer. „Wir haben es weiterhin mit einem Tabuthema zu tun.“

Anlass für diese Bilanz ist der Internationale Tag gegen Gewalt an Frauen, bei dem auch die Burscheider Flagge zeigten. In Anwesenheit von Bürgermeister Stefan Caplan hissten die Mitarbeiter des Frauen-Zimmers eine Fahne vor dem Rathaus. Es sind auch diese öffentlichen Aktionen, die bei vielen Frauen ein Umdenken ausgelöst haben, glaubt Ruth Busch: „Die Frauen haben mittlerweile mehr Mut. Auch weil sie sehen, dass sich immer mehr Opfer melden und das Thema in der Presse diskutiert wird.“ Tatsächlich geht es bei den 200 jährlichen Beratungsterminen des Burscheider Frauen-Zimmers in 170 Fällen um Gewalt. „Das ist mehr geworden als früher“, sagt Ruth Busch.

Erst am Dienstag noch kam in der Beratungsstelle an der Höhestraße 76 ein Fax von der Polizei an, mit der Bitte, einer betroffenen Frau Hilfe anzubieten. Die Beamten waren bereits nach einer Gewaltsituation eingeschritten und boten weitergehende Hilfe an. Auch in Burscheid mussten Polizisten noch am 12. November nach einer Bedrohung einschreiten — bei einem Paar, dass längst die Beziehung zu den Akten gelegt hat.

Am häufigsten in der Beratung seien Frauen aller Schichten im Alter von 40 bis 50 Jahren, auch zwischen 60 und 70 Jahren gebe es eine höhere Rückmeldung. Mit dem Alter überlegten sich die Opfer, ob sie sich weiter schlagen lassen wollen, glaubt Busch

„Wir können den Frauen natürlich nicht vorschreiben, was sie zu tun haben“, erläutert die Beraterin den möglichen Gesprächsverlauf. Doch sie könnten Hilfestellungen geben und eine psychologische Unterstützung anbieten — auch für die Männer. Ganz wesentlich sei es, erst mal genau zuzuhören. „Denn oftmals kommen Frauen wegen einer ganz anderen Problematik zu uns.“ Häufig werde dann über finanzielle Probleme in der Familie geredet. „Im Laufe des Gesprächs stellt sich dann heraus, was die Frauen wirklich wollen.“

Dass die Frauen überhaupt eine Anlaufstation in Burscheid haben, ist der öffentlichen Finanzierung zu verdanken: 17 000 Euro jährlich kommen vom Kreis, 85 Prozent einer halben Stelle finanziert das Land NRW. Hinzu kommen Spenden.