Burscheid Kandidaten buhlen um Bosbach-Erbe

Wer hat die besten Chancen, den Wahlkreis für die CDU bei der nächsten Bundestagswahl zu holen? Die vier Bewerber haben sich am Mittwochabend in Burscheid vorgestellt.

Foto: Doro Siewert

Burscheid. Die so genannte Road-Show hat begonnen. Seit Mittwochabend buhlen vier Mitglieder der CDU im Rheinisch-Bergischen Kreis um das Erbe von Wolfgang Bosbach. „Alle wichtigen Entscheidungen werden bei uns auf Mitgliederversammlungen getroffen“, leitete Kreisvorsitzender Rainer Deppe die erste der drei Vorstellungsrunden im Hotel Schützenburg vor 60 Besuchern ein. „Die wichtigste ist die der Aufstellung des Bundestagskandidaten.“

Die Wahl durch die Mitglieder wird allerdings erst am 4. November im Bergischen Löwen in Bergisch Gladbach über die Bühne gehen. Bis dahin gibt es zwei weitere Präsentationen in Odenthal und Bensberg.

Den Auftakt am Mittwochabend — nachdem entsprechende Zettelchen gezogen worden waren — machte Landrat Hermann-Josef Tebroke, der, wie berichtet, seinen Hut ebenfalls in den Ring wirft. Er präsentierte sich gewohnt schnörkellos und sachlich als Verwaltungsexperte — mit großem Herz für die kleinsten Gebietskörperschaften. „Ich habe kennen gelernt, dass die Kommunen eingeschränkt werden“, erklärte er. Das Baurecht ärgere ihn beispielsweise kolossal. „Wir brauchen einen anderen rechtlichen Rahmen.“ Die Regeln müssten andere werden als die von Bund und Land vorgegebenen. Es dürfe nicht von oben nach unten diktiert werden. „Wir haben eine kommunale Perspektive einzunehmen, dafür will ich mich einbringen.“

Als ehemalige WDR-Moderatorin üblich eloquent zeigte sich Doro Dietsch. Durch einen Kontakt zum ehemaligen NRW-Ministerpräsidenten Jürgen Rüttgers arbeitet die Wermelskirchenerin im Landtag und ist dort seit 2006 Sachbereichsleiterin Jugend und Parlament. Ihr Credo am Mittwochabend: Menschennah müsse Politik sein. „Für mich muss Politik anwendbar sein.“ Und: „Ich bin gerne unter Menschen und möchte mich engagieren.“ Auch ihre Nähe zu der Wirtschaft stellte die Kreisvorsitzende der CDU-Mittelstandsvereinigung heraus. „Ich besuche viele Firmen.“ Und keine Zweifel sollten die CDU-Mitglieder daran haben, dass die rhetorisch versierte Redakteurin im Vorfeld der Wahl im kommenden Jahr die Richtige sei. „Ich kann Wahlkampf und mir macht Wahlkampf richtig Spaß.“

Das gab auch Christian Buchen den Mitgliedern auf den Weg. „Ich liebe Wahlkampf“, legte der Diplom-Wirtschaftsinformatiker mit Ratsmandat in Bergisch Gladbach nach, als seine Vorgängerin das Mikrofon aus der Hand gelegt hatte. Als ein zentrales Thema für die kommende Wahl sprach Buchen die Flüchtlingspolitik an. „In der Republik ist momentan einiges im Argen“, sagte er und sprach von einer „falschen Auseinandersetzung mit den Ängsten“. Und dass er „der Richtige“ sei, habe nicht nur mit seinen Tugenden und seinen Themen zu tun, sondern auch mit seinem Alter. Tatsächlich ist das Mitglied des CDU-Kreisvorstands (nach Buchens Angabe von Rainer Deppe geworben) mit 36 Jahren der mit Abstand jüngste Bewerber um die Kandidatur in der Viererriege. Und das sagte er auch ganz deutlich: „Ich bringe eine langfristige Perspektive für den Rheinisch-Bergischen Kreis mit.“

Davon ließ sich Hubertus Prinz zu Sayn-Wittgenstein mit seinen 67 Jahren nicht beeindrucken. Das Alter sei für ihn kein Argument für eine Eignung. „Es kommt auf die mentale Einstellung an“, sagte er und sprach von den „Best Agern“. Im Gegensatz zu seinen Vorgängern ging er auch auf Wolfgang Bosbach ein. „Er ist ein Mann der klaren Worte. Das überzeugt die Menschen.“ Und das sei eine große Verpflichtung. „Dieses Erbe weiterführen zu wollen, dafür trete ich an.“