Köln Album als Bestandsaufnahme
Am 3. September ist das Pop-Duo Boy mit dem neuem Werk „We were here“ zu Gast im Kölner Gloria.
Frau Steiner, man sagt ja immer, das zweite Album ist für eine Band das schwerste. Trifft das auch bei Ihnen zu?
Valeska Steiner: Ich habe das Gefühl, dass bei uns jedes Album das schwerste ist. Das wird für uns nie ein Spaziergang werden, weil wir es mit der Arbeit an den Songs sehr genau nehmen. Druck von Außen spielt dabei für uns gar nicht so eine große Rolle, aber wir haben sehr hohe Ansprüche an uns selbst. Bei uns braucht ein Lied einfach seine Zeit, es funktioniert nur, wenn wir absolut zufrieden damit sind.
Das Album trägt den Titel „We were here“. Was hat es damit auf sich?
Steiner: Jedes Album ist eine Art der Bestandsaufnahme für eine Band. Man überlegt sich, wo man gerade steht, wenn man die Songs schreibt und ins Studio geht. Genau diese Situation findet sich im Titel wieder.
Das aktuelle Werk zeichnet sich durch sehr gefühlvolle Songs aus.
Steiner: Man erzählt in den Songs seine eigenen Geschichten und die Gefühle, die man damit verbindet. Die Herausforderung sehe ich darin, etwas Persönliches zu erzählen und trotzdem Platz zu lassen für die Geschichten der Zuhörer.
Sie haben sich vier Jahre mit dem Album Zeit gelassen. Was ist da alles passiert?
Steiner: Wir waren zweieinhalb Jahre auf Tour und haben 2013, als wir aus den USA zurückkamen, einen Monat Pause gemacht und dann ging es schon wieder mit dem Songschreiben los. Eigentlich ist die Zeit ziemlich schnell vergangen.
Auf dem Album gibt es auch wieder ein Gastspiel von Thomas Hedlund von Phoenix. Wie entstand der Kontakt?
Steiner: Eine befreundete Band war mit Phoenix auf Tour, so habe ich Thomas vor vielen Jahren kennengelernt. Sein besonderer Stil hat uns beiden gefallen und haben wir ihn gefragt, ob er uns bei einigen Stücken am Schlagzeug unterstützt. Heute sind wir gute Freunde. Beim Debüt war er an vier Songs beteiligt, beim aktuellen Album ist es ein Song.
Was macht Ihre Musik so international, dass Sie auch in den USA, Kanada und Japan Ihre Fans haben?
Steiner: Das kann ich selbst schlecht beurteilen. Vielleicht lag es an der ersten Single des Debüts, die sich als Video schnell verbreitet hat. Die Erfahrungen in Ländern wie Japan waren großartig. Wir sind deutlich mehr herum gekommen, als wir gedacht hätten.
Treibt Sie eher das Fern- oder das Heimweh an?
Steiner: Es ist wohl eine reizvolle Mischung aus beidem. Man spürt den Hunger nach der Ferne und freut sich dann doch wieder nach Hause zu kommen. Davon kann ich als Züricherin in Hamburg viel erzählen. Es ist ein Leben zwischen Sehnsucht und Nostalgie.
Wie kommt es eigentlich, dass ein Duo aus zwei Musikerinnen sich ausgerechnet Boy nennt?
Steiner: Das war eigentlich gar nicht so spektakulär. Wir hatten eine lange Liste mit Bandnamen und Boy gefiel uns einfach am besten. Wir fanden, er klingt gut und hatten das Gefühl, dass er gut im Gedächtnis bleibt, weil man ein bisschen drüber stolpert.
Was wird im Kölner Gloria das Publikum erwarten?
Steiner: Es wird eine gute Mischung zwischen alten und neuen Songs geben. Wir standen lange nicht auf der Bühne, weil wir uns voll auf das Songschreiben konzentrieren wollten. Jetzt ist die Vorfreude auf die Tour groß. Es fühlt sich so an, ob als alles wieder von vorne beginnt.