Köln Besondere Biere so genießen wie einen guten Wein
In der Südstadt findet sich Kölns erster Craftbeer-Shop. Über 100 Sorten warten dort auf die Kunden.
Köln. Jahrelang hat Kai Boecker nur selten ein Bier getrunken und sich dafür lieber einen guten Wein ins Glas geschenkt. „Das hat sich geändert, als ich die erste Flasche Ale Primeur der Hamburger Brauerei ‘von Freude’ in die Hände bekam. Gebraut wurde das Craftbeer von Martin Schupeta, einem Freund von mir“, erinnert sich der 35-Jährige. Das Problem war nur, dass es in Köln keine Möglichkeit gab, an solch ausgefallene Biere zu kommen.
Kölns besondere Läden
Das hat sich geändert, denn inzwischen hat der studierte Wirtschaftsinformatiker in der Südstadt den ersten Kölner Craftbeer-Shop eröffnet. Dort werden ausschließlich Biere von kleinen Brauereien verkauft, die ihre Sorten mit naturbelassenem Hopfen herstellen. Dabei steht das Wort „Craft“ für Handwerk. Das Craftbeer liegt derzeit voll im Trend — nachdem es zunächst die Streetfood-Märkte und kleine Kneipen erobert hat, gibt es schon erste Supermärkte, die die hochwertigen Biere ins Regal räumen.
Eine Auswahl wie in Boeckers Bierlager findet man dort aber nicht — mehr als 100 Sorten bietet der Laden an der Bonner Straße seinen Kunden. „Die Auswahl entspricht im Wesentlichen meinem eigenen Biergeschmack. Deshalb sind hopfenbetonten Pale Ale und India Pale Ale hier auch besonders gut vertreten. Dazu gehören auch US-Biere wie Sierra Nevada, die in den 80er Jahren die Pioniere für Craftbeer waren. Sehr beliebt sind auch die vier Sorten einer Brauerei aus Hawaii.
Im Sortiment befinden sich zwei Sorten Kölsch, die allerdings den Namen offiziell nicht tragen dürfen, da sie nicht in Köln hergestellt werden. Das Cadolzburger Tributo Colonia kommt aus der Nähe von Nürnberg und das Deetz Hoppy Kölsch stammt aus dem Grenzgebiet zwischen Österreich und Slowenien. Auch Weizen unterscheidet sich im Bierlager von der Massenware aus dem Supermarkt. So gibt es verschiedene amerikanische Weißbiersorten. Dabei kommt auch Ingwer und Koriander zum Einsatz. Angeboten werden auch verschiedene belgische Biere.
Zu den ausgefallenen Sorten bei Kai Boecker gehören das gerade besonders angesagte Pfefferbier von Sebastian Sauer. Bei seiner Freigeist Bierkultur gibt es mit Eau de Janeiro ein Mango-Gose oder mit dem Atlantis ein Gose-Bier, das mit Austernschalen und Seetang hergestellt wurde. In denen Regalen finden sich weitere exotische Sorten wie das Freigeist Noosco’s Cafe, ein Kaffee-Stout, und das Paella Food Ale, gebraut mit Reis, Safran und Olivenöl. „Die meisten Biere entsprechen aber dem deutschen Reinheitsgebot. Ihre besondere Geschmacksrichtungen erhalten sie nur durch den Hopfen. Es gibt mehr als 800 Sorten, auf die man zurückgreifen kann. So kann man über den Hopfen ganz natürlich auch fruchtige Aromen Mandarinen- oder Zitronengeschmack ins Bier bringen“, erklärt Boecker beim Blick auf sein äußerst vielfältiges Angebot.
Die Preise liegen im Durchschnitt zwischen 1.79 und 2.99 Euro. Das billigste Bier für 1.29 Euro ist ein alkoholfreies. Zu den teuersten Bieren zählt eine Jubiläumsedition von Brewdog aus Schottland, die stolze 17.99 Euro kostet. „Wenn man überlegt, was die Leute für einen guten Wein ausgeben, sind drei Euro für ein gutes Bier, dass man in Ruhe genießen kann, nicht zu viel. Dafür bekommt man statt der Einheitsbrühe den besonderen Geschmack.“
Getrunken wird das Bier im Laden von Kai Boecker in speziellen, bauchigen Gläsern, die den Geschmack voll zur Entfaltung kommen lassen. „Ein Rotweinglas hat aber den gleichen Effekt“, sagt der Experte.
Zu den Zukunftsprojekten des Bierlagers gehören regelmäßige Biertastings und ein Onlineshop, der bald an den Start gehen soll. Dazu kommen immer wieder neue Sorten, die den Kunden in der Südstadt angeboten werden. Infos dazu erhalten sie über Facebook.