Serie Das Badevergnügen der Römer
Köln · Erst vor Kurzem wurde auf dem Kölner Neumarkt bei den Bauarbeiten für einen neuen Brunnen ein römisches Bad entdeckt. Dieses gehörte zu einer römischen Villa unweit des Westtors und war ziemlich luxuriös.
Mittels eines Holzfeuers wurde nicht nur das Badewasser, sondern auch der Fußboden erwärmt. Der Boden bestand aus griechischen Marmorplatten, die Wände waren im Stil der Zeit bemalt. Es gab drei Badezonen mit heißem, warmen und kaltem Wasser.
Während in Köln die Ausgrabungen nur für kurze Zeit sichtbar bleiben, gibt es in Zülpich die Chance, komplette römische Thermen zu besichtigen. Diese zählen zu den besterhaltenen ihrer Art nördlich der Alpen. Sie wurden in den 1930er Jahren bei Kanalbauarbeiten entdeckt. Seit 2008 bilden die Römerthermen das Herzstück des „Museums der Badekultur“. Das Gebäude wurde ähnlich wie in Köln beim Dionysosmosaik und dem Römisch-Germanischen Museum einfach über der Fundstelle errichtet.
Zülpich trug in der Antike
den Namen „Tolbiacum“
Zum ersten Mal wurde Zülpich im Jahr 70 n. Chr. vom römischen Historiker Tacitus als „Tolbiacum“ im Zusammenhang mit dem Bataveraufstand erwähnt. Archäologische Funde sprechen aber dafür, dass Kelten und Germanen in der Region schon früher Siedlungen errichtet haben. Der Landort war in der Römerzeit ein Kreuzungspunkt mehrerer Fernstraßen. Die Römerstraße Köln-Trier führt noch heute als Römerallee oder Kölnstraße geradlinig durch die Stadt in der Voreifel. Verwaltet wurde „Tolbiacum“ als Vorort von der Colonia, also vom römischen Köln aus.
Die Badeanlage selbst wurde im 2. Jahrhundert errichtet. Auch dort gab es bei der Nutzung die feste Abfolge von Kalt-, Warm- und Heißbad. Zur regulären Ausstattung gehörte neben der Fußboden- und der Wandheizung je eine Wanne im Kalt- und im Heißbaderaum. Später kamen weitere Wannen hinzu.
Der Rundgang durch die knapp 400 Quadratmeter großen Thermen konnte durch einen Besuch im trockenen Schwitzraum oder der Außenanlage variiert werden. Im 3. Jahrhundert kam eine „Basilica Thermarum“ hinzu - ein Mehrzweckraum, wo Sport getrieben werden konnte. Zur gleichen Zeit erhielten die Thermen ein zweites Warm- und ein Heißluftbad, was auf eine rege Nutzung der Anlage schließen lässt.
Beim Betrieb der Thermen gingen die Römer sehr effizient vor. So ist das Herzstück einer jeden Thermenanlage der Kreislauf von Frischwasserzufuhr, Wassererwärmung und die Ableitung des gebrauchten Wassers. Das Wasser der Badewannen wurde im Anschluss zur Reinigung der Latrinen genutzt. Dabei war der Wasserbedarf nicht unerheblich.
Insgesamt gab es in Zülpich fünf Feuerstellen für die Erwärmung. Die Fußböden waren aus Terrazzo und ruhten auf Pfeilern aus Ziegeln. Im Zwischenraum zirkulierte warme Luft und erwärmte den Boden. Die Wärme stieg über Kanäle an den Wänden auf und wurde über Schornsteine abgeleitet.
Das Museum blickt aber nicht nur auf die Römerzeit, sondern erzählt die Geschichte des Badens von der Antike über das Mittelalter und die Neuzeit bis in die Gegenwart. So gibt es auch die für die jeweilige Epoche üblichen Badewannen zu besichtigen. Bei den Römern wurde diese aus Stein gefertigt. Im Mittelalter verwendete man Holz. Später folgten Metallwannen und die heutigen modernen Formen und Materialien der Badewannen. Gezeigt werden römische Toilettenartikel genauso wie eine mittelalterliche Badestube, ungewöhnliche Erfindungen im vergangenen Jahrhundert und die moderne Bademode.
In Zülpich bietet sich nach dem Rundgang durchs Museum auch ein Spaziergang durch die Stadt an, die von einer mittelalterlichen Stadtmauer mit vier erhaltenen Tortürmen umgeben ist. Das Weiertor war ursprünglich das mächtigste Stadttor und ist bis heute mit zwei Rundtürmen bewehrt. Dazu kommt das gut erhaltene Kölntor, das mit Erkern bewehrte Münstertor und das Bachtor, das ähnlich wie einige Kölner Torburgen das Quartier einer Karnevalsgesellschaft beherbergt.
Dazu kommt die mächtige Kurkölnische Landesburg, die ihren Ursprung im 14. Jahrhundert hat. Auf dem Turm befindet sich eine Aussichtsplattform. Die mittelalterliche Pfarrkirche St. Peter wurde dagegen 1944 fast vollständig zerstört. Erhalten geblieben ist aber noch die romanische Krypta. Vom aus dem 16. Jahrhundert stammenden Rathaus blieb nach dem Zweiten Weltkrieg nur die vordere Fassade mit dem Uhrenturm erhalten. Ebenfalls aus dem Mittelalter stammt die Gasthauskapelle.