Worum geht es bei der Komödie „Die Kehrseite der Medaille“?
Bühne Der amüsante Blick auf die Kehrseite
Köln · Noch bis zum 23. April ist im Theater am Dom die Komödie „Die Kehrseite der Medaille“ von Florian Zeller zu sehen. Auf der Bühne stehen unter der Regie von Pascal Breuer Timothy Peach, Alexandra Kamp (bis zum 26. März)/Nicola Tiggeler, Martin Armknecht und Mia Geese.
Was den Reiz dieses Stücks ausmacht und wie er die freie Zeit in Köln nutzt, darüber spricht Schauspieler Timothy Peach im Interview.
Timothy Peach: Es gibt mit den beiden Paaren eine klassische Konstruktion der französischen Boulevardkomödie. Bei dem einen Paar verlässt der Mann gerade seine Frau, weil er eine jüngere Geliebte hat. Bei einem gemeinsamen Abendessen werden so brisante Themen höflich besprochen. Dabei kommt ein besonderer Kniff ins Spiel – die Paare sprechen nicht nur ihren offiziellen Text, sondern auch ihre Gedanken, die ihnen gerade durch den Kopf gehen. Und die stimmen natürlich überhaupt nicht mit dem überein, was sie gerade gesagt haben.
Wie schwer ist es, so etwas auf der Bühne umzusetzen?
Peach: Wir haben in die Vorlage noch viele weitere Nummern eingebaut. Diese reichen von Tanzeinlagen über wüste Traumfantasien bis zur Verwandlung in aggressive Tiere, bei der die Männer schon mal zu gehirnamputierten Primaten mutieren. Da haben wir in das Stück alles reingepackt, was das Theater an Stilmitteln bietet, und führen so die klassische Boulevardkomödie teilweise ins Absurde. Den Leuten im Publikum macht es aber sichtlich Spaß, einmal auf die Kehrseite der Medaille schauen zu können.
Macht diese besondere Konstellation für Sie als Schauspieler auch den Reiz des Stückes aus?
Peach: Die eigentliche Vorlage wäre bei der Umsetzung auf der Bühne eher schwierig gewesen, weil der Zuschauer irgendwann das dahinter steckende System entdeckt hätte und das Ganze dann ziemlich langweilig würde. Hier schöpfen wir aber aus dem Vollen und motzen die Vorlage mächtig auf. Dabei waren wir beteiligten Schauspieler immer voll involviert und konnten all unsere Ideen an den Regisseur richten. Er hat dann alles zusammengefügt und so ist ein total verrückter Abend entstanden. Zu Beginn sind die Zuschauer noch etwas irritiert. Aber sie lassen sich schon bald darauf ein und haben sichtlich ihren Spaß dabei.
Wie passiert der Wechsel zwischen dem Gesagten und dem Gedachten genau?
Peach: Ursprünglich gab es die Idee, dass man die Gedanken anders spricht als das, was wirklich gesagt wird. Das funktioniert so aber nicht. Deshalb arbeiten wir mit Lichtwechseln, bei denen die anderen Schauspieler in der Szene einfrieren. Allerdings greifen auch die Eingefrorenen manchmal plötzlich wieder in das Geschehen ein und stellen so alles auf den Kopf. Für uns ist das, wie eine gut bezahlte Therapiesitzung. Wir spielen das, was gesellschaftlich eigentlich nicht erlaubt ist. Würde man wirklich das sagen, was man gerade denkt, wären viele Beziehungen und Freundschaften sehr schnell beendet. Aber die Zuschauer lieben gerade diese Situation, auch weil sie sich darin selbst wiedererkennen. Manchmal reagieren dabei Paare im Publikum recht unterschiedlich. Es geht aber auch um Themen, welche die ältere Generation beschäftigen, wie die Midlife-Crisis, wenn man überlegt, ob man eine lange Beziehung erhalten oder auflösen soll, um etwas Neues zu wagen. Es ist die Frage, was passiert mit einer Beziehung, wenn irgendwann die Schmetterlinge im Bauch nicht mehr da sind. So bekommt diese Komödie mitunter auch ihre tragischen Momente.
Inwiefern bedeutet so ein Stück eine Herausforderung für die Schauspieler?
Peach: Es ist ein Stück, bei dem wir keine Zeit verlieren und hochpräzise arbeiten. Da gibt es immer genau nach einer Stunde die Pause und exakt nach zwei Stunden ist alles vorbei. Als Schauspieler steht man nonstop auf der Bühne und muss immer zu 100 Prozent anwesend und hoch konzentriert sein, sonst funktioniert dieses Stück nicht. Das ist schon ein wenig anstrengend. Die Techniker freut das aber, sie haben mehr als 90 Lichteinsätze.
War der Kinofilm „Das perfekte Geheimnis“ auch eine Vorlage?
Peach: Ich kenne den Film, bei dem alles, was als SMS geschrieben wird, allen am Tisch gezeigt werden muss. Von dieser Vorlage, die ursprünglich auch ein Theaterstück war, gibt es viele Varianten. Mir gefällt der Film sehr gut, allerdings verzichten wir auf Handys, die klingeln höchstens einmal im Publikum.
Wie gut kennen Sie als Schauspieler das Kölner Theater am Dom?
Peach: Ich stehe hier bereits beim dritten Stück auf der Bühne und kenne das Theater daher sehr gut. Mit der aktuellen Komödie haben wir etwa 70 Vorstellungen in Köln. Es ist für mich das bislang schönste und anspruchsvollste Stück. Am Theater selbst gefällt mir die Nähe zum Publikum, das kreisförmig um die Bühne herumsitzt. Da hat man keine Sekunde Schutz vor den Blicken der Zuschauer, die genau verfolgen, wie wir uns in unseren Rollen in Seelenabgründe reinstolpern und uns zu Trotteln machen. Das macht den Reiz einer solchen Komödie aus.
Wie nutzen Sie in Köln Ihre freie Zeit?
Peach: Ich bin jeden Tag drei Stunden im Fitnessstudio, denn nur wer fit ist, kann auf der Bühne auch gut sein. Ich habe zudem mein Klapprad dabei, mit dem ich bei gutem Wetter gerne in der Stadt unterwegs bin. Außerdem liebe ich die Museen in Köln. Für mich ist das Ludwig ein traumhafter Ort. Gerne stehe ich auch im Dom und blicke auf das große Richter-Fenster. Das ist wie eine Meditation für mich. Schön ist zudem, dass es in Köln tolle Kinos wie das Cinenova in Ehrenfeld gibt, wo man auch am Nachmittag gute Filme anschauen kann. Was für mich zudem immer dazu gehört, ist, dass ich vor der Vorstellung selbst koche, um dann gegen 17 Uhr eine gute Portion zu essen. Das gibt mir die notwendige Energie für die Vorstellung am Abend. Danach gibt es dann nichts mehr.
Weitere Informationen zum Stück und zum Theater sowie zu den Karten gibt es online unter: