Karneval Der Straßenkarneval ist eröffnet
Köln · Lange musste Alfred Wolf darauf warten, bis er als Bellejeck morgens an Weiberfastnacht das Dreigestirn in seiner Hofburg wecken konnte. Im November 2020 wurde er zum Bellejeck ernannt, dann kam Corona.
„Die Vorfreude auf diesen Tag war riesengroß und jetzt passt auch noch das Wetter. Da steht man gerne schon um 6 Uhr für diese Aufgabe auf“, sagt der Mann im Narrenkostüm, bevor er um 8 Uhr mit seiner Gesellschaft, der Großen Allgemeinen, und weiteren Gruppen am Hauptbahnhof loszieht.
Rund um den mit Absperrgittern vor Wildpinklern geschützten Dom ist um diese Uhrzeit noch nicht allzu viel los. Dagegen warten an den Tribünen auf dem Alter Markt schon zahlreiche bunt kostümierte Jecken auf den Einlass. Im Rathaus sind derweil die Blauen Funken aufgezogen. „Das ist für mich einer der schönsten und feierlichsten Momente im Karneval“, sagt Oberbürgermeisterin Henriette Reker.
Die OB trägt das Kostüm der Helligen Knäächte un Mägde
Die OB trägt in diesem Jahr das historische Kostüm der Helligen Knäächte un Mägde: „Die Welt ist von Krisen und Kriegen geplagt, da wollte ich nicht als Soldatin vor euch stehen, sondern als Mädchen“, sagt die OB bei der Begrüßung des Traditionskorps. Das Kostüm hat sie von der Traditionstanzgruppe zur Verfügung gestellt bekommen, die mit einigen Vertreterinnen auch vor Ort ist. „Ich freue mich jetzt auf den Start des Straßenkarnevals mit seiner identitätsstiftenden Wirkung. Auf den Karneval ist Verlass. Er gibt uns die Möglichkeit zu einer Auszeit, nach der man mit viel Elan ins Leben zurückkehrt und so Kraft findet, um den Menschen zu helfen, die jetzt in Not sind.“
Kurz nachdem vom Glockenspiel des Rathausturmes die kölschen Töne erklungen sind, kommen die ersten Gäste zum Empfang der OB für das Dreigestirn in den Hansasaal. Darunter ist auch Kulturdezernent Stefan Charles, der mit einem eleganten, historischen Kostüm unterwegs ist: „Für mich ist das der erste Karneval, den ich hier in Köln richtig feiern kann. Die Stimmung im Büro war bestens. Für mich als Schweizer ist es das erste Mal, dass ich mich verkleide. Daher habe ich mich auch beraten lassen. Meine Frau war heute Morgen begeistert.“
Traditionell in der Uniform der Altstädter ist Bürgermeister Ralf Heinen unterwegs: „Die Stimmung ist super und das Wetter ist toll. Die Leute wollen jetzt einfach feiern. Das habe ich sehr vermisst und da bin ich sicher nicht alleine.“ Auch Jungfrau Agrippina ist begeistert: „Das ist mein Tag als Jungfrau und das mit sogar ein wenig Sonnenschein. Ich freue mich, dass jetzt der Straßenkarneval losgehen kann.“
Mit seinen Roten Funken war Präsident Heinz-Günther Hunold schon früh unterwegs: „Wir waren mit 180 Mann an der Zülpicher Straße, weil wir uns dort einfach zeigen wollten. Das hat sich so angefühlt, wie bei einem großen Musikfestival. Die Leute kamen in Scharen. Störend ist für mich aber, dass sich in manchen Geschäften der Alkohol stapelt. Bei diesem Überangebot geht es nur noch ums Kasse machen. Das ist nicht in Ordnung. Wir müssen als Karnevalisten den jungen Leuten ein gutes Angebot machen und sie dort abholen, wo sie stehen“, sagt Hunold mit Blick auf die Geschehnisse im Zülpicher Viertel, das schon gegen 11 Uhr so überfüllt war, dass es komplett abgesperrt werden musste. Auch die Ausweichflächen auf der Uniwiese wurden am Nachmittag immer voller. Laut Polizei waren schon früh viele junge Besucher stark alkoholisiert. In der Altstadt war es zunächst nicht ganz so voll. Vor den Kneipen bildeten sich aber teilweise lange Schlangen.