Die Handlung des Films spielt in Schottland. Sie haben aber auch viel in Köln gedreht.
Kino Ein Pfau mit viel Geld gewürzt
Köln · Isabel Bogdan‘s subtile Komödie „Der Pfau“ wurde in Deutschland schnell zum Bestseller. Nun kommt der Roman um Investmentbanker, die sich in den schottischen Highlands im Teambuilding versuchen, am 9. März in die Kinos.
Gedreht wurde der Film unter der Regie des Kölner Filmemachers Lutz Heineking jr. Drehort war neben Belgien und Schottland auch Köln, wo die Innenaufnahmen entstanden. Im Kölner Cinedom feiert „Der Pfau“, bei dem Schauspieler wie Lavinia Wilson, Annette Frier, Tom Schilling, Svenja Jung, Serkan Kaya, David Kross und Jürgen Vogel vor der Kamera standen, am Mittwoch groß seine Premiere. Wir haben mit dem Filmemacher aus Nippes vorab gesprochen.
Lutz Heineking jr.: Wir haben in Köln, Schottland und in Belgien gedreht. Dort stand das Haus mit dem Garten für die Außenszenen. In Schottland waren wir zwei Tage für die Landschaftsaufnahmen. Damals waren dort die Corona-Regeln noch relativ streng und längere Dreharbeiten hätten vor Ort zu viele Risiken mit sich gebracht. Bei den Außenaufnahmen in Belgien haben wir die schottische Landschaft einfach digital mit eingebaut. In Köln entstanden an 13 Drehtagen alle Innenaufnahmen für „Der Pfau“ im Studio.
Wie war Ihre Begegnung mit Schottland?
Heineking jr.: Schottland ist ein wirklich tolles Land, das ich auch privat wieder besuchen werde. Wir haben im März dort bei bestem Wetter gedreht. Das war einfach nur eine traumhafte Landschaft. Alles passiert dort so gelassen und entschleunigt, das hat mich wirklich beeindruckt.
Der Film entstand auf Basis des Romans von Isabel Bogdan. Wie sind Sie auf diesen Stoff gestoßen?
Heineking jr.: Das war ein großer Zufall. Bei einem Urlaub im Allgäu hat jemand am Pool dieses Buch gelesen. Ich habe mir direkt das Buch und eine Flasche schottischen Whisky online bestellt und mich dann mit beidem ins Bett zurückgezogen. Einen Tag habe ich für das Lesen gebraucht und war total begeistert. Als es dann plötzlich – wie im Buch – noch einen überraschenden Wintereinbruch gab, habe ich das als Zeichen gewertet und per Facebook Kontakt zur Autorin aufgenommen.
Einen Spielfilm hatten Sie ursprünglich als Produzent und Regisseur nie geplant.
Heineking jr.: Ich bin normalerweise auf Serien und kürzere Formate spezialisiert. Aber dieses Buch wollte ich auf jeden Fall umsetzen, und da bot sich nur ein Spielfilm an. Damit bin ich bis heute sehr glücklich.
Was hat Sie so an dem Buch und seiner Geschichte fasziniert?
Heineking jr.: Das ist eine Geschichte, in der einfach nichts passiert, und in der die Situation auch nicht eskaliert. Eigentlich dreht sich alles nur um einen toten Vogel. Und trotzdem bleibt auch wegen der Komik und der unterschwelligen Sozialkritik die Spannung durchgehend bestehen. Das ist wie bei einem Kammerspiel und so könnte man sich die Geschichte auch als Theaterstück vorstellen. Es gibt auch nur einen Ort, an dem alles passiert. Es ist ein Film, in dem der schauspielerische Aspekt ganz im Vordergrund steht. Entsprechend wichtig war es, auch die richtige, hochwertige Besetzung zu finden, was uns gut gelungen ist. Viele im Cast sind nicht die üblichen Vertreter des Filmgenres Komödie. Wir haben die Figurenkonstellation aus dem Buch weitgehend übernommen und nur an einigen wenigen Stellen ein paar Kleinigkeiten dazu erfunden.
Wie schwer war es, das Buch als Film umzusetzen?
Heineking jr.: Das war für uns beim ersten langen Spielfilm eine echte Herausforderung. Man muss ständig die Spannung hochhalten und das in einem Plot, in dem nichts eskaliert. Der Zuschauer darf aber auch nie sicher sein, ob doch noch etwas passiert. Da tut sich ein Buch deutlich leichter als ein Film. So gab es beim Schreiben des Drehbuchs viele Schwierigkeiten. Zunächst hat sich das Drehbuch weit von der literarischen Vorlage entfernt, um sich später dann wieder Stück für Stück anzunähern. Von der Autorin kam ein sehr positives Feedback, weil wir ihre Aussage hinter dem Buch im Film gut rüberbringen.
Mit Annette Frier stand auch eine Kölnerin vor der Kamera.
Heineking jr.: So ein klein wenig Kölner Lokalkolorit wollte ich in dem Film schon haben. Dafür habe ich die Figur der erzählenden kölschen Köchin zum Geschehen hinzugefügt. Das macht die Geschichte sehr charmant.
Welche Rolle spielt der titelgebende Pfau im Film?
Heineking jr.: Es ist ein Pfau, der, mit viel Geld gewürzt, sein Leben lassen muss. Ich wusste gar nicht, dass Pfauen in manchen Kulturen und Ländern auf den Tisch kommen. Das ergibt zusammen mit den Investmentbankern in den schottischen Highlands ein ziemlich bizarres Bild. Ich kann aber die Tierliebhaber beruhigen. Unser Pfau war eines natürlichen Todes gestorben und wurde uns als totes Tier von einem Präparator zur Verfügung gestellt. Dazu kamen auch noch einige lebende Tiere, denen natürlich bei den Dreharbeiten nichts passiert ist.
In Köln sind berühmte Komödien wie „Der bewegte Mann“ entstanden. Ist diese Stadt prädestiniert für die typisch deutsche Komödie?
Heinking jr.: Der deutschen Komödie wird ja schon mal gerne nachgesagt, dass sie die Nutzlosigkeit streift. Das sehe ich nicht unbedingt so. Es gibt wirklich gute deutsche Komödien. Trotzdem habe ich eine andere Art und Weise, an dieses Thema heranzugehen. Meine Komödien sind als Film oder auch als Serie näher dran an britischen oder skandinavischen Produktionen. Eine deutsche Komödie darf durchaus auch mal intellektuell sein und darf mit einer echten Aussage versehen werden, was wir bei „Der Pfau“ angestrebt haben.
Welche Beziehung haben Sie zu Ihrer Geburtsstadt Köln?
Heineking jr.: Ich bin in Köln geboren worden und lebe in Köln, war aber auch schon viel von der großen Welt unterwegs und konnte Städte wie New York, London oder Berlin näher kennenlernen. Ich habe einen sehr starken Bezug zu meiner Heimat, die manchmal etwas selbstverliebt auftritt. Köln ist die ideale Stadt, um wegzufahren, da man sicher sein kann, dass sich bei der Rückkehr nur wenig verändern wird. Diese Verlässlichkeit und Sicherheit weiß ich sehr zu schätzen. Trotzdem ist Köln bei Weitem nicht so provinziell, wie die Stadt manchmal von außen wahrgenommen wird.