Geschichte „Ganz Köln in einem Museum“

Köln Das Kölnische Stadtmuseum hat gerade die Pforten seines Interims im ehemaligen Modehaus Sauer für die Besucher geöffnet. An der Minoritenstraße 13 erzählt es die wechselhafte Geschichte der Stadt auf eine besondere Weise.

Das Stadtmodell von Köln im Jahr 1571 steht am Beginn des Rundgangs durch das Museum.

Foto: Rheinisches Bildarchiv/S. Walz

Das Museum hat eine wahre Metamorphose durchlebt, sowohl inhaltlich als auch optisch. Mitten im Herzen der Stadt ist ein neuer Kulturort entstanden: für das kölnische Erbe, das Kölner Lebensgefühl und die Kölner Identität.

Den Kern des neuen Hauses bildet die neu konzipierte Dauerausstellung. Sie vereint unterschiedliche einzigartige Objekte der Stadtgeschichte, beispielsweise das mittelalterliche Stadtsiegel, den Verbundbrief und das älteste aus Köln stammende Automobil, Teile des Ratssilbers, Zeugnisse der Industriegeschichte und der Glaubenswelten, die in Köln zuhause waren und sind. Ergänzt werden diese bedeutenden Exponate durch digitale und mediale Zugänge.

Eine moderne Reise
in die Vergangenheit

Nach der eher klassischen Präsentation im Zeughaus wird die Stadtgeschichte Kölns jetzt leicht, modern und partizipativ vermittelt. Die neue Herangehensweise an die Vergangenheit zeigt sich an der thematischen Ausrichtung und wird ästhetisch durch die farbenreiche, innovative Inszenierung unterstrichen. Im neuen Museum kommen zudem auch die Kölner selbst zu Wort. Aktuelle Themen zu Gegenwart und Zukunft finden jetzt auch ihren Platz im Kölnischen Stadtmuseum.

Für das Museumsteam war es eine besondere Herausforderung, die Stadtgeschichte in einem ehemaligen Kaufhaus in Szene zu setzen – aber zugleich auch eine große Chance. „Wir schlagen hier ein ganz neues Kapitel auf“, freut sich Museumsdirektor Matthias Hamann bei der Eröffnung. „Mit dem ungewöhnlichen Ort, dem überraschenden Ausstellungskonzept und der modernen Szenografie, wird die neue Dauerausstellung auch überregional für Aufmerksamkeit sorgen.“

Das Gebäude mit seinen fünf Halbgeschossen macht das offene Ausstellungskonzept auf besondere Weise erlebbar. Von der zentralen Rundtreppe, die alle Etagen miteinander verbindet, ergeben sich räumlich und inhaltlich immer neue Perspektiven. Wer mit der Kölner Geschichte noch nicht vertraut ist, erhält zu Beginn einen schnellen Überblick.

Am Beginn des Ausstellungsrundgangs erzählen herausragende Objekte der Sammlung und besondere Leihgaben kurz und kompakt die wichtigsten Entwicklungen – von der römischen Kolonie über die mittelalterliche Handelsmetropole, die preußische Garnisonsstadt bis hin zum Medienhotspot und zu aktuellen Ereignissen unserer Tage. Im Zentrum steht das Stadtmodell von Köln im Jahr 1571, das dank moderner Augmented Reality-Technik zu neuem Leben erweckt wird.

Acht epochenübergreifende Frageräume bilden den Kern der Präsentation. Das Museum erschließt die Geschichte der Stadt anhand zentraler menschlicher Emotionen: Liebe, Lust, Wut, Angst, Hoffnung, Bewegung, Glaube und Verbindung.

Mit Fragen wie „Was lieben wir?“ oder „Was macht uns wütend?“ und ausgewählten Objekten, werden Vergangenheit und Gegenwart Kölns ergründet und unerwartete, sehr persönliche Zugänge zur Stadtgeschichte erschaffen. Spannende und zum Teil unbekannte Geschichten stehen so nebeneinander – und mittelalterliche Objekte neben modernen. Dieser epochenübergreifende Dialog vermittelt die großen Entwicklungslinien und Widersprüche der Stadtgeschichte und schlägt Brücken zwischen Vergangenheit und Gegenwart.

Die Fragen werden dabei breit gedacht: Im Raum „Woran glauben wir?“ werden nicht nur Themen wie Religion und Ideologie behandelt, sondern auch Geld und Fußball. Der Raum „Was macht uns Angst?“ schlägt einen Bogen von Kriegen und der NS-Zeit bis hin zu Ereignissen der jüngeren Vergangenheit wie dem Attentat in der Keupstraße. Und im Frageraum „Worauf haben wir Lust?“ wird nicht nur das Thema Sexualität in unterschiedlichen Jahrhunderten in den Blick genommen, sondern beispielsweise auch die Geschichte der Kölner Unterhaltung, vom mittelalterlichen Tanzbären in der Altstadt bis zur Clubkultur in den Industriebrachen der späten 80er-Jahre.

Die Dauerausstellung ist durchweg barrierefrei erreichbar

Ballast abwerfen und neues Denken zulassen, dies zeichnet auch die szenografische Umsetzung aus. Den Entwurf für das innovative Ausstellungsdesign lieferte das Gestaltungsbüro „neo.studio neumann schneider architekten“ aus Berlin. Gezielt eingesetzte Farb- und Oberflächengestaltung sowie Lichtinszenierungen, gepaart mit interaktiven medialen Vermittlungselementen, lassen das Publikum in ganz unterschiedliche Welten eintauchen.

Bei der Neukonzeption der Dauerausstellung waren Inklusion und Barrierefreiheit zentrale Ziele. Sowohl bei der räumlichen Gestaltung als auch bei der inhaltlichen Vermittlung orientierte sich das Museumsteam dabei an zeitgemäßen Standards, um allen Menschen einen Museumsbesuch zu ermöglichen. Die Ausstellungsbereiche sind durchweg barrierefrei erreichbar. Im frei zugänglichen Foyer bietet der sogenannte „Open Space“ den Besucher die Möglichkeit, sich immer wieder aktuell mit wichtigen Gegenwartsthemen und Zukunftsfragen zu beschäftigen.

Service: Das Kölnische Stadtmuseum ist dienstags von 10 bis 20 Uhr und mittwochs bis sonntags von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet 5 (ermäßigt 3) Euro. Weitere Informationen zum Stadtmuseum finden sich online unter: