Der Titel Ihres neuen Albums lautet „Egal Wie Weit“. Was stimmt Sie so optimistisch?
Musik „Im Leben braucht es Vertrauen ins Ungewisse“
Köln · Als Oonagh hat Senta-Sofia Delliponti jahrelange Preise abgeräumt und die großen Bühnen für sich erobert. Nun kehrt die Berliner Musikerin unter ihrem Vornamen zurück und hat gerade ihr neues Album „Egal Wie Weit“ veröffentlicht.
Am 25. April ist sie zu Gast im Kölner Club Volta an der Schanzenstraße in Mülheim. Wir haben vorab mit Senta gesprochen.
Senta: Ich weiß, dass alles bei einem selbst beginnt und dass man selbstbestimmt durchs Leben gehen sollte. Ich sehe im Leben immer eher die Fülle als den Mangel. Das bestimmt meine Denkstruktur und meine positive Grundeinstellung. Natürlich gibt es im Leben auch Gefühle wie Wut und Schmerz. Aber man darf sich nicht von den äußeren Umständen abhängig machen und muss mit der richtigen Einstellung auch Schwierigkeiten und Probleme meistern. Meine Kraft gewinne ich, wenn ich meditiere. Das hilft mir, groß zu denken und mich etwas zu trauen. Ich folge meinen Herzen und bin so bereit, mutig Schritte nach vorne zu machen. Dazu brauchte es auch Vertrauen in das Neue und Ungewisse. Das ist die Essenz des Albums und seines Titelsongs.
Deshalb haben Sie auch Ihr erfolgreiches Projekt „Oonagh“ mit dem neuen Album als Senta hinter sich gelassen?
Senta: Das Projekt habe ich vor gut acht Jahren begonnen und bin inzwischen aus diesem Projekt, in das ich viele Liebe und Leidenschaft gesteckt habe, herausgewachsen. Ich kann die an „Oonagh“ gestellten Erwartungen heute auch einfach nicht mehr erfüllen. Mir ist wichtig, als Senta meine eigene Musik in Songs zu packen und mit diesen Menschen auf ihrem Weg zu unterstützen. Ich möchte gerne mit meiner Musik etwas bewegen und will als Künstlerin auch für mein Publikum greifbar sein. Dafür war es wichtig, nicht oben vom Podest auf die Menschen zu schauen, sondern ihnen auf Augenhöhe zu begegnen.
Was hat Ihr Leben als Künstlerin so verändert?
Senta: Zum einen bin ich Mutter geworden und das lässt mich meine bisherigen Werte überdenken. So habe ich als „Oonagh“ in fremden Sprachen gesungen und so kulturelle Aneignung betrieben. Das geht so heute nicht mehr. Gerade in der Corona-Zeit hatte man sehr viel Zeit zum Nachdenken. Dafür habe ich mich in meine Gartenhütte ohne Handy zurückgezogen, um ganz alleine Zeit für mich zu haben. Natürlich war das auch ein schmerzhafter Prozess, wenn man so lange ein Musikprojekt verfolgt hat. Aber irgendwann muss man seinem Bauch vertrauen und die eigene Blase verlassen. Jetzt freue ich mich, das, was ich zweieinhalb Jahre vorbereitet habe, zu den Menschen zu bringen und diesen damit neue Kraft zu geben. Die Proben zur Tour haben mit meiner Band gerade begonnen.
Neu ist auch der Podcast „Sentahood“.
Senta: Auch der ist mit einer Freundin in der Gartenhütte entstanden. Mich hat interessiert, wie andere Menschen mit Wendepunkten in ihrem Leben umgehen. Das, was dort online geht, mache ich alles selbst im eigenen Studio. Das bringt für mich viel Freiheit und Selbstbestimmtheit mit sich, was mir sehr wichtig ist. Spannend sind die Begegnungen mit den Menschen und ihren Geschichten für den Podcast. Damit schaffe ich für diese neue Räume, wo sie über ihre ganz persönlichen Wendepunkte zu sprechen können.
Sind die Songs für das neue Album auch in der Gartenhütte entstanden?
Senta: Die Hütte ist meine Ruheoase und mein Rückzugsort. Dort ist tatsächlich auch ein Song für das Album entstanden. Andere Songs stammen aus dem Studio oder von Songwriting-Sessions. Für das Album ist auch ein komplett neues Team zusammengekommen. Dazu kommen auch ganz spontane Momente, wie eine Fahrt mit dem Wohnmobil zur Ostsee, wo ich plötzlich die Idee zu einem Song hatte. Gerade bin ich außerdem dabei, meinen ersten Song auch selbst zu produzieren. Da bin ich wie ein Nerd, der alles, was er macht, auch verstehen will.
Was erwartet die Fans bei der Tour?
Senta: Es wird bei der Tour neben den neuen Songs vom Album auch einen kleinen, neu arrangierten „Oonagh“-Block geben. Außerdem habe ich das Bedürfnis, meine Bühne mit anderen Musikern zu teilen. Daher habe ich in jeder Stadt zwei lokale Bands eingeladen. Das wird auch in Köln so der Fall sein. Dieses Format bringt für das Publikum ein kleines Festivalerlebnis mit sich. Wenn mein Publikum das Konzert so mit einer neu gewonnenen Stärke und Leichtigkeit verlässt, würde mich das sehr freuen.
Welche Beziehung haben Sie zu Köln?
Senta: Ich habe als Musicaldarstellerin beim „Tanz der Vampire“ ein halbes Jahr in Oberhausen gelebt. Im Kölner Musical Dome lief da gerade „Hairspray“ mit befreundeten Kollegen. Da gab es häufiger gegenseitige Besuche. Außerdem habe ich viele Freunde in Köln, die ich am freien Wochenende gerne besuche.