Lanxess fasst langsam Tritt
Der Spezialchemiekonzern kann sein Ergebnis 2014 verbessern. Das Werk in Marl steht vor dem Aus.
Köln. Im Rahmen seiner Neuausrichtung wird der Spezialchemiekonzern Lanxess die Produktion an seinem Standort Marl zum Jahresende herunterfahren und dort 120 Stellen streichen.
Die Mitarbeiter wurden am Donnerstagmorgen auf einer Betriebsversammlung informiert. Betriebsbedingte Kündigungen sollen dort vermieden werden, können aber nicht ausgeschlossen werden. Gründe für die Schließung des Standorts sind die Überkapazitäten im Kautschukmarkt und die mangelnde Wettbewerbsfähigkeit in Marl.
Weitere einschneidende Maßnahmen seien in Deutschland aber nicht geplant, sagt der Vorstandsvorsitzende des Konzerns, Matthias Zachert, bei der Präsentation der Jahresbilanz für das Geschäftsjahr 2014. Standortgarantien will er allerdings nicht geben.
Bereits im vergangenen Jahr wurden durch die Neuausrichtung der Geschäfts- und Verwaltungsstruktur 1000 Stellen abgebaut, davon 500 in Deutschland. Etwa 40 Prozent der Leitungsfunktionen wurde neu besetzt. Bis 2016 sollen so 150 Millionen Euro eingespart werden.
Der Fokus liegt im laufenden Jahr auf der Neuausrichtung der operativen Wettbewerbsfähigkeit, wofür die Produktionsstandorte weltweit überprüft und bei Bedarf angepasst werden. Dazu gehören auch zeitweise oder endgültige Stilllegungen von Anlagen, wie dies nun in Marl der Fall sein wird.
Im Bereich EPDM (Spezialkautschuk für Dichtungen, Kabel etc.) soll es wegen der weltweiten Überkapazitäten künftig nur noch eine Anlage pro Region geben, in Europa ist dies Geleen in den Niederlanden. Neu ist die Anlage im chinesischen Changzhou, die gerade in Betrieb gegangen ist. Im Bereich Nd-PBR (Spezialkautschuk für Reifen etc.) soll die Anlagenbasis optimiert und so die Auslastung und die Produktivität verbessert werden.
Künftig global produzieren werden hier Dormagen und die neue Anlage in Singapur, für die jeweiligen regionalen Märkte werden die Anlagen in den USA und Brasilien eingesetzt. Das französische Werk in Port Jerome soll eine Neuausrichtung erfahren. Insgesamt werden 140 Stellen eingespart sowie die Fixkosten in beiden Produktionsbereichen um 20 Millionen gesenkt. In einer dritten Stufe der Neuausrichtung soll der Konzern durch Allianzen vor allem im Kautschukbereich gestärkt werden und die Wettbewerbsfähigkeit des Geschäftsportfolios verbessert werden.
„Wir sind noch nicht da angekommen, wo wir hinkommen wollen, aber die Neuausrichtung schreitet zügig voran und die Nettoverschuldung liegt auf einem Niveau, die wir selbst 2011 nicht hatten“, sagt Zachert. Man sei noch nicht am Ende der Durststrecke, die Neustrukturierung sei auf zwei bis drei Jahre angelegt. „Das erste Jahr ist aber sehr gut gelaufen“, erklärt der Lanxess-Chef.
Das Jahr 2014 sei ein sehr intensives, aber auch schwieriges Jahr gewesen“, sagt Zachert. Der Umsatz ist insgesamt um 3,5 Prozent auf acht Milliarden Euro gesunken. Das Konzernergebnis konnte dagegen auf 47 Millionen Euro verbessert werden. Die Nettofinanzverbindlichkeiten konnten um 400 Millionen Euro gesenkt werden. Für Aktionäre wird es einen Dividendenvorschlag von 50 Cent pro Aktie geben.
Was 2015 angeht, spricht man beim Konzern von einem Jahr des Übergangs, in dem die zweite und dritte Stufe der Neuausrichtung fortgesetzt werden sollen. „Die Unsicherheiten insbesondere im geopolitischen Bereich bleiben bestehen“, sagt Zachert. Für Nordamerika und Asien-Pazifik wird mit einem soliden, für Europa und Lateinamerika mit einem eher moderaten Wachstum gerechnet.