Total jeck in der Straßenbahn
Was der Kölner Reporter im Düsseldorfer Karneval zwischen Saal, Brauhaus und Bahn erlebt hat.
Düsseldorf. Karneval feiern, das können die Düsseldorfer auf jeden Fall. Dass das auch in der Straßenbahn funktioniert, zeigte die Hoppediz Wache am Samstagnachmittag. „Die Idee kam mir nachts, als ich plötzlich aufgewacht bin“, sagt Präsident Clemens Kaiser, während die Fetzer erst einmal überlegen müssen, wie sie ihre Technik in der Bahn unterbringen. „Ich dachte erst, das sei ein Witz, jetzt freue ich mich darauf und bin gespannt, ob alles funktioniert“, sagt Sänger Thomas Meffert vor dem ersten rollenden Auftritt seiner Band.
Derweil werden die 111 Gäste mit Bierdeckelorden und Lunchpaketen ausgestattet. Damit auch die Jecken im zweiten Wagen der alten Straßenbahn ihren Spaß haben, wird das Live-Geschehen direkt per Lautsprecher übertragen. Als Schlümpfe sind Silvia Jacobs und ihre Familie unterwegs: „Das ist eine klasse Idee und auch die Kinder finden es super“, freut sich die Schlumpfenmutter.
Probleme gibt es allerdings bei der Technik der Bahn, denn die ist für die Ausrüstung der Fetzer nicht gemacht: „Ich glaube wir müssen abschalten, die Sicherungen brennen durch“, sagt Meffert und macht erst mal unplugged weiter. Auch für Fahrer Knut Jonentat ist die Angelegenheit spannend: „Eigentlich bin ich ja ein Karnevalsmuffel, aber das macht auch mir Spaß. Allerdings muss ich vorrangig auf den Verkehr achten“, sagt der Mann von der Rheinbahn, bevor im Betriebshof Benrath die erste Pinkelpause der jecken Fahrt ansteht.
Als zweite Station steht für den Gast aus Köln nun die Brauereisitzung des Corps de Jeunesse der Prinzengarde Blau-Weiss im Schumacher an der Oststraße an. Dort geht es im Köbeskostüm direkt in den Elferrat, der aus Platzgründen ein Fünferrat mit fliegendem Wechsel ist. Im Brauhaus ist beim jungen Sitzungsformat von der ersten Sekunde Party angesagt, dafür sorgen die Fetzer, die jetzt wieder auf ihre Technik zurückgreifen können.
Beim Programm geht es Schlag auf Schlag von der Band ohne Bart über Alt Schuss bis zur KG Regenbogen, die den Saal rockt. Zwölf Kostüme hat Sitzungspräsident und Ex-Prinz Simon Lindecke am Start, der auch seine roten Prinzenschuhe wieder reaktiviert hat. Als Krümelmonster verteilt er Keksorden, bevor er als Tanzbär mit der KG Regenbogen voll im Einsatz ist. Auch der Fortuna-Ditz und der Sultan mit fliegendem Teppich kommen beim Publikum im ausverkauften Brauhaus gut an. Für das Prinzenpaar wird es an diesem Tag ein Heimspiel: „Das hier ist das Beste, das wir heute erlebt haben“, jubelt Prinz Christian Zeelen.
Der Kölner ist beeindruckt, als er zum dritten Programmpunkt seines Düsseldorf-Besuchs aufbricht. Und der findet im Henkel-Saal statt, wo die Bäcker-Sitzung gefeiert wird. Dort stehen mit Josef Hinkel im Smoking und Thomas Puppe als Dschingis Khan gleich zwei ehemalige Prinzen auf der Bühne.
Vor dem Saal gibt es noch eine kurze Begegnung mit der Kölner Band Kuhl und dä Gäng: „Das war ein super Publikum“, sagt Sänger Michael Kuhl, bevor es weiter in die Lachende Kölnarena geht. Im Saal setzt man nicht nur auf gebuchte Künstler, sondern auch auf selbst gemachtes Programm: „Das unterscheidet uns von anderen Sitzungen. Dabei können wir auch Flagge zeigen, so wenn es gegen Groß- und Industriebäcker geht“, sagt Bäckermeister Thomas Puppe.