Sport Vom SC Merzenich zum großen FC in Köln

Köln · „In meiner Zeit beim ASV Dachau, wo ich als Spielertrainer, Manager und Abteilungsleiter drei Funktionen gleichzeitig ausübte, wurde ich nach den Spielen oft gefragt, ob ich mal von früher erzählen kann.

Der frühere FC-Profi Jupp Bläser (l.) und sein Verleger Frank Steffan.

Foto: step/Eppinger

Da entstand die Idee, ein Buch zu schreiben. Gedauert hat das aber ewig. Erst während Corona hatte ich genügend Zeit dafür. Mir war wichtig, dass es authentisch, aber auch spannend wird. Ich war elf Jahre im Fußballgeschäft und wollte von den Dingen berichten, die dort einem Spieler passieren können“, erinnert sich der frühere FC-Profi Jupp Bläser an die Entstehungsgeschichte seines jetzt bei Edition Steffan erschienenen Buchs „Ich war dabei“.

Zwei Späher vom FC standen plötzlich vor der Haustür

Begonnen hatte für Bläser alles in der kleinen Gemeinde Merzenich im Kreis Düren. Dort startete der spätere Fußballprofi in der Jugend des SC. Schon mit 15 Jahren kam Bläser in die A-Jugend des Vereins. Mit ihr holte er später die Meisterschaft und trat auf dem Weg zur Endrunde der Mittelrhein-Meisterschaft gegen die Jugend von Bayer Leverkusen an.

„Wir haben in Merzenich vor 800 Zuschauern gespielt, darunter war auch Jupp Röhrig, der Trainer der A-Jugend des FC.“ Zwar verlor Bläsers Team gegen die teils mit jungen Profis bestückte Bayer-Nachwuchsmannschaft, doch es sollte ein entscheidender Tag in seiner sportlichen Karriere werden. „Kurze Zeit später standen zwei Männer vor unserer Haustür und sagten, dass sie Späher des FC seien und dass sie gerne meinen Vater sprechen würden. Der hat mir das zunächst gar nicht geglaubt.“

Zusammen mit Harald Konopka ging es zum Probetraining des FC, der damals in Deutschland und Europa mit Spielern wie Wolfgang Overath, Heinz Flohe, Hannes Löhr oder Karl-Heinz Thielen in Sachen Fußball das Maß aller Dinge war. „Gespielt haben wir gegen die Profimannschaft, mein Gegner auf dem Feld war Hannes Löhr. Nach dem Spiel wurde uns auf der Geschäftsstelle mitgeteilt, dass man uns beide für den FC haben will. Voraussetzung war aber, dass wir unsere Lehre erfolgreich beenden“, berichtet der gelernte Maler.

In der A-Jugend folgten für Bläser und Konopka anstrengende Zeiten, in denen sie Beruf und Training miteinander verbinden mussten. „Nur am Samstag hatten wir frei, aber da waren wir dann bei den Bundesligaspielen des FC im Stadion. Ein Jahr später haben wir dann selbst bei den Profis gespielt. Damals war der FC immer ein Verein, der beim Uefa-Cup dabei war. Der mögliche Abstieg war dagegen nie ein Thema.“

1972 kommt ein weiterer Spieler aus dem Kreis Düren zum FC – Torwart Toni Schumacher. „Wir sind immer gemeinsam von Düren zum Training gefahren – entweder mit Tonis gelben Ford Escort oder mit meinem orangen Opel Manta“, erinnert sich Bläser, der von 1971 bis 1974 für den FC als Profi aufgelaufen ist.

1974 wechselt er zu Alemannia Aachen in die Zweite Liga. Dort hat er in der Spielzeit 1975/76 ein Erlebnis, das ihn bis heute beschäftigt: „Ich wurde von einem Vorstandsmitglied von Fortuna Köln angerufen und zu einem Treffen in der Raststätte Frechen eingeladen. Da ich von Alemannia wegwollte, hoffte ich auf ein Angebot des Klubs. Doch dann kam alles anders. Der Herr im Anzug bot mir ein Koffer mit 5000 Mark an, wenn ich mit einem Eigentor oder einem bewusst verursachten Elfmeter dafür sorge, dass Alemannia das Spiel gegen die Fortuna verliert und die Kölner so noch die Chance zum Aufstieg haben. Ich habe den Mann beschimpft und bin empört gegangen. Für einen Moment wusste ich nicht mehr, wo oben und unten ist.“

Lange schweigt Bläser über den bedrückenden Vorfall und erzählte nur seinem Vater davon. „Der große Bundesligaskandal war damals gerade fünf Jahre her. Ich hätte nie meine Teamkameraden betrogen. Das Spiel ging dann unentschieden aus und ich hätte fast noch unfreiwillig ein Eigentor geschossen. Zum Glück hat das unser Torwart verhindert, dem ich nach dem Spiel einige Bier ausgegeben habe.“

Von Aachen wechselte Bläser 1979 nach Österreich zum LASK Linz und feiert dort noch einige Erfolge. „Das Problem war damals, dass Fußballer in Österreich kein Beruf war und dass ich nur zum Verein durfte, wenn ich eine Anstellung nachweisen konnte. Dafür haben dann unsere Präsidenten gesorgt, mit Arbeitsplätzen, wo ich nie gearbeitet habe“, sagt Bläser, der inzwischen im bayrischen Regensburg lebt.

Jupp Bläser: Ich war dabei – ein brisanter Tatsachenbericht aus der Welt des Fußballs, Edition Steffan, 208 Seiten, 19,80 Euro