Kultur Von Klassik über Jazz zum Kabarett
Köln · Der März bietet in der Kölner Philharmonie wieder ein vielfältiges Programm für die Kulturfans. Es reicht vom Musikkabarett über ein interaktives Konzert bis zum Gastspiel eines international bekannten Orchesters am Rhein.
Hier ein kleiner Überblick:
Klaviersdelikte: Keine Angst, es sind ausgesprochen delektable Delikte, die der Musikkabarettist Bodo Wartke am 4. März um 20 Uhr an seinem Publikum verübt. Hier ein vorsätzlicher Versatz im Versmaß, dort eine hinterhältige Wortspielerei oder ein mit diebischer Freude vollzogener Stilbruch. Immer resultieren daraus treffsichere Pointen, derer man sich nur mit massiven Lachsalven erwehren kann. Von der chronisch problematischen Zweisamkeit bis hin zu drängend aktuellen sozialen Schieflagen reichen Wartkes Themen, wobei er sprachlich wie pianistisch sein Ausnahmetalent unter Beweis stellt. Hochvirtuos, von sprühender Intelligenz und zum Schreien komisch.
Connect: Im interaktiven Konzert der Komponistin Catherine Milliken mit dem Ensemble Modern ist das Publikum am 5. März ab 16 Uhr elementarer Bestandteil der Orchestrierung. Gemeinsam mit den Mitgliedern des Ensembles erarbeitet es sich anhand eines kleinen „Instrumenten-Pakets“ die Komposition „Night Shift“ und bringt sie zusammen mit dem Ensemble Modern, Vocal Journey, der Altistin Jessica Aszodi und dem Tenor Michael Schiefel unter der Leitung von Jonathan Stockhammer zur Aufführung. „Die Klänge, die das Publikum erzeugt, werden zu natürlichen und unverzichtbaren Elementen der Orchestrierung. Somit ist der Part des Publikums kein von der Komposition getrennter, sondern Teil der akustischen Textur, der Atmosphäre des Stücks“, sagt Cathy Milliken. Die Veranstaltung richtet sich an Erwachsene sowie an Kinder und Jugendliche ab dem Schulalter.
Sibelius: Klaus Mäkelä und Sibelius, das ist das, was die Engländer „a perfect match“ nennen, eine perfekte Kombination. Anfang 2022 erschien eine Gesamtaufnahme sämtlicher Sinfonien von Jean Sibelius mit dem 1996 geborenen Finnen. Mit dem Orchestre de Paris, dessen Chefdirigent Mäkelä ist, geht die Sibelius-Reise mit seinem Violinkonzert am 8. März um 20 Uhr nun weiter. Mit klirrend-faszinierenden Klängen wie aus einer finnischen Winterlandschaft beginnt das Konzert, das bei der mehrfachen Echo-Preisträgerin Janine Jansen in den allerbesten Geigerinnen-Händen ist. Nicht weniger klanglichen Reiz hat Berlioz’ gigantische „Symphonie fantastique“, in der die Es-Klarinette das Hexengelächter nachahmt und die Posaunen zum sprichwörtlichen Jüngsten Gericht blasen.
Dirigentin und Sopranistin: Sie ist die Sopran-Wunderwaffe für das Ausgefallene und Schwierige. Damit zählt die singende Dirigentin und dirigierende Sängerin Barbara Hannigan aktuell zu den spannendsten Künstlerinnen des Klassikbetriebs, unkonventionell und unbeirrt. Energetisch und explosiv agiert sie auf der Bühne und ist damit geradezu prädestiniert für Olivier Messiaens „L’Ascension“ am 9. März um 20 Uhr: vier sinfonische Meditationen für Orchester des bei der Entstehung gerade einmal 23-jährigen Komponisten, die geprägt sind von glühender Leidenschaft, tänzerischem Überschwang und abgeklärter Meisterschaft. In ihrer Doppelfunktion als Sängerin und Dirigentin ist Hannigan in Mahlers nur auf den ersten Blick „klassischen“ 4. Sinfonie zu erleben, in der die Sopranstimme am Ende das „himmlische Leben“ besingt.
Hans-Imhoff-Konzert: Gerade einmal Mitte 20 ist Eric Lu und trotzdem schon auf den prestigeträchtigsten Bühnen der Welt zu Hause, darunter die Hollywood Bowl in Los Angeles oder die Wigmore Hall in London. Mit seinem Recital-Programm demonstriert der chinesisch-amerikanische Pianist, der von der BBC zum „New Generation Artist“ geadelt wurde,am 12. März ab 11 Uhr seine stilistische Versatilität. Am Anfang steht Mozarts Klaviersonate a-Moll, deren Tonart schon auf das düster-beklemmende Klangbild verweist, gefolgt von der C-Dur-Sonate Schuberts, die nicht nur wegen ihrer unvollendeten Form zu den enigmatischsten Werken des Romantikers gehört. Die zweite Konzerthälfte steht dann ganz im Zeichen Chopins, der wie wenige andere Tonschöpfer die Klaviermusik des 19. Jahrhunderts geprägt hat.
Gastspiel: Mirga Gražinytė-Tyla wurde 2016 Chefdirigentin beim altehrwürdigen City of Birmingham Symphony Orchestra, wo sie die Nachfolge von Andris Nelsons, Simon Rattle und Adrian Boult antrat. Schnell wurde auch der Rest der musikalischen Welt auf die Litauerin aufmerksam. Heute gehört sie zu einer ganzen Reihe junger, selbstbewusster Dirigentinnen, die mit Macht in die einstige Männer-Domäne einbrechen und ist dem Orchester jetzt als Gastdirigentin verbunden. Einen besonderen Schwerpunkt ihres Repertoires bilden dabei Werke russischer und osteuropäischer Komponistinnen und Komponisten, besonders diejenigen von Mieczyslaw Weinberg, für dessen fortschreitende Wiederentdeckung sie sich nachdrücklich einsetzt. Eingerahmt von Weinberg und Prokofjew wird Schumanns Klavierkonzert a-Moll, am 20. März um 20 Uhr gespielt vom russisch-stämmigen Pianisten Kirill Gerstein.
Jazzpiano Solo: „Es gibt immer noch erstaunliche Musiker wie Danilo Pérez, der Piano im Wayne Shorter Quartet spielt. Er fürchtet sich vor nichts“, sagt der legendäre Jazz-Pianist Herbie Hancock, eine Art Ritterschlag für den in Panama geborenen Pérez. Der Pianist, Bandleader und Komponist hat in seiner langen Laufbahn schon mit so mancher Legende gespielt, war unter anderem Mitglied in Dizzy Gillespies United Nations Orchestra und der Band von Wynton Marsalis. Dabei versteht sich Danilo Pérez nicht nur als Musiker, sondern auch als Aktivist, der sich mit seiner Kunst für Humanität und soziale Gerechtigkeit einsetzt. Er ist am 25. März ab 20 Uhr in Köln zu Gast.
Weitere Highlights im März sind am 2. März „Musical mal anders: Broadway Today“ mit dem WDR-Funkhausorchester, die beiden Gastspiele von Max Raabe und seinem Palast Orchester am 13. und 14. März sowie das Konzert von Laith Al-Deen mit der Big Band der Bundeswehr am 30. März. Weitere Informationen zum Programm und den Karten gibt es online unter: