Kopfnüsse für Mathekünstler

Der Matheclub fördert kreisweit besonders begabte Grundschüler. Ein Standort ist die Schule Dierath.

Kopfnüsse für Mathekünstler
Foto: Doro Siewert

Burscheid. Heute geht es um das Raumeckenspiel. Mehrere Würfel sind in einer Pappecke zu einem Gebäude aufgestapelt. Durch Veränderung nur jeweils eines Würfels sollen elf andere Gebäude entstehen, wie sie auf Kärtchen dargestellt sind. Wenn am Ende wieder das Ursprungsgebäude erreicht wird, ist das die „Superlösung“.

Grundschulrektorin Corinna Stobbe hört beim Erklären kein Stöhnen und kein Murren. Denn die Viertklässler, die am runden Tisch in der Lernwerkstatt der Schule Dierath versammelt sind, kommen freiwillig. Es ist ihr viertes Treffen in diesem Halbjahr. Ihre Eltern bringen sie aus dem gesamten Nordkreis nach Dierath. Insgesamt acht Schüler (Maya, Kira, Josua, Timon, Pius, Emely, Janis und Mariel) bilden den Matheclub.

Die Idee: Besonders talentierte Kinder, die beim landesweiten Mathematikwettbewerb der vierten Schuljahre zu den besten 45 Rechnern im Kreis gehören, erhalten so die Möglichkeit, mit ähnlich leistungsstarken Schülern zusammenzuarbeiten. „Das macht Spaß“, sagt Janis schlicht. Und Mariel ergänzt: „Hier kann man mehr machen als im normalen Unterricht.“

Eigentlich bekommen die beiden in ihrer Grundschule Bennert in Leichlingen an dem Tag des Besuchs im Matheclub hausaufgabenfrei. „Aber ich mache sie trotzdem meist“, sagt Janis.

Der Matheclub ist in diesem Schuljahr erstmals eingerichtet worden. Insgesamt drei Standorte gibt es im Kreis: Neben Dierath sind das die Grundschulen Paffrath (für die Kreismitte) und Vilkerath (für den Südkreis). Geboren wurde die Idee im Arbeitskreis Begabtenförderung. In ihm sitzen Schulleiterinnen, Lehrerinnen, eine Fachleiterin Mathematik, eine Vertreterin des Schulpsychologischen Dienstes und als Leiterin die Schulamtsdirektorin Ursula Resch.

Bisher hatte der Arbeitskreis vor allem die Lehrer im Blick. Sie sollten über Fachtage dafür sensibilisiert werden, Kinder mit besonderen Potenzialen zu erkennen und zu fördern. Dazu gab es auch Kooperationen mit dem Hochbegabtenzentrum in Brühl. Der Matheclub ist das erste kreisweite Angebot, das sich direkt an mathematisch begabte Grundschüler wendet.

Die Lernwerkstatt im Keller der Schule Dierath ist dafür ein idealer Ort. Erst im vergangenen Herbst eingeweiht, bietet der Raum alle Möglichkeiten zum kreativen Ausprobieren und Entdecken ohne Klassenatmosphäre. Und an der Ausstattung, auch mit moderner Technik, soll weiter gearbeitet werden: Corinna Stobbe hat mit dem Schulverein schon neueste Geräte von der Fachmesse Didacta ins Auge gefasst — und stößt bei der Suche nach Finanzierungsmöglichkeiten auch beim Schulträger in Person von Bürgermeister Stefan Caplan auf Unterstützung.

Derweil haben sich die Kinder des Matheclubs längst auf diverse Tische im Raum verteilt und arbeiten konzentriert an der Lösung des Raumeckenspiels. Sie hatten die Wahl, auch Zweier- oder Dreierteams bilden zu können. Aber alle verlassen sich bei dieser Aufgabe lieber ganz auf sich selbst. Die Erfahrung, mit ähnlich Begabten an einem Tisch zu sitzen, müssen sie offenbar erst noch verinnerlichen.

Für den Arbeitskreis Begabtenförderung ist nach seinen Erfahrungen aber mittlerweile klar: Der Matheclub geht im nächsten Schuljahr weiter.