Seit Januar keine weiteren Flüchtlinge
Wie sich die Zuweisungen künftig entwickeln, ist auch für die Stadt völlig unklar. An den Planungen für das Heim im Luisental hält sie aber fest.
Burscheid. Es ist die Ungewissheit, die die Stadtverwaltung derzeit umtreibt. Wie wird sich die Flüchtlingssituation entwickeln? Eine Antwort darauf wusste auch Christoph Haendeler vom Amt für Sicherheit, Ordnung und Soziales bei der jüngsten Sitzung des Schul- und Sozialausschusses am Donnerstagabend nicht zu geben.
Im Moment gibt es keine Zuweisungen. „Die Großstädten haben ihre Quoten nicht erfüllt. Sie bekommen daher derzeit alle Zuweisungen“, berichtete Christoph Haendeler. Dass das Prozedere seit Januar so abläuft, ist auf einen Erlass zurückzuführen. Dieser kann aber in Kürze wieder aufgehoben werden, was dazu führen würde, dass auch nach Burscheid wieder neue Flüchtlinge kommen.
Vermutungen anzustellen, wann das der Fall sein wird, das sei „Kaffeesatzleserei“, so Haendeler. Er blickte in diesem Zusammenhang auch auf die Entwicklung der Flüchtlingszahlen in Burscheid zurück, die sich sprunghaft verhielt. 2014 waren es noch 34 Personen, die Asyl suchten. Bis Ende 2015 stieg die Zahl auf 152 an, wobei der zwischenzeitliche Höchststand 200 Personen betrug. Derzeit liegt die Zahl wegen des Erlasses relativ stabil bei 159 Personen.
Die 21 Unterkünfte, die die Stadt Burscheid für Flüchtlinge bereithält, reichen momentan aus. Es gibt sogar noch freie Kapazitäten. Die Unterkünfte verfügen insgesamt über 257 Plätze. Da nicht alle der 159 Flüchtlinge in städtischen Unterkünften leben, sondern teilweise auch bei Verwandten untergekommen sind, gibt es zahlreiche freie Wohnräume, die bei einem Wiederbeginn der Zuweisungen genutzt werden können.
„Wir haben schon bei der Bezirksregierung darum gebeten, dass uns Menschen zugewiesen werden, damit es besser handhabbar ist“, sagte Dirk Runge, Leiter der Zentralen Dienste der Stadtverwaltung. Auch das Kreisjugendamt, das in Benninghausen eine Wohngruppe für junge Flüchtlinge eröffnet hat, sucht vorbereitend nach neuen Immobilien. „Als nächster Standort ist Odenthal im Auge“, berichtete Runge.
Die Sorge bei der Stadt: Sollte der Erlass, der die kleineren Kommunen derzeit schont, wieder aufgehoben werden, könnte es dann wieder sprunghaft mehr Zuweisungen geben. Aber auf die Bitte um eine dosierte Zuweisung schon zum jetzigen Zeitpunkt erfolgte keine Reaktion.
Eine Änderung der Planung für das neue Flüchtlingsheim im Luisental sei angesichts der völlig unklaren Entwicklung derzeit nicht angedacht, so Runge. Inzwischen hat der Bodengutachter dort seine Untersuchungen abgeschlossen. Die Ergebnisse sollen in Kürze vorliegen.
Bei den vorgeschalteten Probebohrungen waren entgegen früherer Darstellungen doch Hinweise auf Schadstoffe gefunden worden, allerdings laut Runge nicht in besorgniserregendem Umfang. Auf der Basis des Bodengutachtens und in Abstimmung mit der Kreisverwaltung soll jetzt entschieden werden, welche Maßnahmen zur Behandlung des Grundstücks notwendig sind.
Erst wenn diese Weichenstellungen erfolgt sind, wird auch der Grundstückskauf abgewickelt und der Bauantrag gestellt. Derzeit befindet sich das Gelände noch im Besitz des Leverkusener Entsorgungsunternehmens Avea.
Die Planungen für das Luisental sollen laut Runge auch deshalb weiterverfolgt werden, weil die bisherigen städtischen Unterkünfte auf der Luisenhöhe sanierungsbedürftig sind und möglicherweise auch als Wohnbaufläche freigegeben werden könnten.