Kröten-Retter sind schon im Einsatz

Nach dem milden Winter hilft der Nabu schon jetzt vielen Tieren über die Straße.

Foto: Siewert, Doro

Burscheid. Auf der K2 zwischen Blasberg und Dohm herrscht reger Verkehr. Seit einigen Tagen machen sich hunderte Kröten, Molche und Grasfrösche auf den Weg zu ihren Laichgewässern. Fast die Hälfte der wanderlustigen Tiere wird dabei überfahren. Der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) im Rheinisch-Bergischen Kreis stellt deshalb Amphibienschutzzäune auf.

Foto: Siewert, Doro

Nach dem milden Winter sind die Tiere in diesem Jahr früher unterwegs. Bei Temperaturen ab zehn Grad und feuchter Witterung graben sich die Kröten aus ihren Winterquartieren und beginnen die gefährliche Wanderung. „Wenn es nachts nicht so kalt geworden wäre, hätten wir schon viele tote Tiere auf der Straße gehabt“, erklärt Thomas Wirtz, Nabu-Geschäftsführer im Rheinisch-Bergischen Kreis.

Einen besorgniserregenden Einfluss des Klimawandels kann Wirtz nicht feststellen: „Man muss sich auf die Witterung schon einstellen, aber an der Population oder den Wanderzeiten hat sich in den letzten Jahren nicht viel verändert.“

An der viel befahrenen Kreisstraße setzten gestern sechs freiwillige Helfer Eimer in den Boden. Auf ihrem Weg zu den Fischteichen laufen die Kröten an festgesteckten Plastikplanen entlang und fallen dabei in die Eimer. Frühmorgens und spätabends sammeln Helfer jeweils etwa 80 Tiere ein und bringen sie sicher über die Straße.

Thomas Wirtz erklärt, wie wichtig diese Arbeit ist: „Ein laichvolles Weibchen mit ihrem Partner auf dem Rücken braucht mehr als 30 Minuten, um die Straße zu überqueren. Bei einem Verkehrsaufkommen von mehr als 40 Fahrzeugen in einer halben Stunde gleicht dies einem Todeskommando.“

Holger Koslowski aus Hilgen-Heide ist seit über vier Jahren im Einsatz für die Kröte. „Wenn man die Tiere zermetzelt auf der Straße sieht, lässt mich das nicht kalt. Der Schutzzaun hilft“, erklärt er. „Wenn man die Kröten einmal in der Hand hat, lässt einen das nicht mehr los. Die haben kluge Augen und sind überhaupt nicht glitschig.“

Koslowski arbeitet als Betreuer von psychisch Kranken und geistig Behinderten Menschen bei einem Wohlfahrtsverband. Mit einem seiner Klienten gräbt er heute Eimer ein. Ein Stock hilft hereingestürzten Mäusen wieder heraus. Unter ein paar Blättern können sich die Kröten vor ihren Fressfeinden verstecken.

Unter den Helfern ist auch Max Appelshofer, der bei der Nabu-Naturschutzstation Leverkusen/Köln ein freiwilliges ökologisches Jahr (FÖJ) absolviert. „Ich finde, das ist eine wichtige, sinnvolle Arbeit. Viele machen sich über die Zäune lustig, aber das finde ich nicht gut“, erklärt der 19-Jährige.

Die fehlende Aufmerksamkeit der Gesellschaft bemängeln alle Helfer. „Die Leute könnten ja etwas angepasster fahren, man muss hier nicht mit 100 runter brettern“, findet Holger Koslowski. Auch Anwohner könnten seiner Meinung nach mehr tun. „Wenn ich hier nachts mit einer Taschenlampe rumlaufe, glauben alle, ich bin ein Einbrecher. Helfen will kaum jemand.“

Dank dem Einsatz der Naturfreunde könnten bis Ende April 700 bis 1000 Kröten in den Eimern landen.