Neuer Poker um die Müllabfuhr
Der Vertrag mit Remondis ist für Ende 2015 gekündigt. Der Bav bereitet die Ausschreibung vor.
Burscheid. Georg Hruzik ärgert sich. Vor einem Jahr sollte er für seinen Fünf-Personen-Haushalt und die 120-Liter-Restmülltonne mit Eigenkompostierung 325,40 Euro zahlen. In diesem Jahr sind es 370,90 Euro. Eine Steigerung um 14 Prozent, das will der Hilgener nicht einsehen.
Christoph Rösgen, Leiter Abfallwirtschaft des Bergischen Abfallwirtschaftsverbandes (Bav), kann zwar die Erklärung liefern. Durch die Einführung der Biotonne sei die alte Aufteilung in eine Restmüllgebühr mit und ohne Eigenkompostierung entfallen. Für die Selbstkompostierer werde die nun einheitliche Restmüllgebühr etwas teurer, für die anderen etwas billiger. Außerdem hat sich die Berechnungsgrundlage für die Grundgebühr durch eine gesunkene Einwohnerzahl verändert.
Aber auch in der Politik führen die hohen Müllgebühren zu sorgenvollen Mienen. In der jährlichen Übersicht des Bundes der Steuerzahler zu den Abfallgebühren in NRW rangierte Burscheid im vergangenen Jahr auf einem unrühmlichen Spitzenplatz.
Jetzt soll versucht werden, an einer Stellschraube zu drehen — mit nur schwer zu berechnendem Risiko. In Abstimmung mit dem Burscheider Bav-Beirat hat der Bav im Dezember den Entsorgungsvertrag mit der Firma Remondis zum Ende dieses Jahres gekündigt, der sich sonst noch einmal automatisch bis 2018 verlängert hätte.
Der Bav ist gerade dabei, die europaweite Ausschreibung vorzubereiten — und das nicht nur für Burscheid. In Leichlingen hat die Avea-Schwester Reloga den Vertrag von sich aus gekündigt, in Radevormwald hat der Iserlohner Entsorger Lobbe fristgerecht die Kündigung erhalten.
Von der gemeinsamen Vorbereitung der Ausschreibung verspricht sich der Bav Synergien für das aufwendige Verfahren. Und am Ende soll dabei auch der Gebührenzahler entlastet werden. Ob die Rechnung aufgeht, wird man allerdings erst nach der Vergabe wissen. Noch im Frühjahr soll die Ausschreibung im EU-Amtsblatt erscheinen.
Dass es nun aber auch zu europaweiten Bewerbungen kommt, gilt als eher unwahrscheinlich. In der Politik rechnet man eher mit den Betrieben, die ohnehin schon in der Region mit der Müllentsorgung befasst sind.
In Burscheid ist das seit Mitte der 1970er Jahre Remondis (früher Rethmann). Zuletzt war der Vertrag 2005 nach einer europaweiten Ausschreibung für sieben Jahre bis 2012 abgeschlossen worden und hatte sich dann wegen ausbleibender Kündigungen um weitere drei Jahre bis Ende 2015 verlängert.