Polizei klärt auf: So können sich Kinder besser schützen

Kommissarin Gundhild Hebborn sprach in der Grundschule Dierath über Missbrauchs-Gefahr.

Burscheid. Nicht erst seit dem Fall Mirco sind Eltern in Besorgnis, wenn sich unbekannte Männer im Umkreis von Schulen oder im eigenen Wohnviertel aufhalten. Zurzeit sind derlei Gerüchte auch in Burscheid im Umlauf.

Anlass für die hiesigen Grundschulen, zu einem besonderen Elternabend einzuladen. Am Mittwochabend war Gundhild Hebborn vom Kriminalkommissariat Vorbeugung der Kreis-Polizei zu Gast in der Grundschule Dierath. Dass das Thema derzeit hohe Wellen schlägt, zeigte die große Resonanz. Hebborn versuchte in ihrem Vortrag, die Eltern zu beruhigen und Ansätze aufzuzeigen, wie sich ihre Kinder schützen können.

Doch nicht bei allen Anwesenden konnte sie die Ängste nehmen. Wie soll sich ein Sechsjähriger gegen einen erwachsenen Mann wehren? Wie kann man sein Kind gegen potentielle Täter beispielsweise auf dem Schulweg schützen? Wie ist die tatsächliche Gefahrenlage einzuschätzen? Warum muss erst etwas passieren, bis die Polizei einschreitet? So die Fragen.

Grundsätzlich, so Hebborn, sei wichtig, dass das Kind ein Bauchgefühl für Situationen entwickele, die ihm komisch vorkommen. Dazu gehöre auch, eigene Grenzen zu kennen und zu verteidigen. Für Fälle wie Mirco, die die Ausnahme bedeuteten, gebe es keine präventiven Maßnahmen. Deshalb solle man sich für die Regel vorbereiten. „Die Täter suchen sich empfängliche Kinder aus“, berichtete Hebborn und warb dafür, an dieser Stelle anzusetzen und die sozialen Kompetenzen von Kindern zu stärken. Dazu gehöre es, dem Kind zu erlauben, auch im Alltag, Nein zu sagen.

Die Gefährdung von Kindern etwa durch Pädophile sei geringer als angenommen. 2010 habe es im Kreis 16 angezeigte Vergewaltigungen und 38 angezeigte Fälle von sexuellem Missbrauch an Kindern gegeben. Diese Zahl sei aber sehr weit gefasst, weil hier viele unterschiedliche Delikte einfließen. Die in einer statistischen Untersuchung ermittelten Schätzungen von Sexualmorden lagen um 475 Prozent höher als die tatsächliche Zahl. Von 378 angezeigten gefährlichen Körperverletzungen waren in 17 Fällen Kinder unter 14 Jahre betroffen.

Oftmals würden sich ein Verdacht gegen unbekannte Männer durch Missverständnisse ergeben. Ein fotografierender Mann in der Nähe eines Kinderspielplatzes habe sich nach der Überprüfung als Immobilienhändler herausgestellt. Ein anderer Mann, der mit einem auswärtigen Kennzeichen vor der Schule wartete und ein Kind umarmte, war der Vater in seinem Dienstwagen. Die Polizistin zeigte Verständnis für die Reaktionen der Eltern: „Keiner hat die die Möglichkeit, dies zu verifizieren. Sofort überkommen einen kleine Panik-Attacken.“ Grundsätzlich nehme die Polizei solche Hinweise sehr ernst.