Rolf Menzel: „Ich hinterlasse einen intakten Kreis“

Rolf Menzel verlässt nach siebeneinhalb Jahren zum zweiten Mal das Kreishaus und fängt im Januar als Geschäftsführer bei der EVL an.

Rhein.-Berg. Kreis. Heiligabend wird Rolf Menzel bei den Kreis-Leitstellen der Feuerwehr und Polizei vorbeischauen. Das ist guter Brauch und ein gesetzter Termin im Kalender des Landrats. Übergabe von kleinen Anerkennungen, eine Tasse Kaffee und ein Schwätzchen.Volle Kraft bis zum letzten Tag, obwohl er eigentlich schon längst Urlaub hat. Den letzten in seiner jetzigen Funktion.

Am 2. Januar tritt Menzel in die Geschäftsführung der Energieversorgung Leverkusen (EVL) ein. Nach sieben Jahren, zwei Monaten und 17 Tagen wechselt Rhein-Bergs Oberhaupt noch einmal die Seiten.

Zweimal Kreisverwaltung hin und zurück. „Ein drittes Mal wird es nicht geben“, sagt der 56-Jährige. Zehn Jahre wird er noch arbeiten. Und sich als kaufmännischer Leiter eines regionalen Energieversorgers Gas, Wasser, Strom und Fernwärme widmen.

Sein vorzeitiger Abschied aus Bergisch Gladbach führte zu Stirnrunzeln. Muss das sein, mitten in einer Amtsperiode? Eine teure Neuwahl, nur weil der Landrat ein Angebot aus der Wirtschaft annimmt? Rolf Menzel erhielt die Chance und packte zu. Anfang des Jahres war zunächst eine Anfrage der Abfallwirtschaftsbetriebe Köln gekommen — Menzel lehnte ab. Dann klopfte die EVL im Mai an. Über einen Headhunter war das Unternehmen, das halbe-halbe der Stadt Leverkusen und RheinEnergie gehört, auf ihn aufmerksam geworden. Bedenkzeit brauchte er nicht. „Es hat eine Minute gedauert, dann habe ich geantwortet, dass ich es mir vorstellen könnte, nur nicht als ein Kandidat unter mehreren.“

Der Rückblick auf alte Zeiten war ein gewichtiger Grund, den Schritt zu wagen. Von 1997 bis 2004 leitete Rolf Menzel die Abfallwirtschaftsgesellschaft (AWL), nach der Fusion von AWL und BAV avancierte er zu einem von zwei AVEA-Geschäftsführern in Leverkusen. „Damals habe ich Strom und Wärme über das AVEA-Müllheizkraftwerk an die EVL verkauft, bald werde ich ihn von dort einkaufen.“

Der zweifache Familienvater verhehlt nicht, dass sein neuer, mutmaßlich letzter Berufsabschnitt etwas mit der immens hohen Arbeitsbelastung als Landrat zu tun hatte. Wenn nicht die EVL dazwischen gekommen wäre, hätte er dennoch ein drittes Mal kandidiert, sagt Menzel. Ob er eine erneute Amtszeit physisch durchgestanden hätte, lässt er offen. „Hauptamtlicher Landrat bedeutet eine Sieben-Tage-Woche, 90 Prozent davon fremdbestimmt.“

Von Anfang an hielt Menzel die Abschaffung der Doppelspitze für falsch. Repräsentationspflichten nachzukommen, Chef einer Verwaltung mit 720 Mitarbeitern zu sein, darüber hinaus 32 weitere Mandate wahrzunehmen — das alles stehe niemand auf Dauer durch. „Man dreht sich wie ein Hamster im Rad“, meint Menzel.

Vor vier Jahrzehnten, als Menzel als Praktikant begann, hätte die Behörde ihren miefigen Ruf zurecht genossen. „Es gab null Hektik in den Büros.“ Heute unterscheide die Verwaltung nichts von einem normalen Unternehmen, betont Menzel.

Wenn Rolf Menzel am 15. Dezember (17 Uhr) im Kreistag offiziell verabschiedet wird, geht er ruhigen Gewissens. „Ich hinterlasse meinem Nachfolger Hermann-Josef Tebroke einen intakten Kreis.“ Ansonsten denkt er jetzt auch schon über seine Hobbys nach. Wenn Menzel demnächst mehr Freizeit vergönnt ist, will er auf dem Golfplatz in Kürten sein Handicap verbessern, vor allem möchte er intensiver laufen. Nicht gegen die Uhr und ohne Marathon-Ambitionen. „Olympia ist vorbei. Ich jogge für mich alleine.“ Menzel kennt seine Grenzen.

Mit etwas mehr Freizeit am Wochenende, strebt Menzel auch eine Dauerkarte für die BayArena an. Drei Jahre hatte er ab 2000 mit seiner Tochter (sein Sohn ist Köln-Fan) seinen Stammplatz bei Bayer Leverkusen. Ab 2012/13 möchte er wieder regelmäßig Bundesliga-Luft schnuppern.

Vier Klassen darunter wird Rolf Menzel dem Fußball im Übrigen auch erhalten bleiben — als Verwaltungsrats-Mitglied des NRW-Ligisten SSG Bergisch Gladbach.