Protest: Tatort empört die Aleviten
Auch der Burscheider Engin Sanli sieht durch den Film Vorurteile bekräftigt und will am Samstag in Köln demonstrieren.
<strong>Burscheid. Der "Tatort" vom vergangenen Sonntag sorgt für Spannung. Nicht nur bei den Zuschauern vor dem Fernseher, sondern auch zwischen dem Norddeutschen Rundfunk (NDR) und den in Deutschland lebenden Aleviten. Der Krimi habe Vorurteile gegen die muslimische Gruppierung verstärkt, sagt die Alevitische Gemeinde Deutschland mit Sitz in Köln. Deshalb habe man einen Strafantrag wegen Volksverhetzung gestellt.
In der Folge "Wem Ehre gebührt" von Drehbuchautorin und Regisseurin Angelina Maccarone ermittelt Maria Furtwängler als Hauptkommissarin Charlotte Lindholm in Hannover und Lüneburg. Es geht um den Tod einer Deutschtürkin und um Inzest in einer alevitischen Familie.
"Und das ist der Punkt. Seit Jahren kämpfen wir gegen genau dieses Vorurteil", sagt Engin Sanli betroffen. Der 18-Jährige ist Geschäftsführer der Burscheider Jusos und Generalsekretär des Bundes der Alevitischen Jugendlichen in Nordrhein-Westfalen, kurz AAGB.
Die Aleviten hatten versucht, die Ausstrahlung des Films zu verhindern, doch der NDR berief sich laut "Berliner Morgenpost" auf die Pressefreiheit und hielt an seinem Programm fest. Zu Beginn des Krimis wurde lediglich ein Text eingeblendet, der darauf verwies, dass es sich um Fiktion handele.
"Seit Tagen klingelt bei mir deswegen das Telefon", erklärt der Burscheider. "Die alevitischen Jugendlichen sind aufgebracht und wollen, dass der NDR uns wieder ins richtige Licht rückt."
Die Drehbuchautorin Angelina Maccarone zeigt sich indes vom Aufruhr überrascht. Die Proteste hätten sie "kalt erwischt", sagte sie im Deutschlandfunk. Es habe ihr völlig fern gelegen, eine Minderheit wie die Aleviten zu verärgern. Sie habe lediglich zeigen wollen, dass es nicht eine homogene Gruppe von türkischen Migranten gebe, sondern diese sehr differenziert sei.
Der Bund der Alevitischen Jugendlichen in NRW fordert vom NDR eine Wiedergutmachung. "Vielleicht eine Dokumentation über die Aleviten, die genau darstellt, wer wir sind. Wir stellen uns dafür auch gerne als Berater zur Verfügung", sagt Engin Sanli. Autorin Maccarone gab an, dass es Anfang Januar ein Gespräch mit Vertretern der Aleviten geben werde.