Rheinisch-Bergischer Kreis: Deppe kann sich nur gedämpft freuen
Rhein.-Berg. Kreis. Kein Jubel, kein Applaus, allenfalls verhalten lächelnde Gesichter und Umarmungen. Triumphe wurden am Sonntag Abend im Kreishaus nicht gefeiert.
Eine diffuse Anspannung war zu spüren an einem Abend, bei dem sich keine Mehrheiten von der TV-Leinwand im großen Saal ablesen ließen. Selbst der haushohe Gewinner war angenagt.
Rainer Deppe (CDU), mit 32645 Stimmen und 45,5Prozent zum zweiten Mal direkt in den Landtag gewählt, muss eine nicht gekannte Erfahrung machen. "Seit meiner Zeit im Studentenparlament in Köln bin ich nicht mehr in der Opposition gewesen." Gut 30 Jahre ist das her.
Schwarz-Rot oder Schwarz-Grün liegen zwar im Bereich des Möglichen, seine Christdemokraten sieht der 54-jährige Overather jedoch ins zweite Glied zurückversetzt. Nüchtern hielt Deppe fest: "Wir haben die Wahl verloren. Ich scharre nicht mit den Hufen, weil ich um jeden Preis in die Regierungsverantwortung will."
Rainer Deppe verlor zwar gegenüber seinem Landtags-Debüt 3,7 Prozentpunkte an Erststimmen, konnte aber für seinen Wahlkreis ein respektables Ergebnis einfahren: "Mit den Erststimmen koppele ich mich deutlich vom Landestrend der CDU ab."
Mit ihm und seinem Parteifreund Holger Müller bleiben die beiden rheinisch-bergischen Wahlkreise in CDU-Hand. Ein kleiner Trost bei der Sorge, die Rainer Deppe plagt: "Ich könnte mir vorstellen, dass vieles, was wir für Rhein-Berg und überhaupt die ländlichen Räume erreicht haben, mit einer neuen Regierung auf dem Prüfstand steht und der Fokus stattdessen auf Ballungsgebieten wie dem Ruhrgebiet liegen wird."
Einen Grund für die Wahlschlappe der Konservativen erkannte Deppe in dem "erheblichen Gegenwind durch die Bundespolitik", räumte aber auch ein, dass die parteiinternen NRW-Skandälchen der CDU nicht förderlich gewesen seien.
Wie Deppe, so fand auch Hermann Küsgen (FDP), dass es an der Koalition Schwarz-Gelb nichts zu kritisieren gegeben habe. "Wir sind für Dinge abgestraft worden, die wir nicht zu verantworten haben", verwies Küsgen auf die Steuerdebatte in Berlin.
Oliver Deiters (SPD) wird ab Montag seinen knallroten Lacktretern einen Ehrenplatz im Schuhschrank zuweisen. Das wenig wetterresistente Material brachte ihm zwar eine leichte Mandelentzündung ein, aber seiner Zufriedenheit konnte er noch Ausdruck verleihen: "Gegenüber der Bundestagswahl haben wir uns in kürzester Zeit zu einem Ergebnis gesteigert, das höchsten Respekt verdient." Markig sprach der Sozialdemokrat vom "intensiven Bezug zur Arbeiterschaft, der wieder zurückgewonnen worden ist". Wichtig findet er, dass die Mehrheit im Bundesrat zugunsten von Rot-Grün kippt.
Die emotionalste Äußerung entfuhr Harald Wolfert. "Richtig geil" fand der Grüne aus Burscheid seine 10,3 Prozent bei den Erststimmen und vor allem den Riesensprung der Zweitstimmen von 5,9 auf 13,0 Prozent in seinem Wahlkreis. "Nun ist Schluss mit der Klientelpolitik, die zulasten von Umwelt und Bürgern geht." Den Linken im Landtag die Hand zu reichen, würde er begrüßen. "Versuch macht klug."