Schutzzaun stoppt Wildschweine nicht
Vor dem Unfall auf der A 1 hatte die Rotte drei große Löcher unter dem Zaun gegraben, um dem vertrauten Weg folgen zu können.
Burscheid. Frank Böse reagiert sofort. Am Tag nach dem spektakulären Wildunfall auf der A 1 stellt der Leiter der Autobahnmeisterei Remscheid eine Kolonne zusammen, die den Wildschutzzaun großräumig zwischen Burscheid und dem Autobahnkreuz Leverkusen kontrollieren soll. Am Nachmittag liegt das Ergebnis vor: Ein Loch im Zaun ist nicht zu finden. Dafür haben die Mitarbeiter drei große Löcher unter dem Zaun entdeckt.
In der Nacht zum Sonntag hatte eine Wildschweinrotte versucht, kurz vor der Lambertsmühlenbrücke die Autobahn zu überqueren. Sechs Pkws, die in Richtung Leverkusen unterwegs waren, rasten in die Tiergruppe. Neun Wildschweine waren sofort tot, ein zehntes musste später von einem Polizeibeamten erschossen werden. Sechs Menschen wurden nach Angaben der Polzei verletzt, zwei von ihnen blieben stationär im Krankenhaus.
Der Leiter der Autobahnmeisterei hatte am Montagmorgen zunächst vermutet, der Wintereinbruch der vergangenen Tage hätte möglicherweise einen oder mehrere Baumäste durch Schneefall oder Frost abbrechen lassen — mit entsprechenden Zaunschäden als Folge. Gegen gegrabene Löcher unter dem Zaun sei man aber machtlos: „Der Schutzzaun besteht aus stabilem Draht und ist schon fest im Boden verankert.“
Wildschweine neigten dazu, immer wieder ihren alten Routen zu folgen, so Böse. Von dem Wildschutzzaun ließen sie sich offenkundig nicht abhalten. Der Zaun entlang dem letzten Teilstück zwischen Burscheid und dem Kreuz Leverkusen war erst vor zwei Jahren auf beiden Seiten der Autobahn errichtet worden. In Richtung Remscheid besteht er schon länger.
Stefan Lütz war in der Nacht zum Sonntag Einsatzleiter der Burscheider Feuerwehr auf der Autobahn. Verletzte, wie von der Polizei später angegeben, hatten sich auf seine Nachfrage in den beteiligten Pkws zunächst nicht gemeldet. Eine Stunde waren er und die acht weiteren Einsatzkräfte des Löschzugs Stadtmitte aber damit beschäftigt, die Unfallstelle auszuleuchten, der Polizei bei der Beseitigung der Tierkadaver zu helfen und die Fahrbahn zumindest grob zu reinigen. „Die Tiere lagen auf einer Länge von etwa 150 Metern verteilt.“ Die Restarbeiten übernahm später eine Reinigungsmaschine im Auftrag der Autobahnmeisterei. Insgesamt musste die Autobahn nach dem Wildunfall vier Stunden gesperrt bleiben.
Dabei scheint sich der Schutzzaun grundsätzlich zu bewähren und zumindest Rotwild von der Autobahn fernzuhalten. Weder Böse noch Lütz können sich an ähnlich schwere Wildunfälle in der jüngsten Zeit erinnern. „Seit der Zaun da ist, hat das deutlich nachgelassen“, sagt der Meistereileiter. Was die Unfallstatistik dazu sagt, ist aber noch unklar: Eine schriftliche Anfrage bei der Polizei zur Entwicklung der Wildunfälle in dem Streckenabschnitt der Autobahn blieb bis zum Montagabend unbeantwortet.