Second-Hand-Laden macht nach 17 Jahren dicht
Nach 17 Jahren schließt Rosemarie Gassner ihr Geschäft in der Kirchenkurve. Rund um den Markt wird es immer leerer.
Burscheid. Wenn Rosemarie Gassner über ihre „große Liebe“ spricht, dann beginnen ihre Augen zu leuchten. Doch ein bisschen Wehmut schwingt in diesen Tagen ebenso mit. Mit viel Herz und Leidenschaft hat die 72-Jährige in den vergangenen 17 Jahren ihren Second-Hand-Laden in der Kirchenkurve an der unteren Hauptstraße geführt. In drei Monaten ist damit Schluss. Ende April schließt Gassner für immer.
„Ich würde noch zehn Jahre weitermachen, aber es wird ja immer weniger“, sagt sie. Immer weniger — damit meint sie in erster Linie den Publikumsverkehr in der Kirchenkurve. „Die Menschen sind beim Ausgeben ihres Geldes außerdem auch viel vorsichtiger geworden. Schon beim Wechsel von der Mark zum Euro im Jahr 2002 war das zu spüren“, sagt Rosemarie Gassner.
Eine Kundin kommt herein. Mit herzlicher Umarmung wird die Frau begrüßt. „Die meisten Leute, die noch in den Laden kommen, sind schon sehr lange meine Stammkunden“, sagt Gassner. Der baldige Abschied fällt ihr doch schwer. „Es lohnt sich einfach nicht mehr. Außerdem habe ich jemanden zur Pflege, um den ich mich dann bald noch besser kümmern kann.“ Und dann schiebt sie hinterher: „Burscheid war immer schön.“
Die großen Einkaufszentren in den umliegenden Städten bieten vor allem der jüngeren Generation alles. „Bis zur Kinderbetreuung ist da ja für alles gesorgt“, sagt Rosemarie Gassner. Ihr Ladenlokal an der unteren Hauptstraße wird dann erst einmal leer stehen, ebenso wie das von Bücher Busch. „Seitdem die Postfiliale hier geschlossen wurde, ist es spürbar weniger geworden. Weniger Fußgänger, weniger Autos und entsprechend weniger Aufmerksamkeit“, sagt Paul Olbrich, Geschäftsführer von KS Auto Teile in der Kirchenkurve.
Einig sind sich die Einzelhändler rund um die Kirche am Markt in einem Punkt: An der oberen Hauptstraße ist deutlich mehr los. „Man darf nicht vergessen, dass der Januar auch generell ein ruhiger Monat ist“, sagt eine Verkäuferin aus dem Schuhgeschäft Firenze.
Ayse Gürusu arbeitet im Obst- und Gemüseladen an der Ecke zum Marktplatz. Auch sie hat festgestellt, dass seit einigen Monaten deutlich weniger Betrieb ist: „Oben ist mehr los. Da reiht sich ja auch Geschäft an Geschäft. Der untere Teil der Hauptstraße bietet derzeit einfach zu wenig. Das liegt daran, dass die Post nicht mehr da ist. Aber auch der Drogeriemarkt hat viele Leute hierher gezogen.“
Rosemarie Gassner sieht die Entwicklung ähnlich. Sie wünscht sich, dass in Zukunft wieder mehr Betrieb in der Kirchenkurve herrschen wird. In ihrem Laden wird in den kommenden drei Monaten noch der ein oder andere Abschied gefeiert. „Ich wünsche mir, dass ich meine Ware bis dahin noch verkauft bekomme. Es wäre schade, wenn ich viel davon entsorgen müsste.“