Serie: Die erste Poststation Burscheids

Straßerhof war früher die zentrale Verbindungsstelle für Postkutschen auf dem Weg nach Köln.

Burscheid. 1806 richtete der damalige Maire Peter Wilhelm Schorr im Auftrag Napoleons in Straßerhof die erste Burscheider Poststation ein, die postalische Adresse für Burscheider hieß zu dieser Zeit "Burscheid bei Straßerhof".

Noch größere Bedeutung erhielt Straßerhof durch die 1818 eingeführte "Personenpost", die öffentliche Personenbeförderung mit Pferdewagen. Zunächst hielt die Poststation zwölf Pferde; nachdem sie 1830 dem Oberpostamt Köln unterstellt war, zwischen 30und 45.

Direkte Verbindungen gab es nach Köln, Opladen, Witzhelden, Dabringhausen, Wipperfürth und Lennep. Zudem fand hier der erste Pferdewechsel für die zweimal täglich nach Köln hin- und zurück fahrenden Pferdewagen statt. Montanus lobte die neuen Annehmlichkeiten: "Von Straßerhof hinunter bis Köln und hinauf bis Lennep wird die Entfernung auf sehr gut gelegter bequemer Heerstraße ungefähr vier Stunden betragen."

Andere haben es weniger euphorisch gesehen: 1845 beschrieb Otto Lüning eine Nachtfahrt nach Köln: "Hätte jeder, der von den Stößen des Wagens hin- und hergeschleudert, in regelmäßigen Zwischenräumen seine Ellenbogen in die Flanken seiner Nachbarn bohrte, die wüthenden Gesichter derselben sehen können, ich glaube schwerlich, dass wir friedlich nach Cöln gekommen wären."

Und der Wermelskirchener Lehrer Peter Josef Heinrichs schrieb seiner Braut, die er in Steinbüchel besucht hatte, über die Rückfahrt von Straßerhof nach Wermelskirchen: "Kaum waren wir 200 Schritte gefahren, da lösten sich die Vorderräder vom Wagen." Wir mussten aussteigen und helfen, den Wagen so mit Riemen zusammenzubinden, dass er bis zur Schmiede im Steinbücheler Feld gebracht werden konnte. Bei Tagesanbruch fuhr ich ab und kam und 6 Uhr erst hier an."

Unmittelbar an der Bergischen Landstraße bei Straßerhof befand sich die Station Nr. 48 der Optischen Telegrafenlinie, von ihr ist nichts mehr erhalten. Sie war ein Wahrzeichen des technischen Fortschritts und eine der vier Stationen im Bergischen Land. 1832 war auf "allerhöchste Kabinettsordre" der Bau der Telegrafenlinie Berlin-Magdeburg-Köln-Koblenz angeordnet worden.

Die Burscheider Station war ein anderthalbstöckiges Gebäude mit angebautem Wirtschaftsteil, mit einem vorgelagerten zweigeschossigen Turm an der Südseite. Für eine große oder zwei kleine Familien war - nach damaligen Maßstäben-ausreichend Platz im Haus.

Im Erdgeschoss gab es zwei Zimmer, eine Kammer und die Küche, im Dachgeschoss drei kleinere Stuben und vier winzige Kammern. Das Mauerwerk bestand aus mit Kalkmörtel verbundenen gebrannten Ziegeln. Satteldach und westlicher Giebel waren mit Schiefer gedeckt, das Pultdach des Anbaus mit Dachpfannen. Das Gebäude entsprach genau dem im Bergischen häufig verwendeten Bautyp.

Aus der Vielzahl der im Burscheider Stadtgebiet an der B51 gelegenen Bauten ragt einer besonders hervor: Gut Höfchen. 1500 erstmals erwähnt, gehörte das Gut bis 1743 als Pachthof zum Rittersitz Landscheid. Zwischen 1820 und 1835 entstand das heutige klassizistische Guts- haus, das durch seine architektonische Harmonie besticht und wie die gesamte Anlage unter Denkmalschutz steht.

Besondere Bedeutung erlangte Gut Höfchen durch die dort von 1845 bis 1940 betriebene Brennerei: Das Produkt mit dem wechselnden Namen ("Höfchens Branntwein", "Bergischer Kognak", "Höfchens Bergischer") war überaus beliebt. Heute ist Höfchen ein landwirtschaftliches Versuchsgut der Farbenfabriken Bayer.

Wie Straßerhof hat auch das kleine Straßendorf Lungstraße den Namen von seiner Lage an der B51 bekommen. Hier gab es 1636 nur ein Haus - und das war ein Wirtshaus. Es hat noch lange bestanden und lockte vor allem durch seinen "Gartensaal" die feierfreudigen Burscheider an. Später wurde Lungstraße bekannter durch die dortige Stellmacherei und Krautpresse Roth und die Konservenfabrik Selbach.