Straßenbau: Am Sonntag zählt jeder Wagen
Schüler Jonas Gieth hielt Sonntagnachmittag fest, wie viele Autos die Höhestraße passieren.
Burscheid. Den Klappstuhl hat sich Jonas Gieth selbst mitgebracht. "Ne, gestellt bekommen wir den nicht", sagt er. "Aber drei Stunden stehen, das geht nicht." Sitzen und zählen, das war gestern Gieths Job. Im Auftrag des Landesbetrieb Straßenbau NRW hält er fest, wie viele Wagen am Sonntag über die Höhestraße rollen.
Seine Ergebnisse sind entscheidend, wenn die nächsten Sanierungen anstehen. "Wir sehen, wie stark die Straße belastet ist und welche Verkehrsbedeutung sie hat", sagt Johannes Szmais vom Landesbetrieb Straßenbau. "Und können entscheiden, ob es wichtig ist, die Straße schnell zu sanieren oder erst eine andere Strecke anzugehen."
Gieths Job ist wichtig, der Anwohner im Haus auf der anderen Straßenseite, hat das bereits begriffen. "Mach das bloß ordentlich", scherzt er. Auf den Verkehr hat die Zählung einen ganz anderen Effekt. "Die glauben, wir führen hier eine Geschwindigkeitskontrolle durch. Fast alle fahren langsamer", sagt Gieth und lacht.
Für jedes Auto, das an ihm vorbeirauscht, drückt er einmal auf die Taste des kleinen Handstückzählers, sein Kollege zählt die Wagen auf der Gegenfahrbahn. Nach zehn Minuten zeigt die Uhr bereits eine Zahl über 70 an. Es ist viel los auf der Höhestraße, selbst am Sonntag. Die Zahl der Lkw hält Gieth auf einem Blatt Papier fest. Dort muss er auch die Größe der Wagen schätzen, sich entscheiden, ob ihm gerade der Fahrer eines 3,5Tonners oder eines 12Tonners vom Fahrersitz aus zugenickt hat. "Da brauchen wir nur die ungefähren Werte", sagt Gieth, dem selbst der Ausflügler auf seinem Fahrrad nicht entgehen darf.
Dem 17-Jährigen macht der Job Spaß, selbst bei miesem Wetter. "Wenn’s anfängt zu regnen, ziehe ich mich einfach unters Vordach zurück", sagt er. Na gut, ein wenig langweilig ist der Job manchmal schon. "Aber wir müssen hier ja nur drei Stunden sitzen."