Thiel-Gelände: 75 Prozent der Mieter schon raus

Die Daun-Gruppe will mit dem Abriss warten, bis es Planungssicherheit gibt. Probleme mit Altlasten sieht der Gutachter nicht.

<strong>Burscheid. Bernhard Lemmen weilt zurzeit in Belgien. Der ehemalige Burscheider des Jahres und langjährige Leiter der Musikschule bereitet den Umzug seiner Firma vor. Auf dem Thiel-Gelände hat der Betrieb für Fensterleder, Schwämme und Mikrofasertücher keine Zukunft mehr. In Burscheid fand sich keine passende Alternative. Nun soll nur noch die Hauptverwaltung mit Einkauf und Verkauf im Bergischen bleiben.

Die ehemals knapp 20 Beschäftigten in Burscheid sind schon längst entlassen oder anderweitig untergebracht. "Arbeitslos ist keiner geworden", sagt Lemmen. In der Übergangsphase arbeitet er jetzt mit Aushilfen. Zum 1. November startet der Betrieb in Belgien; der Umzug soll bis Mai 2008 schrittweise erfolgen.

Mit seinen Partnerfirmen aus England, Frankreich und Belgien wollte Lemmen ein zentrales Logistiklager eigentlich in Burscheid aufbauen. Das Thiel-Gelände schien perspektivisch dafür ideal, als er im Jahr 2000 von der Hauptstraße dorthin umsiedelte. Aber nachkarten mag Lemmen nicht: "Angreifen will ich niemanden."

An einen Neubau mochte er sich mit 61 Jahren nicht mehr heranwagen; also folgte der Schritt nach Belgien, mit neuem Personal, das vor Ort gerade angelernt wird. Nur eine Kritik, so Lemmen, habe er schon mehrfach geäußert: "Man hätte schon vor Jahren das Gespräch mit den Firmen auf dem Thiel-Gelände suchen sollen. Dann hätten wir mehr Zeit gehabt."

Inzwischen, so Matthias Decker, Immobilienmanager der Daun-Gruppe, haben aber 75 Prozent der Mieter das Gelände bereits verlassen - zum Teil deutlich vor Ablauf der Kündigungsfrist. Mieter, das waren neben den 14 Firmen auch zahlreiche Einzelmieter, die ihre Wohnwagen in Hilgen untergestellt hatten. Laut Decker haben inzwischen alle Betriebe Alternativstandorte in Aussicht.

Beim Umfang der geplanten Wohnbebauung signalisiert Decker Kompromissbereitschaft. "Wir sind durch die benachbarte Landwirtschaft und den Wasserschutz an gewisse Grenzen gestoßen. Aber angesichts der hohen Abrisskosten muss sich eine Lösung auch wirtschaftlich darstellen lassen." Man bewege sich schon im Bereich einer wirtschaftlichen "Minimallösung".