Thielenmühle wird versteigert
Der Verkehrswert ist mit 540 000 Euro angesetzt. Auch beim Plütt-Gebäude wird ein zweiter Versteigerungsanlauf gemacht.
Burscheid. Hier liegt die Wiege für ein bedeutendes Stück Burscheider Industriegeschichte. In der Thielenmühle richtete der gelernte Maschinenschlosser Friedrich Wilhelm Goetze im ausgehenden 19. Jahrhundert seine Werkstatt ein und machte sich 1887 mit seiner Idee selbstständig, Kupferdrähte zu Dichtungsringen zusammenzulöten. Der letzte Müller Hans Kotthaus hat hier noch bis 1975 Brot gebacken. Jetzt steht die Zwangsversteigerung des denkmalgeschützten Gebäudes bevor.
1937 war die Mühle von Else und Paul Luchtenberg gekauft und nach der Modernisierung an Hans Kotthaus vermietet worden. Die Rheinische Gesellschaft für Innere Mission, Trägergesellschaft des Burscheider Altenzentrums, trat Ende der 1960er Jahre nach dem Tod von Else Luchtenberg-Richartz deren Erbe an und übernahm daher auch die Mühle. Das Altenzentrum auf der Schützeneich entstand 1976 auf ehemaligem Weideland der Thielenmühle.
2008 wurde das Denkmal im Murbachtal dann an Privatleute verkauft. Die begannen zunächst auch mit viel Enthusiasmus mit der Sanierung und richteten in den Stallungen und auf den Weiden eine Pferdepension ein. Doch eine private Trennung brachte den Modernisierungsschub zum Erliegen.
Jetzt steht für August nicht nur die Versteigerung des Hauptgebäudes mit seinen 400 Quadratmetern Wohn- und Nutzfläche, des Anbaus mit zurzeit vermieteter Wohnung und des unmittelbaren Hofschaftsgeländes mit 6000 Quadratmetern an. Auch weitere knapp 64 000 Quadratmeter Wald- und Weideflächen sind inbegriffen. Der Verkehrswert des stark sanierungsbedürftigen Komplexes ist mit insgesamt knapp 540 000 Euro festgelegt.
Bereit zwei Monate früher, Anfang Juni, kommt ein zweiter markanter Gebäudekomplex mit allerdings ungleich geringerer Geschichtslastigkeit unter den Hammer. Das Gelände der Plütt-Autowelt an der Ortsgrenze zwischen Hilgen und Wermelskirchen-Neuenhaus mitsamt der wuchtigen Bebauung ist auf einen Verkehrswert von gut 1,2 Millionen Euro taxiert worden.
Die Geschichte des Autohauses Plütt, die 1977 begann, endete endgültig mit der Stilllegung im vergangenen Sommer nach der zweiten Insolvenz. Bereits 2002 war das Autohaus nach zwischenzeitlicher Expansion und der Gründung von Filialen in Leverkusen und Remscheid zum ersten Mal zahlungsunfähig geworden. Die 2003 gegründete Plütt Autowelt GmbH hielt dann noch einmal elf Jahre durch. Alle Versuche des Insolvenzverwalters, den Fortbestand zu sichern, scheiterten aber. Plütt hatte die Marken Suzuki, Honda und Volvo vertrieben.
Das Versteigerungsverfahren ist im Kern unabhängig von der Firmeninsolvenz, da die Plütt-Autowelt nur Mieter in dem Gebäude war. Bei einem ersten Zwangsversteigerungstermin im Juli 2014 war kein Gebot abgegeben worden. Das Verfahren wurde daraufhin eingestellt. Zunächst war unklar geblieben, ob die Volksbank Remscheid-Solingen als betreibender Gläubiger einen zweiten Anlauf versuchen würde.