Friedhof Trauer am falschen Grab
Durch eine falsch verlegte Grabplatte wusste Hilde Raddatz zwischenzeitlich nicht mehr, wo ihr verstorbener Mann bestattet ist.
Burscheid. Der November ist die Zeit des Totengedenkens: Allerheiligen, Volkstrauertag, Ewigkeitssonntag. Auch Hilde Raddatz hatte gleich zweimal Anlass, die Urnengrabstätte ihres Ende September verstorbenen Ehemanns Karl aufzusuchen: an Allerheiligen und dann noch einmal am 7. November, dem Tag des Sechswochenamts. Doch an beiden Tagen stand sie unwissentlich vor dem falschen Grab, zuletzt dann völlig verzweifelt, weil die Grabstätte scheinbar ganz verschwunden schien.
Vorausgegangen war eine groteske Verkettung von Pannen. Am 12. Oktober war die Urne von Karl Raddatz beigesetzt worden — am vorläufigen Ende einer Reihe, deren letzte Felder noch ungenutzt sind. Als die Ehefrau Ende Oktober dort wieder auftaucht, wundert sie sich, dass plötzlich links von dem vermeintlichen Grab ihres Mannes eine Marmorplatte verlegt wurde.
Was sie nicht weiß: Die Platte mit einem fremden Namen wurde versehentlich auf das Grab ihres Mannes gelegt. Sie schöpft aber keinen Verdacht, weil die Blumen, Gestecke und Kränze für ihren Mann unverständlicherweise auf das Nachbargrab gelegt wurden, das Hilde Raddatz folglich für das richtige hält. Entsprechend richtet sie es für Allerheiligen her.
Eine Woche später, am Tag des Sechswochenamts, hat sie noch die Marmorplatte als Orientierungspunkt im Kopf, wähnt das Grab ihres Mannes rechts davon — und verliert völlig die Fassung, als sich dort mittlerweile ein Holzkreuz mit einem anderen Namen findet. Schalen, Gestecke und die Kerze vom Grab ihres Mannes sind unter einem nahen Baum abgelegt.
In ihrer Verzweiflung sucht sie die Bestatterin auf, die gerade telefonischen Kontakt mit der Stadtverwaltung hat. Deren Auskunft: Eine Grabplatte sei versehentlich auf das falsche Grab gelegt worden. Der Fehler werde aber in Kürze behoben.
Was wiederum die Verwaltungsmitarbeiterin nicht weiß: Der Fehler ist mittlerweile schon behoben, die Platte also bereits auf dem richtigen Platz rechts neben dem wirklichen Grab von Karl Raddatz. Mehrere Stunden versuchen die Witwe, ihre Tochter und ihr Schwiegersohn an dem Tag noch anhand von Fotos zu rekonstruieren, was passiert sein könnte, ehe ihnen schließlich klar wird: Das richtige Grab befindet sich links der mittlerweile korrekt verlegten Marmorplatte. Hilde Raddatz quält sich mit dem Gedanken, bei der fälschlichen Verankerung der Platte auf dem Grab ihres Mannes könnte dessen Urne beschädigt worden sein.
Ein Fehler könne immer passieren, sagt die 79-Jährige. Aber dass sie niemand informiert habe, macht sie bis heute fassungslos. Die Stadt erklärt die Panne damit, der privat beauftragte Steinmetz habe die Platte ohne die erforderliche Grabmalgenehmigung verlegt und dabei das Grab verwechselt. Als der Fehler bemerkt worden sei, habe die Friedhofverwaltung unmittelbar versucht, die Beteiligten zu verständigen.
Das mag Hilde Raddatz nicht glauben, denn ihr immer eingeschalteter Anrufbeantworter verzeichnete keinen Hinweis. Und bei einem späteren Ortstermin sei auch keine Entschuldigung ausgesprochen worden.
Die Stadt will den Vorfall jetzt zum Anlass nehmen, alle Steinmetzen aufzufordern, auf die Einhaltung der Regularien zu achten und mit den Grabarbeiten erst zu beginnen, wenn eine Genehmigung vorliegt.