Verwaltung: Leistungsprämie senkt die Motivation im Rathaus

Der Personalrat hat die Vereinbarungen zur leistungsorientierten Bezahlung wieder gekündigt.

Burscheid. Leistung soll sich finanziell lohnen und so die Motivation der Mitarbeiter fördern - mit diesem Anspruch war 2007 im Rathaus die "Leistungsorientierte Bezahlung" (LOB) eingeführt worden.

Doch zwei Jahre später stellt der Personalrat dem Modell kein gutes Zeugnis aus. Die entsprechenden Dienstvereinbarungen sind in diesem Monat gekündigt worden.

Die Entscheidung fußt auf einer Umfrage unter den Verwaltungsmitarbeitern. Und die lassen an dem LOB-System kaum ein gutes Haar. 61,9 Prozent sehen sich durch das Belohnungssystem sogar entgegen der Absicht demotiviert, weitere 16,7 Prozent mögen zumindest keinen Motivationseffekt erkennen.

Auch die Burscheider Vereinbarung, dass am Jahresende maximal die Hälfte des Mitarbeiterstamms von der LOB-Ausschüttung profitieren darf, halten 71,4 Prozent für ungerecht. Noch deutlicher fällt die Einschätzung aus, dass das Betriebsklima durch die LOB-Einführung gelitten hat.

Mehrheitliche Zweifel herrschen auch daran, dass die LOB-Beurteilungen ergebnisoffen und ohne Beeinflussung von dritter Stelle erfolgen. Entsprechend empfinden 59,5 Prozent der Verwaltungsmitarbeiter ihre Beurteilung nicht als fair.

Die Befragung war zwischen April und Juni erfolgt; von 90 angeschriebenen Mitarbeitern schickte knapp die Hälfte die Fragebögen ausgefüllt zurück. Der Personalrat hat jetzt mit seinem Kündigungsschreiben die Konsequenz aus dem ablehnenden Ergebnis gezogen.

Nach seinen Vorstellungen soll statt des leistungsabhängigen Belohnungssystems wieder das Prinzip Gießkanne eingeführt werden: Dann würde das für LOB zur Verfügung stehende Budget von knapp 20000 Euro am Jahresende gleichmäßig auf alle Mitarbeiter verteilt.

Geht es nach dem Personalrat, soll damit bereits in diesem Jahr begonnen werden, spätestens aber ab 2010. Doch so lange keine neuen Vereinbarungen unterzeichnet sind, gelten erst einmal die alten weiter.

Ob eine Rückkehr zum Prinzip Gießkanne rechtlich überhaupt möglich ist, muss auch noch geprüft werden. Im Vierteljahresgespräch zwischen Verwaltungsspitze und Personalrat am Mittwoch gab es dazu noch keine abschließende Einschätzung. Zumindest würde eine solche Regelung aber wohl den ursprünglichen Absichten der Tarifparteien widersprechen.

Der zuständige Dezernent Stefan Caplan räumt ein, dass die LOB-Einführung für manche Mitarbeiter ein "Kulturschock" gewesen sei. Nun müssten die Änderungswünsche mit dem Personalrat diskutiert werden. "Aber es geht nur um ein Prozent der Lohnsumme."

Caplan verteidigte das Prinzip, dass nur die am besten bewerteten 50 Prozent der Mitarbeiter von der Leistungsprämie profitieren. "In anderen Städten liegt die Grenze bei 30 Prozent."