Rundgang Vom Bierbrunnen zur Malzmühle
Köln · Es gibt viele spannende Orte in der Kölner Innenstadt, an denen man beim Einkaufen oder beim Weg zur Arbeit einfach achtlos vorbeigeht. Dazu gehört zum Beispiel der sogenannte Bierbrunnen auf der Schildergasse, der seinen Platz direkt vor dem Stammhaus des Kaufhofs gefunden hat.
Neun steinerne Sitze laden dort an der großen Betonstehle zum Verweilen im hektischen Großstadtleben ein. Was die Form angeht, könnte die zentrale Skulptur an eine verdrehte und langgezogene Kölschstange erinnern. Der Brunnen wurde als Reminiszenz an die Zunft der Bierbrauer errichtet, die auf der Schildergasse ihren Sitz hatte. Seit 1972 gibt es den Brunnen auf dem Platz, wo in der Antike das römische Forum war – der zentrale Markt- und Versammlungsplatz. Geschaffen wurde der Brunnen vom Bildhauer Josef Jaekel und seinen Studenten der Kölner Werkschule. Im Brunnen fließt allerdings kein Kölsch, sondern nur einfaches Wasser.
Weiter geht es zu einem Gebäudekomplex, der heute vom Dorint-Hotel am Heumarkt bestimmt wird. Unweit des beliebten Hard Rock Cafés befindet sich ein Stück Geschichte in der modernen Fassade. Es ist das ehemalige Haus zum Maulbeerbaum, das 1696 für den Kölner Kaufmann und Ratsherrn Johann Matthias Koix im Stil des Hochbarocks erbaut wurde. 1913 wurde es ins neue Stadthaus integriert. Das Stadthaus ist inzwischen verschwunden und nach Deutz gezogen. Die alte Fassade blieb aber weiter in der City.
Der Stadtspaziergang hat nun ein dunkles Kapitel der Kölner Stadtgeschichte als nächstes Ziel. Das EL-DE-Haus am Appellhofplatz hat seinen Namen vom ehemaligen Besitzer Leopold Dahmen (L.D.). Kurz nach dem Bau beschlagnahmte die Gestapo das Haus, die dort bis 1945 residierte. Tausende Häftlinge saßen während der NS-Zeit im düsteren Gefängniskeller des Gebäudes, den man noch mit seinen 1800 Inschriften an den Wänden besichtigen kann. Heute hat in dem Haus das Kölner NS-Dokumentationszentrum seinen Sitz.
Unweit davon befindet sich das Notariatsportal, das den Blick auf die Kirche St. Maria in der Kupfergasse freigibt. Das Portal aus rötlichem Sandstein gehört zu einem Haus das in den Jahren zwischen 1905 und 1910 erbaut worden ist. Es war der Sitz des Notariats Wilhelm Decker. Zu sehen gibt es auf dem Portal einen Schiffer und einen Hirten, die einst die Besucher empfangen haben. Das Ende des Hauses kam 1966 – nur das Portal erinnert heute noch an das alte Gebäude.
Nun führt der Weg über den Neumarkt und die Cäcilienstraße zu einem einsamen Kirchturm. Die romanische Kirche Klein St. Martin veränderte ihr Aussehen im Laufe der Jahrhunderte häufiger. 1460 kam der neue Westturm zum Gebäudeensemble. Er prägt bis heute das Rheinpanorama der Stadt, während die dazugehörige Kirche längst verschwunden ist. Sie wurde 1824 abgerissen. Der Kirchenturm beherbergte seit 1637 die Glocken von St. Maria im Kapitol, deren Kirchturm eingestürzt war. Das war bis zum Zweiten Weltkrieg der Fall. Ab den 50er Jahren war der Turm mit seiner Sakristei Andachtskapelle und Kinderkirche. Inzwischen hat ihn ein Kunsthändler gepachtet und vermietet den Turm als Lounge, Bar, Galerie oder Eventlocation.
Zum Abschluss fällt der Blick auf die aktuell wegen des Lockdowns noch geschlossene Brauerei zur Malzmühle am Heumarkt. Sie gehört zu den gemütlichsten Brauhäusern der Stadt. Die Braukessel stehen im Hinterhaus. Im Brauhaus hat schon der frühere US-Präsident Bill Clinton sein Kölsch genossen.