Wissenschaft: Der Radioastronom, der die Klarinette liebt

Arnaud Belloche (39) hat im All eine außergewöhnliche Entdeckung gemacht. In seiner Freizeit spielt er in den Reihen des Orchestervereins Hilgen.

Foto: Nicole Haase

Burscheid. Beruflich beschäftigt sich Arnaud Belloche (39) mit der Suche nach Molekülen im interstellaren Weltraum. Erst kürzlich hat er zusammen mit seinem Forscherteam in einer kosmischen Wolke eine organische Substanz entdeckt, die die Grundlage für Leben im All sein könnte. In seiner Freizeit geht der gebürtige Franzose einer vollkommen anderen Leidenschaft nach — er spielt Klarinette im Orchesterverein Hilgen.

Seit elf Jahren lebt der aus der Normandie stammende Astrophysiker schon in Deutschland. In Bonn, um genau zu sein, wo er am Max-Planck-Institut für Radioastronomie verschiedene Regionen im Weltraum beobachtet. Und fast genauso lange ist er schon Mitglied beim OVH.

Der Kontakt zu den Hilgenern kam im Januar 2004 über eine Bekannte zustande, mit der Belloche gemeinsam im Bonner Studentenorchester gespielt hatte. „Mir hat es beim OVH so gut gefallen, dass ich dem Orchester treu geblieben bin“, sagt der 39-Jährige. Klarinette spielt Belloche bereits seit seinem neunten Lebensjahr und das stets mit Begeisterung. Seit anderthalb Jahren hat er auch die Alt-Klarinette — eine Leihgabe des Vereins — für sich entdeckt.

Rund eine Stunde Fahrzeit nimmt er auf sich, um bei den Proben dabei zu sein. Und das ist auch nicht immer möglich, denn bis zu dreimal im Jahr reist der Astrophysiker nach Chile. Dort steht die internationale ALMA-Anlage, das größte Radioteleskop der Welt.

Von dort aus haben Belloche und seine Kollegen auch die riesige Wolke Sagittarius B2 ins Visier genommen und das Molekül iso-Propylcyanid gefunden, das darauf hindeutet, dass es eventuell organische Substanzen und somit eine Lebensgrundlage in den Weiten des Weltalls gibt.

„Leider schaffe ich es wegen meiner Dienstreisen ins Ausland nicht zu allen Proben und Konzerten“, sagt Belloche. Auch das Üben zu Hause gestaltet sich hin und wieder problematisch, denn neben der zeitaufwendigen Arbeit gibt es auch noch seine zwei Kinder, die Belloches Aufmerksamkeit in Anspruch nehmen. „Inzwischen übe ich nur noch zweimal in der Woche. Früher war das deutlich mehr“, sagt der Klarinettist und lacht.

Aber was macht den Orchesterverein Hilgen aus, dass der Wissenschaftler den weiten Weg und den zeitlichen Aufwand in Kauf nimmt? „Das Niveau ist sehr gut und unser Dirigent wählt sehr spannende Literatur für Blasorchester aus“, antwortet der gebürtige Franzose und fügt hinzu: „Hier haben alle Musik im Blut, das Gesamtpaket stimmt einfach.“ Außerdem sei es ein tolles Gefühl, gemeinsam etwas zu erreichen, was man alleine nicht schaffen kann.

Und eine kleine Gemeinsamkeit von Radioastronomie und dem Musizieren im Orchester sieht Belloche auch: „Bei meiner Forschungsarbeit wie in der Musik braucht man hin und wieder Kreativität.“