Zwischen Bürgeranfragen und Ausschuss-Sitzungen

BV-Mitarbeiter Julius von Dryander ist schnell in das vielfältige politische Leben in Brüssel eingetaucht.

Foto: privat

Brüssel/Burscheid. Drei Wochen sind inzwischen vergangen, in denen ich in einer fremden Stadt Fuß fassen musste. Nach nur zwölf Tagen galt es allerdings für mich innerhalb Brüssels umzuziehen, da mir die schöne erste Wohnung nur übergangsweise für den ersten Teil meines Praktikums zur Verfügung stand.

Zum Glück fand ich relativ schnell übers Internet eine bezahlbare Alternative und durfte von meinem vierten Stock in Schaerbeek in einen vierten Stock direkt ins Europaviertel ziehen, wohlgemerkt ohne Aufzug und in sehr baufälligen Stockwerken, in denen man den uralten Geländern eigentlich nicht mehr so recht trauen möchte.

Ich habe nun mehr als die Hälfte meines Praktikums in Brüssel hinter mir und kann jetzt schon behaupten, dass das eine Riesenerfahrung ist, die ich da gerade durchlebe. Man arbeitet sich doch überraschend schnell ein, kann Aufgaben (wie Absagen schreiben, Vermerke erstellen oder Kontakte sichern) bald selbstständig ausführen und findet rasch in einen (fast) alltäglichen Rhythmus. Bürgeranschreiben und -fragen jeglicher Art, vom komplizierten Rechtsfall bis zur Empörung über die Verordnungswut der EU, ermöglichen es mir, in die unterschiedlichsten Themen einzutauchen.

Genauso gilt es Aufgaben zu übernehmen, in denen ich wissenschaftliche Texte über die wirtschaftliche Situation in der Euro-Zone auf Englisch lese und die wichtigsten Information daraus verkürzt in einem Vermerk auf Deutsch zusammenfasse. Aufgaben, die mich immer wieder fordern und die acht Stunden Arbeitszeit wie im Flug vergehen lassen.

Dabei habe ich auch immer wieder die Möglichkeiten das politische Geschehen außerhalb des Büros von Herrn Reul kennenzulernen: Vergangene Woche durfte ich einen der vielen Ausschüsse besuchen. Ich entschied mich mit einem weiteren Praktikanten aus meinem Büro, als Besucher am ENVI-Ausschuss teilzunehmen, der sich mit Umweltfragen, öffentlicher Gesundheit und Lebensmittelsicherheit beschäftigt. Sitzungsthema war die Kreislaufwirtschaft — mit dem Ziel, dass es langfristig keinen Abfall mehr geben soll, weil alle Rohstoffe wiederverwendet werden können.

Politisches Leben direkt vor Ort, hier, wo diskutiert und beraten wird — und ich bin mitten drin mit einem Kopfhörer, der mir auf Knopfdruck bis auf Maltesisch die Übersetzung aller Mitgliedssprachen ins Ohr flüstert.

In der Mittagspause heißt es dann, sich über die gemachten Erfahrungen auszutauschen und Freizeitaktivitäten zu planen: Die Praktikanten der Abgeordneten der EVP-Fraktion (Fraktion der Europäischen Volkspartei, größte politische Kraft im Europäischen Parlament) treffen sich um 13.30 Uhr und verbringen diese wichtige Pause immer zusammen.

Ein Austausch, der das Praktikantenleben maßgeblich bereichert und dazu führt, dass ich viele verschiedene Leute kennenlerne, viel erlebe und erfahre. So waren wir beispielsweise am vergangenen Sonntag gemeinsam in Antwerpen. An Kontaktmangel leide ich hier sicherlich nicht.