„Cozy Crime“ mit viel Lokalkolorit Krimi nimmt Düsseldorfer Kunstszene auf die Schippe

Düsseldorf ·  Jens Prüss schickt im Roman einen Journalisten auf eine skurrile Spurensuche.

Jens Prüss mit seinem Buch „Der tödliche Kandinsky“.

Foto: EDEL

Gleich zu Beginn fällt Jens Prüss mit der Tür ins Haus: „Henri ist tot!“ – mit diesen Worten beginnt er seinen Roman „Der tödliche Kandinsky“. Henri Keksel ist in diesem neuen Buch ein lokaler Künstler und Kumpel von Protagonist Sven Berger. Keksel wird eines Morgens in der Düsseldorfer Altstadt kopfüber in einem Gully gefunden, man geht von einem Unfall aus. Aber der Lokaljournalist Sven Berger glaubt, dass doch etwas anderes dahinterstecken muss. Bei seiner Suche nach Antworten in Henris Umfeld stößt er schließlich auf mehrere Ungereimtheiten, die für unlautere Machenschaften in der Düsseldorfer Kunst- und Kulturszene sprechen.

Im Klappentext des Buches heißt es „Cosy Crime am Rhein: ein Entdeckerkrimi in Wort und Bild“, und das beschreibt den Kern des Romans ziemlich treffend. Denn der lokale Krimi zeichnet sich durch ein für das Genre typisches niedrigeres Erzähltempo und eine eher launige Schreibe aus – im Gegensatz zu Blutrünstigkeit und hoher Spannung bei herkömmlichen Krimis.

Dazu gibt es eine gehörige Portion Lokalkolorit: Man folgt dem Protagonisten Sven Berger über 169 Seiten auf einem wilden Ritt quer durch Düsseldorf – in verschiedene Bars der Altstadt, nach Oberbilk zu Henris Mutter, in das K20 – während er durch seine beharrliche Neugier einem Kunstfälscherskandal auf die Schliche kommt, in den sein toter Kumpel Henri irgendwie verwickelt gewesen zu sein scheint. Nicht nur die lokale Kunstwelt wird darin mit einem Augenzwinkern auf die Schippe genommen, auch gegen die Stadt finden sich neben allem Lokalpatriotismus kleine Spitzen, etwa gegen die hohen Mieten und verspäteten Bahnen. Dafür werden Bergers Touren durch die Stadt mit viel Liebe zum Detail dargestellt. Dabei hilft auch die Verbindung der literarischen Erzählung mit kolorierten Fotografien, die jedes Kapitel ergänzen und auf denen die jeweilige Stadtszenerie zu sehen ist, in der sich die Hauptfigur Sven Berger gerade herumtreibt. Beigesteuert hat sie Prüss’ Ehefrau Edeltraut Prüss.

Das Buch ist daher nicht nur etwas für Kunstliebhaber oder Lokalpatrioten, sondern auch für solche Krimifans, die einen Sinn für das Absurde haben „Cozy Crime“ blutrünstigen und atemstockenden Thrillern vorziehen. Was es mit dem Fälscherskandal nun auf sich hat, kann Jens Berger am Ende natürlich aufklären – und wie Henri Keksel denn nun wirklich gestorben ist. Der Autor ist selbst tief verwurzelt in der lokalen Kulturszene. Er arbeitet als Autor und Journalist. Außerdem hat er bereits mehrere Bücher mit lokalem Bezug veröffentlicht.

Info Jens Prüss: „Der tödliche Kandinsky“. Droste-Verlag, 173 Seiten, 18 Euro.

(ckoe los)