Kanu Auf den Spuren der Eltern paddeln

Der elfjährige Henry Koelmann paddelt auf den Spuren seiner erfolgreichen Eltern, die Weltmeisterschaften gewannen.

Henry Koelmann will im Wildwasser mal so erfolgreich werden wie seine Eltern.

Foto: RP/KOelmann

(tino) Henry Koelmann lächelt verschmitzt. „Ich möchte irgendwann einmal erfolgreicher als mein Vater sein“, gesteht der Elfjährige, wohl wissend, dass er dafür reihenweise Weltklasseleistungen zeigen muss. Darüber lächelt Vater Thomas Koelmann noch gnädig. „Ja, es gibt die familiäre Konkurrenz, aber dafür muss er noch einiges gewinnen“, meint Thomas Koelmann, wohl wissend, dass es trotz aller eigener Erfolge im Wildwasser-Kanu durchaus irgendwann tatsächlich so weit sein kann. Koelmann der Ältere hat drei Weltmeistertitel (zwei Einzel, einen Mannschaft), zwei Vizeweltmeisterschaften erpaddelt, stand bei Europameisterschaften viermal ganz oben auf dem Treppchen (2 Einzel, 2 Mannschaft) und gewann sechs deutsche Meisterschaften. Dafür erhielt er das silberne Lorbeerblatt, die höchste Auszeichnung der Bundesrepublik für Sport, und wurde im Jahr 2000 zu Düsseldorfs Sportler des Jahres gekürt.

Vier Titelgewinne bei den deutschen Meisterschaften

Sohnemann Henry hat riesiges Potentzial, den Willen und sein Talent in der Bootsbeherrschung bei Wildwasser-Verhältnissen bereits bewiesen. Von der letzten deutschen Meisterschaft kam der Schüler des NRW-Sportgymnasíums am „Lessing“ mit gleich vier Titelgewinnen bei den Schülern B (11/12 Jahre) zurück. Klar, dass das den Ehrgeiz beflügelt. „Ich will Weltklasse werden“, konstatiert Henry.

Das Talent im Umgang mit dem Kanu ist Henry nicht nur von Vaters Seite in die Wiege gelegt worden. Mutter Alexandra, geborene Heidrich, sicherte sich in ihrer nur vierjährigen internationalen Karriere (2002 bis 2006) eine Einzel- und Mannschafts-Vizeweltmeisterschaft eine Team-Europameisterschaft, EM-Einzel-Bronze und drei deutsche Meisterschaften.

Bei solchen Eltern, ist es logisch, dass Henry schon ganz früh im Boot saß. „Wir haben ihn, als er zwei, drei Jahre war schon vorn im Kanu mitgenommen. Aber daran kann er sich nicht mehr erinnern“, verrät Thomas Koelmann. Und dann war Kanufahren auch nicht die erste Sportart, die Henry versuchte. Er fing zunächst mit Leichtathletik an. „Wir haben immer gedacht, Henry wird Läufer oder Radfahrer“, so Alexandra Koelmann. „Aber in einem Osterurlaub, als Henri mal wieder vor Energie platzte, haben wir dann mal gesagt: Geh doch mal zum Paddeln, du bist nicht ausgelastet.“

Das brachte Thomas auch wieder zurück in den Wettkampfsport mit dem Kanu. „Ich hatte nach der WM 2004 aufgehört. Aber jetzt wo ich Henry meistens zum Training und zum Wettkampf begleite, habe ich mir gedacht, wo du sowieso schon mal dabei bist, kannst du auch wieder mitmachen“, so Koelmann Senior. Also sitzt er seit 2017, dem Jahr in dem Henry zum KCD kam wieder drei bis viermal pro Woche im Kanu und trainiert. Henry ist fleißiger. Viermal ist er auf dem Rhein in Sachen Wildwasser unterwegs und einmal ist er auf der Regattastrecke in Essen auf dem Flachwasser aktiv.

Des Vaters geringer Trainingsaufwand reichte, um bei der Deutschen Meisterschaft, bei der sein Sohn vierfacher Meister wurde, mit der KCD-Herrenmannschaft auf die Wettkampfstrecke zu gehen und Vierter zu werden.

Den Koelmanns ist bewusst, dass sich demnächst immer mehr Kreise der sportlichen Familiengeschichte schließen werden. Bei einigen hat es schon funktioniert. So saß Henry auf der Möll in einem vom Vater selbst gebauten Kanu.

So wurde die Deutsche Meisterschaft auf der Möll in Kärnten gefahren, auf dem reißenden Gebirgsfluss, auf dem Alexandra 2006 ihr letztes Rennen fuhr. So bereitete Heini Kuchta, der Mann, der Thomas in die Weltklasse führte, Henry auf die nationalen Titelkämpfe vor. „Die Trainingsmethodik ist allerdings inzwischen eine ganz andere“, gesteht Vater Koelmann.

Die anspruchsvollen Wildwasser-Abfahrtsstrecken in Europa sind rar gesät, so dass Henry, sofern er mit 14, 15 Jahren international starteten wird, auf den Strecken unterwegs ein wird, auf denen Thomas seine Erfolge feierte. „Henry fragt auch manchmal nach meinen Zeiten auf bestimmten Strecken. Aber das ist nicht vergleichbar. Wasserstände, Fließgeschwindigkeiten und andere Strömungsverhältnisse machen jedes Rennen einzigartig“, so Vater Koelmann. „Diese Abwechslung war es ja auch, die mich zum Wildwasser gebracht hat und die mich so lange dabei gehalten hat.“ eigentlich hatte er gedacht, keine sportlichen Ziele mehr zu haben. Jetzt aber hat er wieder eins. „Ich möchte irgendwann mal mit Henry in einer Mannschaft fahren.“