„Düsseldorfer Perlen“ Das Schöne im Unperfekten
Düsseldorf · Das Foto auf Seite sechs zeigt ein blaues Haus im Vordergrund und Vögel verschwommen im Hintergrund. Dieses Häuschen, sagt Markus Luigs, stehe mitten in Düsseldorf und sei gefühlt trotzdem weit weg.
Denn obwohl die Aufnahme an einem der zentralsten Orte der Stadt entstanden sei, dürften die meisten Menschen ihn nicht erkennen. Dieser Widerspruch scheint Luigs zu gefallen.
Markus Luigs ist Fotograf und Designer. Bereits seit dem Jahr 2015 betreibt er den Fotoblog „Düsseldorfer Perlen“. Bei Instagram folgen der Seite weit mehr als 17 000 Menschen. Und trotzdem trägt sie einen provokanten Titel, wie Luigs selbst zugibt. Denn das, was der Fotograf als Perle bezeichnet, dürfte aus der Sicht vieler Menschen gerade nicht dieses schillernde Prädikat verdienen.
2017 brachte Luigs das, was er bis dato nur im Netz veröffentlicht hatte, auf Papier und erstellte einen ersten gleichnamigen Bildband. Offenbar interessierten sich viele Menschen für die ungewöhnlichen Ansichten der Stadt, laut Luigs ist das Buch mittlerweile vergriffen. Nun hat der Fotograf einen zweiten Bildband mit dem Titel „Düsseldorfer Perlen“ veröffentlicht.
Das Konzept ist gleich geblieben: Alle abgedruckten Bilder hat Luigs in den vergangenen Jahren bei zufälligen Streifzügen durch die Stadt gemacht. Seine Aufnahmen entstünden eher zufällig und aus dem Moment heraus, sagt der Fotograf über seine Arbeit. „Er sucht nichts und wird doch fast immer fündig“, beschreibt es Alexandra Wehrmann im Vorwort des neuen Buchs. Und weiter: „Im Kaputten, im Zerfetzten, im maximal Unperfekten erkennt er das Schöne – und seine Aufnahmen machen es auch für alle anderen sichtbar.“
Das Vorwort ist der einzige längere Text, der sich im Bildband findet. Luigs selbst hat unter die Fotos jeweils nur die Straßennamen gesetzt. „Ich kann überhaupt nicht schreiben“, erzählt Luigs und lacht. Aus seiner Sicht seien die dargestellten Motive allerdings in sich schlüssig. „Die Fotos haben eine eigene Ästhetik“, sagt er. Wichtig sei ihm, dass er keine Orte als hässlich brandmarken oder der Lächerlichkeit preisgeben wolle.
Insgesamt sind in dem neuen Buch 217 ungewöhnliche Ansichten abgebildet, die zwischen 2010 und 2023 entstanden sind. Ob es generelle Unterschiede zwischen Band eins und zwei gebe? Luigs überlegt. Natürlich habe sich in den vergangenen Jahren zunächst einmal viel verändert in der Stadt. „Aber der erste Band ist vielleicht auch etwas zugänglicher. Der zweite ist konkreter. Als Musiker würde ich jetzt sagen: Er ist mein bislang persönlichstes Album.“ Was auch bedeutet, dass es in dem neuen Buch mitunter noch schwieriger ist, die Bilder zu verorten.
Zu sehen sind Luigs Fotografien aber nicht nur in dem neuen Buch und bei Instagram, sondern auch in einer Ausstellung. Einige der Werke hängen derzeit noch in der Nebn Gallery in Oberbilk. Die Ausstellung ist an diesem Donnerstag von 14 bis 19 Uhr und am Freitag, 10. November, zur Finissage von 18 bis 22 Uhr geöffnet.
Bleibt zum Schluss noch die Frage, wo das Foto mit dem blauen Haus und den Vögeln eigentlich entstanden ist. „Das ist ein Taubenhaus am Bertha-von-Suttner-Platz, genauer gesagt steht es auf dem Hauptbahnhof“, erklärt Luigs. Bei dem Halbkreis hinter dem Häuschen handelt es sich um die Bahnhofsuhr. Ein schäbig-schönes Motiv, das für Markus Luigs eine echte Düsseldorfer Perle ist.
Info „Düsseldorfer Perlen Band 2“, 248 Seiten, 40 Euro, erhältlich in den Buchhandlungen Walther König, Varia Vardar, Buch in Bilk, Schulz und Schultz und unter