Düsseldorfer Tradition an Aschermittwoch Der Hoppeditz brennt – das letzte Helau für 271 Tage
Düsseldorf · Ein letztes Schunkeln, ein letzter Schnaps, ein letztes Helau: Mit der Hoppeditz-Verbrennung im Garten des Stadtmuseums verabschieden sich die Narren traditionell vom Karneval. Und hoffen darauf, dass er am 11.11. von Neuem aus dem Senftopf springt.
Lautes Wehklagen ist aus dem Ibach-Saal des Stadtmuseums zu hören. Es stammt von den zahlreichen Trauergästen, die sich hier an diesem Mittwochmorgen an der Berger Allee eingefunden haben. Schwarzer Trauerschleier hängt von den Hüten der Damen, die weiße Taschentücher schwenken, und auch die meisten der Männer sind in Zylinder, Gehstock und feinem Zwirn erschienen. „Es ist soooo traurig“, stimmt Helga Hesemann mehrfach an. Jahr für Jahr muss sich die Vorsitzende der Düsseldorfer Weiter mit der Spiesratze-Gesellschaft und dem Narrencollegium am Aschermittwoch von „ihrem Hoppeditz“ und damit vom Karneval verabschieden. In diesem Jahr schwingt in der Trauer aber auch ein bisschen Ärger über die Unvernunft der Symbolfigur des Düsseldorfer Karnevals mit. „Wir ärgern uns, dass der ,Tünnes’ schon wieder so viel getrunken hat.“
Traditionell bildet die Trauerfeier und anschließende Verbrennung des Hoppeditz den Abschluss des Düsseldorfer Karnevals. Dann begleitet die Gesellschaft die mit Altbier und Blutwurst behängte Pappmaschee-Figur in einem letzten Umzug durch einen Teil der Carlstadt, ehe sie im Garten des Stadtmuseums verbrannt wird. Und Jahr für Jahr stellen sich Trauernden erneut die Frage: Wie konnte das so plötzlich geschehen? Schließlich sei er am Rosenmontag ja noch putzmunter und närrisch unterwegs gewesen!
Wurde ihm vielleicht ein fremdes Bier serviert? War es eine bevorstehende Insolvenz? Oder gar eine eifersüchtige Liebschaft, wie „Pastorin“ Ursula Verhofen in ihrer Predigt mutmaßt? „Und dann stirbt er auch noch am Valentinstag, der alte Schwerenöter“, ruft Hesemann dazwischen.
Ein letztes Altbierlied und Schnaps auf sein Gedenken
Dennis Vobis hat jedoch eine andere Theorie. Und die kann er auch mit Augenzeugenberichten belegen. „Am Montag waren wir noch zusammen im Schlösser gewesen. Da hat er das Zehn-Liter-Fass ganz alleine getrunken!“ Für den Präsidenten des Narrencollegiums ist die Todesursache schelmisch-klar: Der Hoppeditz hat sich einmal mehr totgefeiert.
So sangen die Jecken ihm zu Ehren unter Begleitung des Orchesters Ardo ein letztes Altbierlied, stießen mit Schnaps auf sein Gedenken an und schunkelten die Trauer über das Ende der fünften Jahreszeit hinweg. Auch im restlichen Rheinland wird der Aschermittwoch noch einmal zelebriert: So wird in Köln etwa die Strohpuppe „Nubbel“ verbrannt, während die Menschen in Bonn ihre Geldbeutel am Rheinufer waschen, auf dass möglichst bald neues Geld „hineingespült“ wird. In Düsseldorf wird nach der Verbrennung im Anschluss noch Fisch gegessen – ehe der Hoppeditz am 11.11. dann wieder aus dem Senftopf springt.