Unfallstatistik in Düsseldorf Mehr Kinder in Verkehrsunfälle verwickelt

Düsseldorf · Anders als im NRW-Schnitt hat es auf Düsseldorfs Straßen häufiger gekracht. Sorgen bereiten der Polizei die Kollisionen mit Bahnen.

Werden Kinder mit dem Auto zur Schule gebracht, fehlt ihnen Übung im Straßenverkehr, sagt die Leiterin der Direktion Verkehr.

Foto: dpa/Marijan Murat

In der Landeshauptstadt hat es 2024 wieder häufiger gekracht. Während im NRW-Schnitt die Zahl der Unfälle in den vergangenen drei Jahren gesunken ist, ist sie in Düsseldorf um knapp zwölf Prozent gestiegen. Wie kommt es dazu? Ein Einblick in die Unfallstatistik der Polizei.

Entwicklung der Unfälle

27 615 Verkehrsunfälle hat die Polizei im vergangenen Jahr gezählt. Das sind knapp 500 mehr als im Vorjahr und sogar 4400 Unfälle mehr als noch im Jahr 2021. Damit entwickelt sich der Verkehr in Düsseldorf derzeit gegen den NRW-Trend. Denn im gesamten Bundesland hat die Zahl der Zusammenstöße stark abgenommen, um knapp 70 Prozent.

Zur Einordnung gehört aber auch: Der Corona-Knick ist noch immer zu beobachten. So war die Zahl der Unfälle mit der Pandemie stark gesunken und steigt seither wieder allmählich an – das Niveau vor der Pandemie ist allerdings bis heute nicht erreicht. 2018 waren es fast 30 000 Unfälle.

Neun Personen kamen im vergangenen Jahr auf den Straßen ums Leben. „Neun Schicksale, die für die Angehörigen und Freunde Leid und Schmerz bedeuteten und auch an den Beschäftigten von Polizei und Rettungsdiensten nicht spurlos vorbeigingen“, sagt Polizeipräsidentin Miriam Brauns. Trotz der Mehrzahl an Unfällen wurden zuletzt glücklicherweise weniger Menschen verletzt. Die Zahl der Schwerverletzten ist um 20 Prozent auf 287 gesunken, auch bei den leichten Verletzungen (2472 Personen) ist ein Rückgang zu erkennen.

Unfallschwerpunkte

Es gibt Kreuzungen, an denen es besonders häufig kracht. Es sind alles unübersichtliche Knoten, die seit jeher in der polizeilichen Unfallstatistik auf den oberen Plätzen rangieren. Allen voran: das Mörsenbroicher Ei. Allein dort hat es im vergangenen Jahr 122 Unfälle gegeben, so viele wie an keiner anderen Stelle im Stadtgebiet. Es folgen der Nordstern mit 117 Unfällen, davon 18 Zusammenstöße mit Verletzten, und der Worringer Platz mit 101 Unfällen, davon elf mit Personenschaden. Auf Platz vier liegt der Nordfriedhof (72 Unfälle). Platz fünf und sechs belegt beide der Südring, einmal an der Kreuzung zur Münchener Straße (71 Unfälle) und zur Völklinger Straße (65 Unfälle). Zwei Kreuzungen sind neu in die unrühmliche Top Ten aufgestiegen: der Ernst-Reuter-Platz mit 48 Unfällen und die Ecke Völklinger Straße und Fährstraße mit 44 Unfällen, die im vergangenen Jahr noch auf Platz 33 stand.

Straßenbahnen

Besonders auffällig in der Statistik ist die Häufung der Straßenbahnunfälle. Beinahe täglich kommt es zu Kollisionen zwischen Bahnen und Autos, in 118 Fällen wurden diese als schwere Unfälle gewertet. Deutlich mehr als noch vor drei Jahren (74 Unfälle). In 18 weiteren Fällen kam es zu Unfällen zwischen Straßenbahnen und Fußgängern, sechs Mal zu Unfällen mit Radfahrern. Insgesamt drei Menschen starben, 21 wurden schwer verletzt.

In den meisten Fällen sind es nicht die Straßenbahnfahrer, die den Unfall verursachen. Viel häufiger sind die Autofahrer oder Fußgänger schuld. Häufig halten sich Verkehrsteilnehmer schlicht nicht an die Regeln – wenden zum Beispiel verbotenerweise auf der Straße oder laufen einfach über die Schienen. „Wir sind immer egoistischer im Straßenverkehr“, sagt Jasmin Wierczioch, Leiterin der Verkehrsdirektion der Polizei. „Wir denken nur an unser eigenes Vorankommen.“

So war es etwa am 26. November, als ein 34-Jähriger mit seinem Auto auf der Pariser Straße wendete und dabei über die Gleise fuhr. Die Straßenbahn dahinter konnte nicht mehr rechtzeitig bremsen und fuhr auf den Wagen auf. Der 34-Jährige wurde in seinem Auto eingeklemmt und starb. „Er wollte sich wahrscheinlich 100 Meter sparen und kam nicht mehr nach Hause“, sagt Wierczioch.

Die Polizei werde in diesem Jahr mehr zivile Kontrollen einsetzen, um solche Vergehen zu ahnden, kündigt die Leiterin der Direktion Verkehr an.

Kinder

Sorgen bereitet der Polizei die Entwicklung der Unfälle, in die Kinder verwickelt sind. 149 solcher Unfälle gab es auf Düsseldorfer Straßen im vergangenen Jahr, knapp 15 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Zahl der Schulwegunfälle stieg von zehn auf 26. Insgesamt wurden 181 Kinder im Straßenverkehr verletzt, neun von ihnen schwer. Glücklicherweise wurde kein Kind getötet. Egal ob mit dem Rad oder zu Fuß – in der Mehrheit sind es nicht die Kinder, die die Unfälle verursachen. Auch die Zahl der Radfahrunfälle mit Kindern ist gestiegen (67 Fälle), immerhin tragen die Kinder in der Regel einen Helm.

Aus Sicht der Direktionsleiterin braucht es mehr Engagement der Eltern, die mit ihren Kindern das richtige Verhalten im Straßenverkehr einüben und ihre Selbstständigkeit stärken. Bringe das Elterntaxi die Kinder zur Schule oder Hobbys, fehle diese Übung. „Gerade für die schwächsten Verkehrsteilnehmenden ist wichtig, dass wir alle unseren Beitrag leisten und ein rücksichtsvolles Miteinander im öffentlichen Straßenverkehr pflegen“, sagt Polizeipräsidentin Miriam Brauns.

(veke anbu)