Rolle rückwärts beim alten Güterbahnhof an der Schlüterstraße: Hieß es bei dem unter reger Beteiligung vieler Anwohnerinnen und Anwohner durchgeführten Workshop vor einem Jahr noch, dass der alte Bahnhof an der Metro, in dem lange das Restaurant Tafelsilber sogar eine breite Medienpräsenz erlangte, auf jeden Fall erhalten werden sollte, erklärt die Stadt beim jetzt veröffentlichten Workshop-Ergebnis das genaue Gegenteil: „Leider haben die immer konkreter werdenden Planungen und Untersuchungen ergeben, dass das Gebäude in einem sehr schlechten baulichen Zustand ist. Aufgrund der maroden Bausubstanz wird daher voraussichtlich ein Abriss und Neubau erfolgen müssen, um eine zukunftsfähige moderne und dauerhafte Nutzung des Gebäudes sicherstellen zu können.“ Eine entsprechende Beschlussvorlage wird der Bezirksvertretung (BV) 2 am kommenden Dienstag vorgelegt.
Vor einem Jahr wurden bei dem Workshop noch vermeintliche konkrete Pläne vorgelegt, wonach nach einer umfassenden Sanierung eine zweigeteilte Gastronomie mit Café und Restaurant unter Beibehaltung der alten Terrasse für eine ganztägige Nutzung „ohne Event-Charakter“ geplant sei. Das hat sich jetzt offenbar erledigt.
Die Eigentümerin – die FR Grundbesitz aus Bayreuth – prüfe aktuell an Ort und Stelle einen Neubau, der sich an der Erscheinung des alten Güterbahnhofs orientiert, sodass der historische Bezug erhalten und erkennbar bleibt. Dort sollen wie ursprünglich geplant zwei gastronomische Betriebe untergebracht werden. Der Wiederaufbau des ehemaligen Güterbahnhofsgebäudes könne (mit gegebenenfalls kleinen Abweichungen) im bestehenden Planungsrecht umgesetzt werden.
Beim Workshop vor einem Jahr hatten sich die Teilnehmer noch mit großer Mehrheit für einen Erhalt des Bestandes ausgesprochen. Angeregt wurde die Ansiedlung von familienfreundlicher Gastronomie, die Rücksicht auf die Nachbarschaft nehmen soll. Auch eine Öffnung zum Stadt-Natur-Park in Flingern wurde gewünscht.
Captiva will einen Neubau auf
der bestehenden Tiefgarage
Nun ist die Neukonzeption des alten Güterbahnhofs nur einer von drei Teilen, die im Rahmen einer Weiterentwicklung vor Ort verfolgt wird. Es geht ebenso um einen auf Senioren-Wohnen ausgerichteten Neubau am Medical Center an der Luise-Rainer-Straße sowie eine zugewachsene Brache, die sich am ehesten als Erweiterung des Stadt-Natur-Parks anbietet. Bei beiden Entwicklungsabsichten dürfte allerdings weniger Konfliktpotenzial zu erwarten sein.
Der Investment- und Asset-Manager Captiva, der für den Sonderfonds Captiva Gesundheitsimmobilien im vergangenen Jahr auch das Medical Center selbst erworben hat, will auf jeden Fall einen Neubau auf der bestehenden Tiefgarage als Erweiterung des Medical Centers errichten lassen.
Dort sollen eigentlich verschiedene Angebote des barrierefreien und seniorengerechten Wohnens bis hin zur Pflege realisiert werden. Allerdings: Aufgrund der schwankenden Situation im Pflege- und Krankenhaussektor sei aktuell eine gewisse Zurückhaltung bei möglichen Betreibern dieser Wohnformen zu verzeichnen, sodass diese Option im Moment nicht zuverlässig geplant werden kann. Alternativ soll dort – unter Beachtung des Wohnbaulandmodells der Stadt – geförderter und freifinanzierter Wohnungsbau geschaffen werden. Die Integration von öffentlich zugänglichen Nutzungen im Erdgeschoss des Neubaus ist angedacht, dort soll ein Treffpunkt für die Anwohner und künftigen Bewohner des Gebäudes entstehen – womit die soziale Interaktion im Quartier erhöht wird, etwa durch ein Café mit Außengastronomie.
Für die Brachfläche im Süden wurden beim Workshop einerseits Bepflanzungen zur Steigerung der Biodiversität vorgeschlagen, durch welche Lebensräume für Vögel und Insekten geschaffen werden, andererseits wurde angeregt, auf dem Grundstück weitere Sport- und Freizeitnutzungen zu integrieren. Genannt wurden hier beispielsweise eine Boule-Anlage, Tischtennisplatten oder auch ein Hundeauslaufplatz.