„Die Aufregung ist völlig übertrieben“ Was die Düsseldorfer Politik zur bargeldlosen Rheinbahn sagt
Düsseldorf · In Bussen und Bahnen sollen Tickets nicht mehr bar bezahlt werden können. Das sorgt vielfach für Empörung. Warum Düsseldorfs Verkehrspolitiker das Vorhaben verteidigen.
Während die Vorstellung von einer bargeldlosen Rheinbahn derzeit bei vielen Düsseldorfern und dem Sozialverband VDK für Empörung sorgt, stützt die Politik in der Landeshauptstadt den Vorstoß der Rheinbahn. Das zeigen Gespräche der Redaktion mit den drei im Verwaltungsrat des Verkehrsbund Rhein-Ruhr (VRR) und auch im Aufsichtsrat der Rheinbahn sitzenden Ratsherren Andreas Hartnigk (CDU), Norbert Czerwinski (Grüne) und Martin Volkenrath (SPD).
„Die Aufregung ist völlig übertrieben“, sagt Czerwinski. In Holland sei der bargeldlose Betrieb lange gang und gäbe. „Und da ist die Welt auch nicht untergegangen.“ Hartnigk verweist auf Vorbilder in Spanien und England, wo es auch für ältere Menschen kein Problem sei, den ÖPNV zu nutzen. Volkenrath sieht ein „angstbesetztes Thema“, was am Ende aber sozialverträglich umgesetzt werden könne.
Die Rheinbahn will bis 2027 umstellen. In Bussen und Bahnen soll dann nur noch per Smartphone, EC- oder Kreditkarte gezahlt werden. Die Bezahlmedien dienen bei Kontrollen als Nachweis. Zudem soll in den Kundencentern gegen Bargeld eine Guthabenkarte zur Nutzung aufgeladen werden können.
Eine Ausschreibung für Unternehmen, die das Projekt umsetzen sollen, läuft. Eine Sondersitzung des VRR-Verwaltungsrats steht aus, wo es um Fördermittel für das Pilotprojekt gehen soll. Einige Verkehrsbetriebe sind, wie zu hören ist, nicht begeistert von der langfristigen Perspektive – manche haben offenbar gerade erst in neue Automaten samt Bargeld und Papierdrucker investiert.
Czerwinski gibt zu, dass die Umstellung ebenfalls Geld kosten wird. Doch die Investition werde sich schnell rechnen. Das Bargeldmanagement binde enorm viele personelle Ressourcen. Auch die Automaten seien teurer. Darauf weisen auch Hartnigk und Volkenrath hin. Zumal Papier eingespart werde, das heute oft in Form weggeworfener Tickets Haltestellen oder Bahnen verschmutze.
Czerwinski betont, dass es den Grünen wichtig gewesen sei, dass nicht nur mit Smartphone oder Kreditkarte gezahlt werden kann. Die Geldkarte werde zudem eine anonyme Nutzung ermöglichen. Er hoffe zudem, dass sie nicht nur in den Kundencentern, sondern möglicherweise auch in einigen Kiosken aufgeladen werden kann. „Der Prozess läuft noch, dafür gibt es ja einen Piloten.“
Die Politiker betonen, dass sie die Bedenken vor allem im Hinblick auf manche Senioren verstehen können. Doch Hartnigk sagt auch: „Das wird der älteren Generation nicht gerecht.“ Seine 92-jährige Mutter gehe auch ganz normal mit Tablet und Smartphone um. „Warum sollte das ein anderer dann nicht auch schaffen?“ Zudem gingen Rentner normal mit Bankkarte und Girokonto um. Die Nutzung in der Bahn damit werde einfacher sein, als Kleingeld abzuzählen. So werde auch die Nutzung des ÖPNV einfacher, da Bezahlvorgänge schneller abgewickelt werden können. Da sagt auch Volkenrath.
Zudem betont der SPD-Politiker, dass er Verständnis für die Sorgen habe. „Aber es wird nicht so dramatisch, wie manche meinen.“ Zudem sei es vertretbar, einmal im Monat oder alle sechs Wochen die Geldkarten im Kundencenter mit Bargeld aufzuladen, wenn jemand unbedingt noch so zahlen wolle. Auch laut Hartnigk werde es womöglich für Einzelfälle künftig aufwendiger, aber für die große Masse und die Rheinbahn einfacher und wirtschaftlicher.