Zwischen Monheim und Düsseldorf Kaum jemand hält sich an Tempo 60 auf der Autobahn 59
Analyse | Langenfeld/Monheim · Analyse Wegen massiver Schäden an den Betonplatten gilt auf dem A59-Teilstück zwischen Monheim und dem Dreieck Düsseldorf-Süd seit Mitte November Tempo 60. Doch kaum einer hält sich daran. Helfen dort nun nur noch Blitzer?
Man kann jetzt nicht sagen, die Autofahrer hätten zu wenig Zeit gehabt, sich an die neue Tempobeschränkung auf der Autobahn 59 zwischen den Dreiecken Monheim-Süd und Düsseldorf-Süd in beiden Richtungen zu gewöhnen. Sie gilt seit Mitte November. Die zuständige Autobahn GmbH des Bundes hatte auf diesem Teilstück nach der Einführung von zunächst Tempo 80 eine weitere Reduzierung auf Tempo 60 beschlossen. So soll die Fahrbahnen wegen ihrer immensen Schäden an den Betonplatten noch mindestens bis zur geplanten Sanierung halten. Die Planungen laufen laut der Autobahn GmbH seit Längerem und sind weit fortgeschritten. Die Umsetzung der Maßnahme könne aber erst erfolgen, wenn die Baustellen auf den Umleitungsstrecken, vor allem der A3, abgeschlossen seien. „Wir gehen aktuell davon aus, dass wir im Verlauf des Jahres 2026 mit den Arbeiten auf der A59 beginnen werden“, heißt es von der Autobahn GmbH. Wenn die Platten das trotz der derzeitigen Temporeduzierung nicht aushalten, droht sogar die Komplettsperrung dieser wichtigen Verbindung zwischen Düsseldorf und Leverkusen.
Die A59 war jahrelang
ein Paradies für Autofahrer
Dass die Betonplatten so kaputt sind, hat damit zu tun, dass für die A59 in dem Stück noch nie eine Tempobeschränkung galt und seit ihrer Fertigstellung Mitte der 1970er-Jahre nie wirklich viel daran gemacht wurde. Über Jahrzehnte war sie ein Paradies für Autofahrer – denn wo kann man sein Fahrzeug heutzutage auf deutschen Straßen überhaupt noch bis zum Anschlag des Tachos ausfahren? Und die sollen nun alle mit 60 km/h über die Spuren (gefühlt) kriechen?
Und so fährt bei Autofahrern, die sich an die vorgeschriebene Geschwindigkeit halten, eher die Sorge mit, dass sie von hinten bedrängt und genötigt werden. Bei einem Blick von der Fußgängerbrücke über die A59 in Höhe Benrath sieht man immerhin ein Fahrzeug, das auf der rechten Spur augenscheinlich mit korrekter Geschwindigkeit unterwegs ist. Der Grund erschließt sich wenige Augenblicke später: Es handelt sich dabei um einen Fahrschulwagen.
Was sagte unlängst ein Kollege, der die A59 auf diesem Teilstück öfter nutzt: „Ich fahre dort nun Tempo 80, also auch schon deutlich zu schnell, und werde dabei ständig überholt.“ Ein weiterer Kollege, der dieses Autobahn-Teilstück fast täglich nutzt, beschreibt es so: „Das Unglaublichste ist, dass wenn man sich an Tempo 60 hält, pausenlos von Lastwagen überholt wird. Von denen hält sich keiner an das vorgeschriebene Tempo.“ Auch in den sozialen Netzwerken ist das Verhalten der Autofahrer seit der Einführung von Tempo 60 ein Thema. Ein Nutzer in einer Urdenbacher Gruppe sagt, dass er inzwischen die Autobahn lieber meide. Weiter heißt es, dass die Schilder der Temporeduzierung kaum auffielen, an einer Auffahrt sogar zunächst Tempo 80 durchgestrichen sei und kurz dahinter wieder 60 gelte.
Eine Nutzerin schreibt: „Am schlimmsten finde ich die Lkw, die sich nicht daran halten, das ist mehr als gemeingefährlich.“ Ein anderer sagt, dass er gar nicht einsehe, sich an das Tempolimit zu halten, so schlimm sehe die Fahrbahn ja wohl nicht aus. Da ist er also wieder, der Schlachtruf: Freie Fahrt für freie Bürger! Wer Drängler und Raser fürchte und Angst habe vor einer Kollision, solle die Autobahn halt besser meiden, heißt es weiter. So geht es natürlich auch: Es lebe die Ellbogengesellschaft.
„Die „Problematik ist uns bekannt und wir überwachen und kontrollieren dieses Teilstück nun auch verstärkt – auch mit Zivilfahrzeugen. Das sind die Maßnahmen, die wir aktuell durchführen“, sagt ein Polizeisprecher auf Nachfrage unserer Redaktion und fügt an, dass für stationäre Blitzaktion die Kommunen verantwortlich sind. Übrigens: Der Tempo 80 fahrende Kollege wäre mit einem Bußgeld zwischen 88,50 Euro (16 bis 20 km/h zu schnell) und 128,50 Euro (21 bis 25 km/h zu schnell) dabei. Wer noch schneller unterwegs ist und erwischt wird, kassiert ein einmonatiges Fahrverbot.
Wenn die Autobahn GmbH es wirklich ernst meint mit dem Tempolimit, um eine Komplettsperrung der A59 umgehen zu können, sollte sie schleunigst nachbessern. Dafür hier Tipps: Mehr und vielleicht auch deutlichere Schilder als hinter jeder Auffahrt nur ein einziges Tempo-60-Schild aufstellen.
Da es vor allem die schweren Lkw sind, die die Fahrbahnen schädigen, wäre auch das eine Idee: Überholverbot für Lkw, rechte Fahrspur auf 60 km/h begrenzen, die linke Spur auf 80 oder 100 km/h. Allerdings müsste man auch das wohl mit Blitzern überwachen. Aber so, wie es da jetzt gerade ist, ist es, wie man so schön sagt, nichts Halbes und nichts Ganzes. Und gefährlich für die, die sich tatsächlich an Tempo 60 halten.
Die Dauer der Sanierung gibt die Autobahn GmbH übrigens mit vier bis fünf Jahre an. Also gewöhnen wir uns lieber gleich mal an ein Tempolimit auf der A59.