Halbes Jahrhundert U-Bahn-Geschichte Endstation für die grau-roten Stadtbahnen

Düsseldorf · Die Rheinbahn schickt ihr ältestes Modell in den Ruhestand, nach mehr als 50 Jahren. Die Anzeigen bestehen noch aus bedrucktem Papier. Die früheren Speisewagen waren einst Drehorte für Schimanski-Tatorte.

Auf dem Betriebshof in Heerdt zeigte sich Düsseldorfs älteste Stadtbahn an ihrem letzten Tag im Einsatz.

Foto: Georg Salzburg(salz)/Georg Salzburg

Es war das Jahr 1973, als die ersten rot-weißen Bahnen durch Düsseldorf fuhren. Ein halbes Jahrhundert später schickt die Rheinbahn ihr Modell GT8SU in den Ruhestand. Und so endet am Freitagabend ein bedeutendes Kapitel U-Bahn-Geschichte in Düsseldorf.

Zunächst waren die 69 Fahrzeuge des Typs GT8S aus der Düsseldorfer Waggonfabrik Duewag als Straßenbahn eingesetzt worden. Anfang der 80er-Jahre wurden 40 Bahnen für den Betrieb in den neuen Tunneln umgebaut. 1981 fuhr Düsseldorfs erste U-Bahn zwischen Kennedydamm und Heinrich-Heine-Allee. Auch vier Speisewagen gab es, die auch mal Drehort für Schimanski-Tatorte waren.

Die nicht umgebauten Bahnen waren vor 15 Jahren nach Krakau verkauft worden, die Stadtbahn-Flotte wiederum wurde 2011 bis 2014 umfassend modernisiert. Und auch das äußere Erscheinungsbild änderte sich: Aus der rot-weißen wurde die grau-rote Bahn, um sie dem Look der „Silberpfeile“ anzupassen.

Die letzten sechs verbliebenen Fahrzeuge sind am Freitag zu ihrer allerletzten Dienstfahrt auf den Linien U75 und U77 aufgebrochen. „Dann schicken wir sie in den wohlverdienten Ruhestand“, sagte Rheinbahn-Technikvorstand Michael Richarz. Obwohl, so ganz stimmt das nicht. Vier Bahnen sind für weitere Dienstjahre (nach Instandsetzungen) nach Krakau verkauft worden und werden mit dem Sattelschlepper abgeholt. Fünf Bahnen hatten schon 2022 diesen Weg genommen.

Erstaunlich ist diese Ausdauer nach bereits insgesamt 51 Dienstjahren und drei bis vier Millionen Fahrtkilometern. Genau das werde Richarz besonders vermissen, sagt er: „Diese Form der Stabilität.“ Heutige Bahnen seien eher auf 30 Jahre Lebenszeit ausgelegt, vor allem, weil in ihnen mehr elektronische Technik verbaut sei. Zudem habe die Rheinbahn generell heute deutlich mehr zu tun mit Fertigungsmängeln in der Industrie.

Linienweg noch auf Papier gedruckt angezeigt

Auch manchen Details werden Bahnliebhaber nachtrauern. Ausgedient hat mit dem Abschied der GT8SU zum Beispiel auch die große Anzeige über dem Haltewunschknopf. Zudem werden Linie und nächste Haltestelle außen oder auch der Linienweg innen noch auf Papier gedruckt angezeigt. Das geschieht über eine 20 bis 30 Meter lange Rolle, auf der alle Auswahlmöglichkeiten hinterlegt sind.

Und sogar eine Form von Sitzheizung gab es, da die Bremsenergie in Kästen unter den Fahrgast-Plätzen zur Wärmeproduktion genutzt wurde. (Man merkte es oft am warmen Luftzug an den Beinen.) Heute wird die Bremsenergie übrigens zurück in die Oberleitung gegeben, die dann das nächste Fahrzeug nutzen kann.

Auch akustisch müssen sich die Rheinbahn-Fahrgäste von einer Eigenart verabschieden – und zwar vom eigentümlichen Klackern, das beim Beschleunigen und Abbremsen noch über elektromechanische Prozesse entsteht.

Allerdings: Die Trittstufen und Falttüren waren schon, milde gesagt, einigermaßen pflegeintensiv. Deutlich mehr Komfort bieten die neuen HF6-Bahnen zudem mit Klimaanlage und digitalen Anzeigen samt Anschlüssen. Mittlerweile sind 55 von 59 bestellten neuen Modellen eingetroffen.

Dabei lief der Austausch der alten Bahnen längst nicht wie geplant. Eigentlich sollten schon Anfang dieses Jahres alle HF6 im Einsatz sein, was Hersteller Alstom jedoch nicht schaffte. Schon bei einer Probefahrt hatte das Modell vor Jahren Schlagzeilen gemacht, als es einen Bahnsteig in Duisburg rammte. Nachdem die neuen Bahnen in Betrieb gegangen waren, mussten sie aufgrund von Problemen mit den Trittstufen zunächst wieder stillgelegt werden.

Lange Verspätungen gibt es auch bei der Auslieferung der HFX. Eigentlich sollte Siemens Mobility ab kommendem Jahr ausliefern. Inzwischen ist klar, dass die rot-weißen, 30 bis fast 40 Jahre alten Stadtbahnen etwa auf der instabilen U79 erst in mehr als zwei Jahren nach und nach ersetzt werden können.

(ale ctri)