„Wieder einmal werden Barrieren geschaffen, anstatt sie abzubauen“ Scharfe Kritik an bargeldloser Rheinbahn

Düsseldorf · In Bus und Bahn soll nicht mehr mit Münzen und Scheinen gezahlt werden können. Der Sozialverband VDK ruft die Politik auf, gegen das Vorhaben des Verkehrsbetriebs zu stimmen. Er spricht von „Diskriminierung“.

Für viele ist bezahlen per App schon normal, aber nicht für alle.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

(ae) Das Vorhaben der Rheinbahn, Bargeld und Papierfahrscheine in Bussen und Bahnen abzuschaffen, hat deutliche Kritik hervorgerufen. Der Sozialverband VDK meldete sich am Wochenende per Pressemitteilung nach der Berichterstattung unserer Redaktion. Norbert Zielonka und Peter Ries, vom VdK Düsseldorf und im Behindertenrat aktiv, sehen in dem Vorhaben eine Diskriminierung älterer und behinderter Menschen. Ries sagt: „Wieder einmal werden Barrieren geschaffen, anstatt sie abzubauen.“ Menschen ohne Smartphone oder Kreditkarte würden faktisch vom öffentlichen Nahverkehr ausgeschlossen.

Die Rheinbahn will das Papierticket abschaffen, Fahrscheine soll es nur noch virtuell geben. Bezahlt werden kann per Smartphone sowie EC- oder Kreditkarte, was dann jeweils bei Kontrollen vorgezeigt werden muss.

Zudem soll es die Möglichkeit geben, in einem der Kundencenter der Rheinbahn eine Guthabenkarte bar aufzuladen. Diese Möglichkeit erwähnt der VDK in seiner Pressemitteilung nicht. Auf Nachfrage unserer Redaktion sagt Ries: „Da wird eine zusätzliche Hürde eingebaut.“ Gerade für viele Senioren sei das viel zu umständlich. „Da wollen viele einfach mit Bargeld bezahlen.“ Zudem hätte die Rheinbahn die Behindertenverbände vorher einbeziehen sollen. Auch Obdachlose seien vielfach betroffen. Hinzu komme: „Es darf nicht sein, dass Bürger gezwungen werden, Gebühren für Kartenzahlungen zu entrichten, während die Finanzindustrie davon profitiert. Kinder oder ältere Menschen dürfen nicht aus dem Bus oder der Bahn geworfen werden, weil sie nur Bargeld dabeihaben.“ Von der im Aufsichtsrat vertretenen Politik fordert der VdK eine klare Positionierung gegen die Rheinbahnpläne.

Der VDK sieht einen allgemeinen Trend der Bargeldabschaffung, gegen den er sich positioniert. Als weiteres lokales Beispiel nennt er die Bürgerbüros. „Die Mehrheit der Deutschen möchte weiterhin die Wahlfreiheit haben, ob sie bar oder bargeldlos zahlen“, sagt Peter Ries.

(ae hal)