Konzert in der Düsseldorfer Tonhalle Einfallsreiche Party nach Noten
Düsseldorf · Das Ensemble Blechschaden, bestehend aus exzellenten Bläsern der Münchner Philharmoniker, gab ein umjubeltes Konzert in der Düsseldorfer Tonhalle.
Der Begriff „Blechschaden“ ist im normalen Sprachgebrauch ausschließlich negativ belegt. Wer davon betroffen ist, kann nur über Ärger und meist hohe Kosten berichten. Einzig einer Auswahl von Blechbläsern der Münchner Philharmoniker gelingt in ihren Auftritten ein kompletter Bedeutungswandel zum Positiven – dann wird Blechschaden zum umjubelten Vergnügen. Das Geheimnis ist, wie die Truppe selbst sagt, „die perfekte Aufhebung aller Grenzen zwischen E-und U-Musik“.
Der dem Münchner Spitzenorchester viele Jahre angehörende schottische Hornist Bob Ross gründete im Jahre 1984 aus Frust über die diktatorische Art seines legendären Chefs Sergiu Celibidache mit gleichgesinnten Orchesterkollegen der Blechfraktion und einem Schlagzeuger eine „Party-Band“, die zunächst bei Festlichkeiten des Orchesters auftrat, sich aber bald verselbstständigte. Inzwischen spielen bis auf einen Trompeter ausschließlich Orchestermusiker der zweiten Generation in der elfköpfigen Band, die auf zwei Echo-Klassik-Preise, den Kulturpreis Bayern und die Auszeichnung „München leuchtet“ verweisen kann – alles Preise, darauf weist Bob Ross hin, die die Münchner Philharmoniker niemals bekommen haben.
Mit viel Getöse und Füßetrampeln, freudig begrüßt von einem Auditorium, das offenbar großenteils schon Blechschaden-Erfahrung hatte, betraten fünf Trompeter, ein Hornist, ein Euphonium-Spieler, ein Tubist, zwei Posaunisten und ein Schlagzeuger die Bühne der Tonhalle. Allen vorweg der Gründer der Band – klein und schmal von Gestalt, im karierten Frack einem Clown nicht unähnlich. Er moderierte, dirigierte und wuselte ständig über die Bühne; auf ihn ist die „Party“ eindeutig zugeschnitten – ohne ihn wäre sie nicht denkbar. Dennoch tat Ross manchmal des Guten zuviel; vor allem seine André-Rieu-Persiflage wollte nicht so recht zünden. Da gab es bei der Publikumsanimation doch zu viele Parallelen.
Das alles tat aber den Vorträgen seiner Mitstreiter keinerlei Abbruch. Ohne Ausnahme sind hier Spitzenmusiker am Werk, die erstklassige und frappierend einfallsreiche Bearbeitungen präsentieren. Für einen erkrankten Posaunisten war kurzfristig ein Kollege der Düsseldorfer Symphoniker eingesprungen – fast unglaublich, mit welcher Selbstverständlichkeit er sich in das ihm fremde Ensemble einfügte.
Aus dem Füllhorn der Vorträge hier einige Highlights: die Bassposaune wurde zur Orgel (d-Moll-Toccata von Bach), mit der „Pizzicato-Polka“ wurde Jubilar Johann Strauß geehrt, beim „Tölzer Schützenjazz“ hatte der Schlagzeuger ein umfangreiches, grandios gemeistertes Solo. Eine „Canzon“ aus dem Jahr 1597 von Giovanni Gabrieli teilte die Musiker in zwei sich optimal ergänzende Gruppen, und beim „Marsch der Janitscharen (Mozart, „Entführung aus dem Serail“) waren sich wieder alle einig.
Der „Baumkirchner Jodler“, von einem Bewunderer für das Ensemble komponiert, zeigte die gefühlige Seite der Musiker. Mittels zweier exzellenter Trompeter glänzte der erste Satz eines Konzertes von Vivaldi, und das Euphonium schluchzte geschmackvoll „If you leave me now“. Sogar Ravels „Bolero“ lugte kurz hervor – wandelte sich aber, o Wunder, ganz schnell in Frank Sinatras „I did it my way“. Am Schluss hielt es die Besucher vor Begeisterung nicht mehr auf ihren Sitzen, und mit Michael Jacksons „Another Part of Me“ und zwei weiteren Zugaben verabschiedeten sich die Münchner Gäste.